Schweizer Flagge

Eine Schwä­chung der Kan­to­ne schwächt die Schweiz

Die Wirt­schafts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats hält an ihrem Ent­scheid zur OECD-Min­dest­steu­er fest. Sie be­für­wor­tet zwar die Hö­her­be­steue­rung der Gross­un­ter­neh­men, weil sonst Steu­er­gel­der ins Aus­land ver­schenkt wer­den. Sie will je­doch wich­ti­gen Stand­ort­kan­to­nen die damit ver­bun­de­nen Ein­nah­men gröss­ten­teils ent­zie­hen. Warum das letzt­lich auch die Fi­nan­zen des Bun­des ge­fähr­det, lesen Sie hier.

Die OECD ver­langt, dass gros­se, in­ter­na­tio­na­le Un­ter­neh­men zu min­des­tens 15 Pro­zent be­steu­ert wer­den. Es liegt im In­ter­es­se un­se­res Lan­des, die Min­dest­be­steue­rung mit einer Er­gän­zungs­steu­er si­cher­zu­stel­len. Sonst gehen Steu­er­ein­nah­men an an­de­re Län­der ver­lo­ren. Dies zu ver­mei­den, ist un­be­strit­ten.

Er­he­ben müs­sen diese Er­gän­zungs­steu­er die Kan­to­ne. Schweiz­weit wich­ti­ge Wirt­schafts­kan­to­ne ver­lie­ren damit an At­trak­ti­vi­tät. Ge­mäss Stän­de­rat sol­len die Kan­to­ne die Ein­nah­men des­halb zu 75 Pro­zent be­hal­ten kön­nen; sie brau­chen diese Mit­tel, um die Schweiz at­trak­tiv zu hal­ten. Eine knap­pe Mehr­heit der Wirt­schafts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­ra­tes sieht dies an­ders. 50 Pro­zent der Mit­tel sol­len an den Bund gehen und zu­sätz­lich soll der Kan­tons­an­teil durch eine will­kür­li­che Ober­gren­ze von 400 Fran­ken pro Kopf be­grenzt wer­den. Be­grün­det wird dies mit den ne­ga­ti­ven Aus­sich­ten der Bun­des­fi­nan­zen, doch das ist kurz­sich­tig ge­dacht.

Ent­scheid scha­det Stand­ort und Bun­des­fi­nan­zen

2010 brach­te die Ge­winn­steu­er dem Bund 8 Mil­li­ar­den Fran­ken ein, 2020 waren es be­reits 12 Mil­li­ar­den. Das ver­gan­ge­ne Aus­ga­ben­wachs­tum beim Bund wurde mass­geb­lich durch die Un­ter­neh­men fi­nan­ziert. Ge­mäss Fi­nanz­plan des Bun­des soll das so wei­ter­ge­hen. Nächs­tes Jahr sind 14 Mil­li­ar­den bud­ge­tiert, 2026 be­reits 15 Mil­li­ar­den. Die­ses Wachs­tum setzt einen star­ken Stand­ort vor­aus mit hand­lungs­fä­hi­gen Kan­to­nen, an­dern­falls dürf­te sich die Pro­gno­se als il­lu­so­risch er­wei­sen.

Der Ent­scheid der Wirt­schafts­kom­mis­si­on geht nun je­doch genau in die Ge­gen­rich­tung: Wich­ti­gen Stand­ort­kan­to­nen wür­den ins­ge­samt 80 bis 90 Pro­zent der Min­dest­steu­er­ein­nah­men ent­zo­gen. Mass­nah­men zum Er­halt der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät wer­den damit stark er­schwert und die un­ter­neh­me­ri­sche Sub­stanz aufs Spiel ge­setzt. Das wird den Bun­des­haus­halt über die Zeit be­las­ten. Kurz­fris­tig flies­sen im bes­ten Fall zwar ei­ni­ge hun­dert Mil­lio­nen mehr in die Bun­des­kas­se (zu­las­ten der Kan­to­ne), mit­tel­fris­tig aber ist das be­reits ein­ge­plan­te Mil­li­ar­den­wachs­tum ge­fähr­det.

Staats­po­li­tisch frag­wür­di­ge Schwä­chung des Fi­nanz­aus­gleichs

Die Lö­sung von Bun­des­rat und Stän­de­rat ist der­weil aus­ge­wo­gen. Auch die kan­to­na­len Fi­nanz­di­rek­to­rin­nen und Fi­nanz­di­rek­to­ren haben ihre Un­ter­stüt­zung noch­mals deut­lich ge­macht. Kan­to­ne, die ihre Un­ter­neh­men stär­ker be­las­ten müs­sen, kön­nen so Mit­tel für ihre Stand­or­te ein­set­zen. Der­weil sorgt der na­tio­na­le Fi­nanz­aus­gleich (NFA) für eine po­li­tisch aus­ta­rier­te, faire Ver­tei­lung unter den Kan­to­nen. Ins­be­son­de­re auch schwä­che­re Kan­to­ne pro­fi­tie­ren via NFA, wenn die Kan­to­ne einen hohen Ein­nah­men­an­teil be­hal­ten kön­nen.

Die Na­tio­nal­rats­kom­mis­si­on schafft statt­des­sen eine neu­ar­ti­ge und in­ef­fi­zi­en­te Um­ver­tei­lung ba­sie­rend auf einer will­kür­li­chen Ober­gren­ze. Die Kan­to­ne müs­sen dem Bund einen hö­he­ren An­teil ab­tre­ten und die Um­ver­tei­lung über den NFA wird ge­schwächt. Das bringt weder dem Bund noch den Kan­to­nen Vor­tei­le. Im Ge­gen­teil: Die mas­si­ve Schwä­chung be­deu­ten­der Stand­ort­kan­to­ne wirkt sich für den Bund wie auch alle NFA-Neh­mer­kan­to­ne schäd­lich aus.