Japan

Frei­han­del mit Japan: Ak­tua­li­sie­rung Ja, aber nicht zu jedem Preis

Die EU hat mit Japan nun eben­falls ein Frei­han­dels­ab­kom­men un­ter­zeich­net. Haben Schwei­zer Un­ter­neh­men nun das Nach­se­hen?

Die EU hat diese Woche mit Japan ein Frei­han­dels­ab­kom­men un­ter­zeich­net, das nächs­tes Jahr in Kraft tre­ten wird. Be­son­ders freu­en dür­fen sich ja­pa­ni­sche Au­to­lie­fe­ran­ten und Mol­ke­rei­pro­du­zen­ten aus der EU, für wel­che die Zölle ge­senkt wur­den. Die Schweiz hat im Ver­gleich zur EU be­reits frü­her ein Frei­han­dels­ab­kom­men mit Japan aus­ge­han­delt. Die­ses ist seit 2009 in Kraft.

Da­mals wur­den bis auf we­ni­ge, eher un­be­deu­ten­de Güter die Zölle auf sämt­li­che In­dus­trie­pro­duk­te auf­ge­ho­ben. Das Frei­han­dels­ab­kom­men mit der EU und Japan deckt noch mehr Be­rei­che des Wa­ren­han­dels ab, al­ler­dings ist der Nach­teil für die Schweiz in die­sem Be­reich ge­ring.

Wo die Schweiz Nach­hol­be­darf hat

Gut mög­lich, dass Schwei­zer An­bie­ter je­doch das Nach­se­hen haben wer­den beim öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sen. Fir­men aus der EU dür­fen nun vor­aus­sicht­lich in knapp 50 ja­pa­ni­schen Städ­ten bei Gross­auf­trä­gen mit­bie­ten und für lo­ka­le Ei­sen­bah­nen Roll­ma­te­ri­al lie­fern. Das hat die Schweiz 2009 noch nicht er­reicht.

Das Ab­kom­men der EU mit Japan geht auch im Be­reich der Agrar­pro­duk­te und Le­bens­mit­tel wei­ter als jenes der Schweiz. Ins­be­son­de­re die Schwei­zer Kä­se­bran­che be­fürch­tet, an die Kon­kur­renz aus der EU nun Markt­an­tei­le zu ver­lie­ren. Die Be­din­gun­gen für den Im­port von EU-Na­tur­kä­se nach Japan – üb­ri­gens das Land, das welt­weit am meis­ten Käse im­por­tiert – sind nun bes­ser als jene, die Schwei­zer Pro­du­zen­ten vor­fin­den. Nicht nur Käse, son­dern auch Rind­fleisch, Bä­cke­rei­wa­ren oder Scho­ko­la­de aus der EU dürf­ten je­doch neu bes­se­ren Markt­zu­gang haben.

Mo­der­ni­sie­rung ist näher zu prü­fen …

Die Schweiz hat ge­gen­über der EU also ge­wis­se Nach­tei­le im Han­del mit Japan, al­ler­dings sind sie über­schau­bar. In be­stimm­ten Be­rei­chen scheint eine Ak­tua­li­sie­rung des Ab­kom­mens sinn­voll. Auf jeden Fall liegt im bi­la­te­ra­len Han­del noch viel drin, auch wenn Japan be­reits jetzt in den Top 10 der Schwei­zer Han­dels­part­ner ran­giert: Auf dem Aus­sen­han­dels­in­dex (Aus­sen­wirt­schafts­stra­te­gie Seite 15) von eco­no­mie­su­is­se, der das Po­ten­zi­al im bi­la­te­ra­len Han­del auf­zeigt, folgt Japan di­rekt hin­ter den USA, der EU und China. Japan ist aus­ser­dem die sechst­wich­tigs­te De­sti­na­ti­on von Schwei­zer Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen im Aus­land (Aus­sen­wirt­schafts­stra­te­gie Seite 6).

Aussenhandelsindex

… dabei gibt es auch einen Stol­per­stein

Äus­serst wich­tig – manch­mal wich­ti­ger als der Markt­zu­gang an sich – sind je­doch die tech­ni­schen De­tails. Fol­gen­den As­pekt im Frei­han­dels­ab­kom­men zwi­schen der EU und Japan sieht die Wirt­schaft äus­serst kri­tisch: Das Mo­dell der so­ge­nann­ten Ur­sprungs­über­prü­fung, das die EU, aber auch die Schweiz bis anhin ken­nen, wird darin ra­di­kal um­ge­krem­pelt. Bis anhin über­prüft je­weils die Zoll­be­hör­de des Ex­port­lan­des beim Un­ter­neh­men, ob das Pro­dukt tat­säch­lich im je­wei­li­gen Land ge­nü­gend be­ar­bei­tet wurde, um we­ni­ger Zoll be­zah­len zu müs­sen. Das Re­sul­tat die­ser Prü­fung teilt sie der Im­port­zoll­be­hör­de mit.

Im Han­del zwi­schen der EU und Japan kann die Zoll­be­hör­de des Im­port­lan­des jetzt al­ler­dings ver­trau­li­che Daten vom aus­län­di­schen Un­ter­neh­men ver­lan­gen, um zu über­prü­fen, ob der Ur­sprung kor­rekt de­kla­riert wurde. Das kann von Re­zep­tu­ren über die Lie­fe­r­an­ten­na­men bis hin zu den Roh­ma­te­ri­al­prei­sen gehen. EU- und Schwei­zer Un­ter­neh­men mit Ex­port­ak­ti­vi­tä­ten aus der EU müs­sen sich mit die­sem neuen Mo­dell nun ent­schei­den: Ent­we­der sie geben ihren aus­län­di­schen Kon­kur­ren­ten ver­trau­li­che Pro­duk­te- und Ge­schäfts­in­for­ma­tio­nen preis, oder sie wer­den nicht von den Zöl­len be­freit. Für die hoch in­no­va­ti­ve Schwei­zer Wirt­schaft ist be­reits jetzt klar, dass die­ses Mo­dell für sie nicht in­fra­ge kommt in künf­ti­gen Ab­kom­men. Üb­ri­gens: Auch die Wirt­schafts­ver­bän­de der EU sind gegen die­ses Mo­dell.