Ausblick zum 1. August: Konsequent auf unsere Stärken bauen
Noch im 19. Jahrhundert galt unser Land als Armenhaus Europas – heute zählt es zu den wohlhabendsten und wettbewerbsfähigsten Standorten der Welt. Die Schweiz darf zweifellos stolz sein auf das, was sie erreicht hat. Doch gerade der Nationalfeiertag sollte Anlass sein, sich wieder einmal vor Augen zu halten, was diesen Wandel überhaupt ermöglicht hat. Und weshalb wir heute gut dastehen, während andere Länder mit fast unüberwindbaren Strukturproblemen rasch in die Schuldenkrise gerutscht sind.
Der lang anhaltende Aufstieg der Schweiz ist speziellen Stärken zu verdanken, auf die unser Land in den vergangenen Jahrzehnten konsequent gesetzt hat. Unsere freiheitliche Verfassung, die Kombination von direkter Demokratie und Föderalismus sowie der Sinn für pragmatische Lösungen sind Teile dieses Erfolgsrezepts. Die gepflegte kulturelle Vielfalt, unsere agile Offenheit gegenüber der Welt unter Wahrung politischer Neutralität und ein starker unternehmerischer, eigenverantwortlicher Geist sind es ebenso.
Übermut wäre allerdings fehl am Platz. Die genannten Werte sind nicht gottgegeben: Sie müssen aktiv gepflegt und weiterentwickelt werden. Das gilt für alle gesellschaftlichen Bereiche, insbesondere aber für die wirtschaftliche Leistung. Wer stillsteht und sich nicht nach vorne orientiert, fällt rasch zurück. Nur mit einer aktiven, souveränen Standortpolitik ist es möglich, im globalen Wettbewerb die Nase vorne zu behalten. Vive la Suisse!
Essay zum 1. August 2011 von Pascal Gentinetta in der "Weltwoche".