Zürich

Ar­beit­neh­men­de und der Staat pro­fi­tie­ren von at­trak­ti­vem Stand­ort Schweiz

Die Schwei­zer Stand­ort­po­li­tik der letz­ten Jahr­zehn­te ist äus­serst er­folg­reich. Aber was haben die Ar­beit­neh­men­den davon? Kurz ge­sagt: Löhne auf Re­kord­ni­veau. Nir­gends in der OECD ist der mitt­le­re Lohn höher als in der Schweiz. Das BIP pro Kopf wächst ste­tig und das auf deut­lich hö­he­rem Ni­veau als in den Nach­bar­staa­ten. Der An­teil der Löhne am Volks­ein­kom­men ist sta­bil und die Er­werbs­be­tei­li­gung re­kord­hoch. All das wäre un­denk­bar ohne eine star­ke Prä­senz in­ter­na­tio­nal tä­ti­ger Un­ter­neh­men in der Schweiz. Ar­beit­neh­men­de pro­fi­tie­ren davon.

Der Stand­ort­er­folg der Schweiz ist un­be­strit­ten. Er schlägt sich – wie kürz­lich auf­ge­zeigt – in einer deut­li­chen Zu­nah­me ka­pi­tal­ba­sier­ter Steu­ern nie­der. Beim Bund stei­gen die Un­ter­neh­mens­steu­ern mas­siv an, so dass die Fir­men seit ei­ni­gen Jah­ren erst­mals mehr be­zah­len als die Pri­vat­haus­hal­te. Das Wachs­tum ist mass­geb­lich auf gros­se, in­ter­na­tio­nal er­folg­rei­che Un­ter­neh­men zu­rück­zu­füh­ren. Nur knapp 3 Pro­zent der Fir­men be­zah­len fast 90 Pro­zent der Ge­winn­steu­ern. Selbst die fe­der­füh­ren­de SP-Steu­er­po­li­ti­ke­rin Jac­que­line Badran muss­te kürz­lich zu­ge­ben: «Diese An­sied­lungs­po­li­tik hat funk­tio­niert.» Nur, was haben die Ar­beit­neh­men­den von einem star­ken Un­ter­neh­mens­stand­ort?

Ar­beit­neh­men­de pro­fi­tie­ren von hohen Löh­nen

Wie eine Aus­wer­tung der OECD zeigt, ist der mitt­le­re, preis­be­rei­nig­te Lohn in kei­nem In­dus­trie­land höher als in der Schweiz. Das BIP pro Kopf hat ge­mäss Bun­des­amt für Sta­tis­tik (BFS) seit Mitte der 1990er Jahre um fast 30 Pro­zent zu­ge­legt und das auf einem Ni­veau, das ge­mäss Eu­ro­s­tat deut­lich höher liegt, als in den al­ler­meis­ten EU-Staa­ten. Trei­ber ist die Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät, die ge­mäss BFS seit den 1990er Jah­ren im Mit­tel um jähr­lich 1,2 Pro­zent steigt.

Er­mög­licht wird das mass­geb­lich durch in­ter­na­tio­nal er­folg­rei­che Un­ter­neh­men, die hier­zu­lan­de wert­schöp­fungs­star­ke Ak­ti­vi­tä­ten wie For­schung & Ent­wick­lung, Dienst­leis­tungs-, Ver­triebs- und Haupt­sitz­funk­tio­nen an­sie­deln. Das bringt in­no­va­ti­ve und zu­kunfts­fä­hi­ge Ar­beits­plät­ze, die dank ihrer hohen Pro­duk­ti­vi­tät auch ent­spre­chend hoch ent­löhnt wer­den kön­nen.

Gleich­mäs­si­ge Ver­tei­lung des Wohl­stands

Es gibt kaum ein Land, in dem sich der Wohl­stand bes­ser ent­wi­ckelt hat. Gleich­zei­tig ist die­ser gleich­mäs­sig ver­teilt. Der An­teil am BIP, der Ar­beits­leis­tung ent­schä­digt, liegt sta­bil bei rund 70 Pro­zent. Die Er­werbs­be­tei­li­gung ist re­kord­hoch, und die Un­gleich­heit der Markt­ein­kom­men aus­ser­or­dent­lich ge­ring. Er­werbs­tä­ti­ge haben in der Schweiz wie kaum ir­gend­wo sonst auf der Welt die Mög­lich­keit, aus ei­ge­ner Kraft ein sehr gutes Ein­kom­men zu er­zie­len (Lesen Sie dazu unser Fak­ten­blatt Klas­sen­kampf im Land der guten Löhne).

Tiefe Steu­ern für Pri­va­te, bei ste­tig wach­sen­den staat­li­chen Leis­tun­gen

Wäh­rend EU-Staa­ten Mehr­wert­steu­er­sät­zen bis 25 Pro­zent ken­nen, ist die Be­steue­rung des Kon­sums in der Schweiz mit einem Nor­mal­satz von 7,7 Pro­zent so ge­ring wie nur in ganz we­ni­gen west­li­chen Län­dern. Die Ein­kom­men­steu­ern für tiefe und mitt­le­re Ein­kom­men sind in den letz­ten Jah­ren sogar ge­sun­ken.

Gleich­zei­tig wach­sen die öf­fent­li­chen Aus­ga­ben und die staat­li­chen Leis­tun­gen wer­den ste­tig aus­ge­baut. Das gilt im Be­son­de­ren für den Be­reich der so­zia­len Wohl­fahrt. Kein Be­reich der Bun­des­aus­ga­ben wächst in ver­gleich­ba­rem Tempo. Bei­spie­le dafür sind der mas­siv stei­gen­de Bun­des­bei­trag an die AHV, der Aus­bau der Er­gän­zungs­leis­tun­gen, der Prä­mi­en­ver­bil­li­gung und der Sub­ven­tio­nen für die Kin­der­be­treu­ung. Auch der Be­reich Bil­dung und For­schung wächst deut­lich über­durch­schnitt­lich.

Eine ins­ge­samt mass­vol­le Steu­er­be­las­tung und trotz­dem wach­sen­de staat­li­che Leis­tun­gen? Kann das auf­ge­hen? Die Schweiz ist nicht be­kannt als Schul­den­welt­meis­ter. Das fi­nan­zi­el­le Gleich­ge­wicht ist nur des­halb ge­währt, weil Un­ter­neh­men einen ste­tig wach­sen­den Steu­er­bei­trag leis­ten. In den letz­ten 15 Jah­ren hat der Bund seine So­zi­al­leis­tun­gen um 10 Mil­li­ar­den aus­ge­baut - be­zahlt haben es die Fir­men, deren Steu­ern um ziem­lich genau die­sen Bei­trag im glei­chen Zeit­raum ge­wach­sen sind. Lesen Sie auch den ers­ten Teil die­ser losen Serie: - SP ver­dreht die Fak­ten: Ka­pi­tal­ba­sier­te Steu­ern neh­men zu

Grafik BIP pro Kopf

Quel­le: BFS Wachs­tums- und Pro­duk­ti­vi­täts­sta­tis­tik