Schweiz-Türkei: Positiver Ausblick für strategisch bedeutsamen Markt
Das Wichtigste in Kürze:
- Gemischte Wirtschaftskommission Schweiz-Türkei in Bern bringt Schweizer Unternehmen mit türkischen Behörden zusammen.
- Türkei birgt für die Schweizer Wirtschaft ein grosses Potenzial – beispielsweise im Bereich Gross-Infrastrukturprojekte.
- In den letzten Jahren war das Investitionsklima für Schweizer Firmen aufgrund hoher Volatilität herausfordernd. Der Ausblick gestaltet sich aufgrund verschiedener stabilisierender Reformen seitens der türkischen Behörden jedoch positiv.
Am 15.11.2024 hat in Bern die 11. Tagung der gemischten Wirtschaftskommission (GWK) zwischen der Schweiz und der Türkei stattgefunden. Auf Schweizer Seite leitete Botschafterin Andrea Rauber Saxer die Tagung. Gegenüber hochrangigen Vertretern des türkischen Handelsministeriums konnte eine breit abgestützte Schweizer Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von economiesuisse ihre Anliegen direkt einbringen. Die Pharma-, Maschinen- und Textilindustrie waren ebenso anwesend wie die Uhrenbranche und die Schweizer Bahn- und Mobilitätswirtschaft.
Türkei: Strategischer Markt mit viel Potenzial
Mit einem Handelsvolumen von CHF 16.9 Mrd. (Exporte: CHF 14.7 Mrd. und Importe CHF 2.2 Mrd., mit Gold) ist die Türkei bereits heute der 13. wichtigste Handelspartner der Schweiz. Wie aus den Wortmeldungen der obgenannten Branchen klar zum Ausdruck gekommen ist, ist damit das Potenzial der Türkei für Schweizer Unternehmen aber lange nicht ausgeschöpft.
Dies ergibt sich einerseits aus der strategischen geografischen Lage, welche das Land am Bosporus als Schlüsselhub für Schweizer Ausfuhren in den Nahen Osten und Nordafrika positioniert. Andererseits verfügt die Türkei über reiche natürliche Ressourcen, eine junge wachsende Bevölkerung und eine gut ausgebaute Infrastruktur. Die türkische Expertise im Bereich von Infrastruktur-Grossprojekten bietet für Schweizer Firmen ganz besondere Opportunitäten. Diese möchte die Schweiz mithilfe des «Team Switzerland Infrastructure»-Ansatz noch effektiver nutzen. Diesbezüglich konnten anlässlich der GWK konkrete nächste Schritte festgelegt werden.
Schwieriges makroökonomisches und geopolitisches Umfeld
Solche Fortschritte sind ganz im Sinne der Schweizer Wirtschaft. Denn der stolze 8. Platz der Schweiz unter den grössten ausländischen Investoren (Bestand von CHF 3.8 Mrd., Ende 2022) täuscht darüber hinweg, dass das Investitionsklima in den letzten Jahren durch eine extreme Volatilität im türkischen Markt gedämpft worden ist. Dafür verantwortlich ist einerseits die hohe Inflation (50% im Oktober 2024), ausgelöst durch eine unorthodoxe Geldpolitik. Andererseits leidet die türkische Wirtschaft unter den aktuellen geopolitischen Verwerfungen – was sich für Schweizer Firmen insbesondere in den Bereichen Landwirtschaftsprodukte und Energie bemerkbar macht.
Positiver wirtschaftlicher Ausblick
Die Schweizer Wirtschaft hat anlässlich der GWK jedoch mit Interesse zu Kenntnis genommen, dass die türkische Regierung seit letztem Jahr mehrere stabilisierende Reformen umgesetzt hat. Dazu gehört beispielsweise der bessere Zugang von ausländischen Firmen zum einheimischen Eisenbahnsektor. Darüber hinaus hat Türkei ein Wirtschaftsprogramm angestossen, welches bis 2026 die hohe Inflation durch höhere Zinsen und Geldverknappung senken will. Diese Reformen sind im laufenden Jahr mit zwei «Upgrades» durch internationalen Rating-Agenturen honoriert worden (letztmals von B+ auf BB-). Erste positive Auswirkungen dieser wirtschaftspolitischen Neuausrichtung sind auch für die Schweizer Wirtschaft spürbar.