Hag vor Logistikzentrum mit Lastwagen im Hintergrund

Ein Ver­bot von Re­impor­ten führt zu hö­he­ren, nicht tie­fe­ren Prei­sen

Die Re­import-Klau­sel im Ge­gen­vor­schlag zur Fair-Preis-In­itia­ti­ve will ver­hin­dern, dass güns­tig ins Aus­land ge­lie­fer­te Pro­duk­te zum tie­fe­ren Preis in die Schweiz zu­rück im­por­tiert wer­den. Damit würde die Hoch­preis­in­sel Schweiz ma­ni­fes­tiert und An­bie­ter könn­ten mit dem Schutz des Ge­setz­ge­bers einen Schweiz-Zu­schlag durch­set­zen.

Zwar un­ter­stützt auch der Stän­de­rat die Grund­idee der Fair-Preis-In­itia­ti­ve, näm­lich die Ein­füh­rung der re­la­ti­ven Markt­macht in der Schweiz. Damit wer­den sich die Prei­se in der Schweiz je­doch nicht sen­ken las­sen. Im­mer­hin ver­zich­tet der Stän­de­rat auf einen wei­te­ren, er­heb­li­chen Ein­griff in die Wirt­schafts­frei­heit. Er lehnt die so­ge­nann­te Re­import-Klau­sel im in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zur Fair-Preis-In­itia­ti­ve ab und hat damit eine grund­le­gen­de Dif­fe­renz ge­gen­über dem Na­tio­nal­rat ge­schaf­fen. Die WAK-N be­an­tragt nun aber mit knap­pem Mehr (12 zu 11 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen), an die­ser Be­stim­mung fest­zu­hal­ten. Die­ser Ent­scheid muss vom Na­tio­nal­rat kor­ri­giert wer­den.

In­halt und Ziele der Re­import-Klau­sel

Markt­be­herr­schen­den und re­la­tiv markt­mäch­ti­gen Un­ter­neh­men soll es nach dem Wil­len der WAK-N er­laubt wer­den, die Be­schaf­fung der von ihnen ex­por­tier­ten Waren ein­zu­schrän­ken, wenn diese Waren ins Pro­duk­ti­ons­land re­impor­tiert und dort ohne wei­te­re Be­ar­bei­tung wei­ter­ver­kauft wer­den. Mit die­ser Re­ge­lung wird in­län­di­schen, re­la­tiv markt­mäch­ti­gen Un­ter­neh­men die Ab­schot­tung des Schwei­zer Mark­tes fak­tisch wei­ter­hin er­laubt blei­ben. Markt­be­herr­schen­den Un­ter­neh­men soll dies neu sogar er­laubt wer­den. 

Waren im Aus­land und nicht im In­land zu be­stel­len hat viel­fäl­ti­ge Grün­de: Bei­spiels­wei­se kön­nen Schwei­zer Un­ter­neh­men auf­grund von Ver­trags­bin­dun­gen mit aus­län­di­schen Han­dels­part­nern zum Bezug ver­pflich­tet sein. Hinzu kommt der star­ke Schwei­zer Fran­ken, wel­cher in­län­di­sche Un­ter­neh­men zum kos­ten­güns­ti­ge­ren Im­port zwingt. So sind ge­ra­de klei­ne­re Un­ter­neh­men auf tie­fe­re Prei­se an­ge­wie­sen, um im Wett­be­werb mit­hal­ten zu kön­nen. 

Wi­der­spruch zur Er­rei­chung einer Preis­sen­kung

Die Re­import-Klau­sel wi­der­spricht den Zie­len, mit denen die In­itia­ti­ve an­ge­prie­sen wird. Sie führt weder zu einer Preis­sen­kung noch zu einer Stär­kung des Wett­be­werbs. Das ein­sei­ti­ge durch (re­la­tiv) markt­mäch­ti­ge Un­ter­neh­men ver­an­lass­te Ver­bot des Re­imports hätte zur Folge, dass Schwei­zer Un­ter­neh­men sowie Schwei­zer Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten in vie­len Fäl­len ge­ra­de nicht von güns­ti­ge­ren Prei­sen für Schwei­zer Pro­duk­te pro­fi­tie­ren könn­ten. Hinzu kommt, dass neu auch markt­be­herr­schen­de Un­ter­neh­men den Re­import ihrer Pro­duk­te mit ein­sei­ti­gem Ver­hal­ten ver­hin­dern könn­ten. Damit ent­steht ein Wi­der­spruch zwi­schen der Pri­vi­le­gie­rung von Schwei­zer Ex­por­teu­ren und dem Ziel der In­itia­ti­ve einer Sen­kung der Prei­se in der Schweiz.

Die Re­ge­lung ge­wich­tet die In­ter­es­sen (re­la­tiv) markt­mäch­ti­ger, ex­port­ori­en­tier­ter Un­ter­neh­men in der Schweiz höher als die zu er­rei­chen­den Preis­ef­fek­te, ins­be­son­de­re auf Stufe der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten. In der Summe dürf­te die Be­stim­mung damit sogar zu zu­sätz­li­cher Ab­schot­tung des Schwei­zer Mark­tes und zu hö­he­ren Prei­sen füh­ren.

Ver­stoss gegen in­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen

Die Re­import-Klau­sel schafft aus­ser­dem einen Kon­flikt mit einer Reihe in­ter­na­tio­na­ler Ver­pflich­tun­gen. So dürf­te die Be­stim­mung ei­ner­seits gegen das Ver­bot von men­gen­mäs­si­gen Be­schrän­kun­gen und Mass­nah­men glei­cher Wir­kung in Frei­han­dels­ab­kom­men der Schweiz (bspw. Art. 13 Abs. 1 FHA Schweiz-EU) ver­stos­sen. Wei­ter kre­iert die Re­import-Klau­sel ein er­heb­li­ches Ver­let­zungs­ri­si­ko der Ver­pflich­tung der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung nach WTO-Recht (Art. III Abs. 4 GATT und Art. XVII GATS). Schliess­lich könn­te eine fak­ti­sche ein­sei­ti­ge Pri­vi­le­gie­rung von Schwei­zer Un­ter­neh­men dem Prin­zip der In­län­der­be­hand­lung (ge­mäss den ent­spre­chen­den WTO- und FHA-Be­stim­mun­gen) ent­ge­gen­ste­hen und würde damit ein ne­ga­ti­ves Si­gnal an die Nach­bar­län­der und die EU sen­den. Ent­spre­chend ist mit hef­ti­gen Re­ak­tio­nen der Nach­bar­län­der und der OECD auf die­sen Bruch kar­tell­recht­li­cher Grund­prin­zi­pi­en zu rech­nen.

Down­load Fak­ten­blatt zur Re­import-Klau­sel