Personenfreizügigkeit: Positives überwiegt deutlich
Die Veröffentlichung des jüngsten Observatoriumsberichts zu den Auswirkungen der Personenfreizügigkeit zeigt klar und deutlich, dass die Schweiz insgesamt von der Zuwanderung aus dem EU-Raum profitiert. Sie verlangsamt insbesondere die Überalterung der Bevölkerung, was nicht nur dem Arbeitsmarkt, sondern auch den Sozialversicherungen zugute kommt.
Die positive konjunkturelle Entwicklung hat dazu geführt, dass 2013 netto mehr Menschen in die Schweiz eingewandert sind als in den Jahren zuvor – aus dem EU-Raum waren es 66'200. Diese Zahl scheint hoch, doch sie darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grosse Mehrheit dieser Personen in die Schweiz kam, um zu arbeiten.
Obwohl die Einwanderer heute seltener aus Deutschland, aber häufiger aus südeuropäischen Ländern einreisen, bleibt ihr berufliches Qualifikationsniveau unverändert hoch. Trotzdem verdrängen sie praktisch keine einheimischen Fachkräfte. Der Grund dafür ist einfach: Sie werden zusätzlich gebraucht.
Reallöhne deutlich gestiegen
Gemäss neuster Erhebung des Seco wurden in der Schweiz seit Einführung der Personenfreizügigkeit 624'000 neue Stellen geschaffen. Rund die Hälfte dieser Jobs wird von Schweizerinnen und Schweizern besetzt – deshalb wies unser Land auch während der vergangenen Krisenjahre stets eine vergleichsweise hohe Beschäftigungs- und eine sehr tiefe Arbeitslosenquote auf. Auch die Reallöhne haben sich mit der Personenfreizügigkeit auf allen Stufen positiv entwickelt. Durchschnittlich sind sie Jahr für Jahr um 0,7 Prozent gestiegen.
Die Sozialversicherungen profitieren besonders von der Immigration, wirkt diese doch der zunehmenden Überalterung wenigstens entgegen. Eine Revision der AHV-Finanzierung wird dadurch nicht obsolet, doch sind weit weniger radikale Schritte nötig, als wenn pensionierte Arbeitskräfte einfach unersetzt bleiben.
Der Observatoriumsbericht deckt zwar weder die Wirkungen auf dem Immobilienmarkt noch die Infrastrukturbelastung ab. Doch ist es unverkennbar, dass das Freizügigkeitsabkommen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt – verglichen mit den 1990er-Jahren – zu einer positiven Entwicklung geführt hat. Anstatt den Blick ausschliesslich auf einige negative Begleiterscheinungen zu richten, wäre es wichtig, diese Erfolgsbilanz nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
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