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Agen­da 2030: UN-Ziele part­ner­schaft­lich um­set­zen

Der Bun­des­rat hat heute den Län­der­be­richt 2018 «Die Um­set­zung der Agen­da 2030 für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung durch die Schweiz» ver­ab­schie­det. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Län­der­be­richt mehr­heit­lich. Die Ana­ly­se zeigt, dass die Schweiz die Grund­über­zeu­gung der UN-Nach­hal­tig­keits­agen­da 2030 – die kon­struk­ti­ve Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Un­ter­neh­men, Staat und NGOs – in vie­len Be­rei­chen seit Jah­ren er­folg­reich lebt. Diese Ko­ope­ra­tio­nen gilt es aus­zu­bau­en, um Mehr­wert für Ge­sell­schaft und Un­ter­neh­men zu schaf­fen. Vor­aus­set­zung ist, dass die Agen­da 2030 als uni­ver­sel­ler Ori­en­tie­rungs­rah­men und nicht als Re­gu­lie­rungs­pro­gramm ver­stan­den wird. Dafür ist eine in­sti­tu­tio­nel­le Ver­an­ke­rung der Sustainable De­ve­lop­ment Goals (SDGs) in der Po­li­tik nötig. Damit kön­nen die SDGs in den or­dent­li­chen po­li­ti­schen Pro­zes­sen um­ge­setzt und in­ef­fi­zi­en­te par­al­le­le Ak­ti­vi­tä­ten ein­zel­ner Ämter ver­mie­den wer­den.

Mit der UN-Nach­hal­tig­keits­agen­da (Agen­da 2030) ist es ge­lun­gen, einen ge­mein­sa­men Rah­men für eine part­ner­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit aller Ak­teu­re zu skiz­zie­ren. Der vom Bun­des­rat ver­öf­fent­lich­te Län­der­be­richt ver­deut­licht, dass die Schweiz dies­be­züg­lich auf gutem Weg ist. In vie­len Be­rei­chen ko­ope­rie­ren Un­ter­neh­men und Staat oder Un­ter­neh­men und NGOs be­reits er­folg­reich und haben so Lö­sun­gen mit Mo­dell­cha­rak­ter eta­bliert; dar­un­ter das duale Bil­dungs­sys­tem, die So­zi­al­part­ner­schaft oder das ver­gleichs­wei­se sta­bil fi­nan­zier­te Vor­sor­ge­sys­tem. Die Schweiz braucht den in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich nicht zu scheu­en und be­legt in wich­ti­gen Be­rei­chen wie Um­welt­schutz, ge­sell­schaft­li­cher Zu­sam­men­halt, Le­bens­qua­li­tät und nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten Spit­zen­plät­ze.

Man­geln­de Ver­an­ke­rung der SDGs in der Po­li­tik

Wäh­rend viele Un­ter­neh­men die SDGs in ihre Stra­te­gie und Be­richt­er­stat­tung in­te­grie­ren, fehlt die­ser po­si­ti­ve An­satz in der Schwei­zer Po­li­tik. Damit wer­den von der Schweiz Chan­cen ver­ge­ben. Nötig ist eine klare in­sti­tu­tio­nel­le Ver­an­ke­rung, statt viel­fäl­ti­ger par­al­le­ler Ak­ti­vi­tä­ten ein­zel­ner Ämter und eine In­te­gra­ti­on der Um­set­zung der SDGs in die or­dent­li­chen po­li­ti­schen Pro­zes­se. Sonst schöpft die Schweiz das Po­ten­zi­al nicht aus und ver­geu­det Res­sour­cen in par­al­le­len Ab­läu­fen. Bei­spiels­wei­se soll­te an­stel­le einer par­al­le­len Nach­hal­tig­keits­pla­nung die Le­gis­la­tur­pla­nung nach den SDGs aus­ge­rich­tet wer­den. Dies er­mög­licht es, die SDGs als glo­ba­len Ori­en­tie­rungs­rah­men zu ver­ste­hen, nicht als re­gu­la­to­ri­sches Kor­sett.

Glo­ba­li­sie­rung und Markt­zu­gang

Im Kon­text des ach­ten SDG-Ziels (SDG 8), wel­ches men­schen­wür­di­ge Ar­beit und Wirt­schafts­wachs­tum zum Ziel hat, wird be­son­ders sicht­bar, dass Wirt­schaft und Nach­hal­tig­keit keine Ge­gen­sät­ze sind. Denn die UN-Nach­hal­tig­keits­zie­le lie­gen im ei­ge­nen In­ter­es­se der Wirt­schaft: Wo Armut schwin­det und Rechts­si­cher­heit wächst, wach­sen Märk­te. Dies führt zu Wohl­stand, Frie­den durch Han­del und In­ves­ti­tio­nen. Mit ihrem En­ga­ge­ment im Rah­men von in­ter­na­tio­na­len In­sti­tu­tio­nen wie der WTO, OECD, Welt­bank und dem IWF trägt die Schweiz in­ter­na­tio­nal zu SDG 8 bei, indem sie sich bei­spiels­wei­se dafür ein­setzt, den Markt­zu­gang für Ent­wick­lungs­län­der zu ver­bes­sern. Die Schwei­zer Wirt­schaft setzt sich dar­über hin­aus stark gegen pro­tek­tio­nis­ti­sche Be­stre­bun­gen ein.

Un­ter­neh­men über­neh­men Mit­ver­ant­wor­tung

Die An­zahl der Schwei­zer Un­ter­neh­men, wel­che die SDGs in ihre Stra­te­gie und damit ins Kern­ge­schäft in­te­grie­ren, steigt kon­ti­nu­ier­lich. Doch nach wie vor gilt es, die Agen­da 2030 in wei­ten Krei­sen der Wirt­schaft be­kann­ter zu ma­chen, die viel­fäl­ti­gen un­ter­neh­me­ri­schen Chan­cen auf­zu­zei­gen und eine wirk­sa­me Be­richt­er­stat­tung über das von Un­ter­neh­men Ge­leis­te­te zu för­dern. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt diese Sen­si­bi­li­sie­rungs- und Um­set­zungs­ar­beit aktiv.

Ko­ope­ra­tio­nen in­ten­si­vie­ren

Letzt­lich gilt es fest­zu­hal­ten, dass die Linie zwi­schen einer Über­re­gu­lie­rung und den Be­mü­hun­gen, die Wirt­schaft in ihrer Ei­gen­ver­ant­wor­tung zu stär­ken, sehr fein ist. Hier sind beide Part­ner in der Pflicht: Der Staat darin, dass er den Un­ter­neh­men ma­xi­ma­le Frei­heit in der Um­set­zung ge­währt, und die Fir­men, indem sie ihre Ver­ant­wor­tung wahr­neh­men. Ge­fragt sind Stra­te­gi­en und Um­set­zun­gen, nicht ju­ris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Denn ohne Mit­wir­kung des Pri­vat­sek­tors und ohne un­ter­neh­me­ri­sche Lö­sun­gen sind die glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen nicht zu be­wäl­ti­gen.