Dunk­le Wol­ken am Strom­ho­ri­zont

​Eine neue Stu­die ge­währt fun­dier­te Ein­bli­cke in die künf­ti­ge Strom­ver­sor­gung der Schweiz. Die En­er­gie­wen­de führt zu mas­si­ven staat­li­chen Ein­grif­fen, er­for­dert hohe In­ves­ti­tio­nen und ver­teu­ert die Strom­prei­se sub­stan­zi­ell. Für die Ge­währ­leis­tung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit braucht es eine ra­sche An­pas­sung von Be­wil­li­gungs- und Ein­spra­che­ver­fah­ren. 

​Die heute vom Ver­band Schwei­ze­ri­scher Elek­tri­zi­täts­un­ter­neh­men (VSE) vor­ge­stell­te Stu­die «Wege in die neue Strom­zu­kunft» zeigt drei Sze­na­ri­en für die Strom­zu­kunft der Schweiz auf. Je nach Sze­na­rio va­ri­ie­ren die An­zahl der not­wen­di­gen Gas­kom­bik­raft­wer­ke, der Aus­bau der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en und der Netz­in­fra­struk­tur sowie die Im­port­quo­te und die staat­li­chen Len­kungs­mass­nah­men. Un­ab­hän­gig vom Sze­na­rio steht fest: Die neue En­er­gie­po­li­tik funk­tio­niert selbst unter op­ti­mis­ti­schen An­nah­men nur mit ein­schnei­den­den Spar­mass­nah­men, staat­li­chen Ein­grif­fen und mas­si­ven Meh­r­in­ves­ti­tio­nen (118 bis 150 Mil­li­ar­den Fran­ken). Sub­stan­zi­ell hö­he­re Strom­prei­se (30 bis 75 Pro­zent) und Ziel­kon­flik­te zwi­schen En­er­gie- und Um­welt­po­li­tik sind vor­pro­gram­miert.

Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se ist die pra­xis­ori­en­tier­te Stu­die eine wich­ti­ge Dis­kus­si­ons­grund­la­ge für die Ge­stal­tung der Schwei­zer Strom­zu­kunft. Die Stu­die wirft unter an­de­rem die Frage auf, ob die Schweiz auch in Zu­kunft über eine si­che­re, wett­be­werbs­fä­hi­ge und kli­ma­ver­träg­li­che Strom­ver­sor­gung ver­fü­gen wird. Alle drei vor­ge­stell­ten Sze­na­ri­en füh­ren zu hö­he­ren Strom­prei­sen und mehr Ein­grif­fen des Staa­tes in die En­er­gie­ver­sor­gung. In zwei Fäl­len sind meh­re­re Gas­kom­bik­raft­wer­ke vor­ge­se­hen, die heute nicht wirt­schaft­lich be­trie­ben wer­den kön­nen. Der mas­si­ve Aus­bau der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en führt zudem zu Kon­flik­ten mit dem Um­welt- und Land­schafts­schutz. Spe­zi­ell in den be­vor­ste­hen­den Jah­ren der Un­si­cher­heit wegen der eu­ro­päi­schen Schul­den- und Wäh­rungs­kri­se sind un­wirt­schaft­li­che Mass­nah­men im En­er­gie­be­reich für die Schwei­zer Wirt­schaft un­zu­mut­bar.

Um die ne­ga­ti­ven Fol­gen der neuen En­er­gie­po­li­tik ab­zu­schwä­chen, braucht es eine ra­sche Ver­ein­fa­chung und Be­schleu­ni­gung der Ein­spra­che- und Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren für den gleich­zei­ti­gen Aus­bau der Pro­duk­ti­ons-, Spei­cher- und Trans­port­ka­pa­zi­tä­ten. Da die Not­wen­dig­keit von Gas­kom­bik­raft­wer­ken un­ver­meid­bar scheint, be­darf es zudem eines ra­schen An­schlus­ses der Schweiz an das EU-Em­mis­si­ons­han­dels­sys­tem (ETS). Die För­de­rung von For­schung und Ent­wick­lung im En­er­gie­be­reich muss aus­ge­baut und ein Tech­no­lo­gie­ver­bot ver­hin­dert wer­den.