Nach den US-Wah­len: “It’s the eco­no­my, stu­pid”

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Do­nald Trumps er­neu­ter Wahl­sieg in den USA bringt po­ten­zi­el­le Ver­än­de­run­gen mit sich, die so­wohl Chan­cen als auch Ri­si­ken für die Schweiz ber­gen.
  • Trumps Wahl­ver­spre­chen in der Wirt­schafts­po­li­tik könn­ten kurz­fris­tig auch für Schwei­zer Un­ter­neh­men von Vor­teil sein.
  • Viele sei­ner Mass­nah­men sind aber hoch ris­kant, vor allem die Schutz­zöl­le und die Druck­ver­su­che auf die Zen­tral­bank.

Die US-Wah­len haben uns alle in Bann ge­zo­gen und das klare Re­sul­tat hat die meis­ten über­rascht. Wieso aber hat Do­nald Trump so gut ab­ge­schnit­ten? «It’s the eco­no­my, stu­pid». Der von Bill Clin­ton ge­präg­te Be­griff hat sich wie­der ein­mal be­wahr­hei­tet. Viele US-Ame­ri­ka­ner haben heute eine tie­fe­re Kauf­kraft als vor der Pan­de­mie. Die hohe In­fla­ti­on der letz­ten Jahre über­stieg die Lohn­er­hö­hun­gen, ge­ra­de für den we­ni­ger gut ver­die­nen­den Teil der Be­völ­ke­rung. Do­nald Trump hat diese An­lie­gen auf­ge­nom­men und eine Ver­bes­se­rung der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung für alle ver­spro­chen. Zudem holte er sich Elon Musk ins Boot, wel­cher für er­folg­rei­ches Un­ter­neh­mer­tum steht. Die De­mo­kra­ten hin­ge­gen ver­pass­ten es, bei ihren ur­sprüng­li­chen Stamm­wäh­lern, der Ar­bei­ter­schaft, zu punk­ten und ver­lo­ren auch, weil ihre Wirt­schafts­kom­pe­tenz in den Augen der Wäh­ler­schaft man­gel­haft ist.

Nun, An­kün­di­gun­gen sind immer etwas an­de­res als das Re­sul­tat. Prü­fen wir kurz, ob Trump sein Ver­spre­chen ein­hal­ten kann, die US-Wirt­schaft wie­der auf Vor­der­mann zu brin­gen und vor allem was das für die Schweiz be­deu­tet:

  1. Do­nald Trump ver­spricht Steu­er­sen­kun­gen für Un­ter­neh­men. Dies wird po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Wirt­schaft haben und ver­mehr­te In­ves­ti­tio­nen be­güns­ti­gen. Al­ler­dings wird das Staats­de­fi­zit zu­sätz­lich er­höht, weil zu­min­dest vor­über­ge­hend die Steu­er­zah­lun­gen tie­fer aus­fal­len. Eine Sen­kung der Un­ter­neh­mens­steu­ern wird also kurz­fris­tig die US-Wirt­schaft be­le­ben, wovon auch Schwei­zer Un­ter­neh­men pro­fi­tie­ren wer­den.
  2. Trump will we­ni­ger in die Wirt­schaft ein­grei­fen. Ge­ra­de die Kryp­to-Ge­mein­schaft er­war­tet, dass ihr die neue Re­gie­rung keine Kne­bel zwi­schen die Beine wirft. Auch in Bezug auf den Um­welt­schutz oder das Ge­sund­heits­we­sen wird Trump vom Gas­pe­dal der Re­gu­lie­rung ab­rü­cken.
  3. Trump wird die Sub­ven­tio­nen à la Chips-Act oder In­fla­ti­on re­duc­tion act wohl wei­ter­füh­ren und den In­fra­struk­tur­bau wie die Mauer an der Süd­gren­ze for­cie­ren. Ex­ten­si­ve Staat­aus­ga­ben wer­den die Wirt­schaft zu­min­dest kurz­fris­tig sti­mu­lie­ren. Diese in­dus­trie­po­li­ti­schen In­itia­ti­ven ber­gen für die Schwei­zer Wirt­schaft Chan­cen und Ri­si­ken. 
  4. Die von Trump ver­lang­te Er­hö­hung der Im­port­zöl­le könn­te US-Her­stel­ler schüt­zen, würde aber die In­fla­ti­on an­trei­ben und Trumps Po­pu­la­ri­tät ge­fähr­den. Es ist daher frag­lich, ob er die­sen Schritt voll­zie­hen wird. Falls ja, könn­te dies je nach Aus­ge­stal­tung Ge­gen­mass­nah­men der EU und von China aus­lö­sen. Das würde auch ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Schweiz haben.
  5. Trumps mög­li­che Ein­grif­fe in die Un­ab­hän­gig­keit der Fed könn­ten län­ger­fris­tig ver­hee­rend sein. Das Bei­spiel der Tür­kei zeigt, wie po­li­ti­scher Druck auf die Zen­tral­bank zu einer stark stei­gen­den In­fla­ti­on und Ver­trau­ens­ver­lust füh­ren kann. Hof­fen wir für die USA und die Welt, dass Trump die US-Geld­po­li­tik nicht unter seine Fit­ti­che neh­men kann.

Zudem steht die Staats­ver­schul­dung der USA heute bei rund 120 Pro­zent des Brut­to­in­land­pro­dukts. Viele Staats­an­lei­hen wer­den von Aus­län­dern ge­hal­ten. Ein Ver­trau­ens­ver­lust in den US-Dol­lar hätte gra­vie­ren­de Kon­se­quen­zen. Als klei­ne ex­port­ori­en­tier­te Volks­wirt­schaft ist die Schweiz auf ein re­gel­ba­sier­tes Han­dels­sys­tem an­ge­wie­sen. Es wird daher wich­tig sein, ob die künf­ti­ge US-Re­gie­rung eine Po­li­tik Rich­tung Frag­men­tie­rung der Welt­wirt­schaft fort­setzt oder eine Po­li­tik der Ko­ope­ra­ti­on in der Welt­wirt­schaft ver­folgt. Klar ist aber auch: Die USA blei­ben für die Schweiz wirt­schaft­lich sehr be­deut­sam.

Die gröss­te Un­si­cher­heit, wel­che vom Re­gie­rungs­wech­sel in den USA aus­geht, ist aber die Aus­sen­po­li­tik. Hier wird es zu Än­de­run­gen kom­men bei der Ukrai­ne- oder Nah­ost-Po­li­tik. Zu er­war­ten ist, dass er die an­de­ren Nato-Staa­ten auf­for­dern wird, mehr für ihre ei­ge­ne Si­cher­heit zu in­ves­tie­ren und sich nicht auf die USA zu ver­las­sen. Wie aber wird Trump mit den Au­to­kra­ten die­ser Welt wei­ter­kut­schie­ren? Nie­mand weiss, was sich än­dern wird. Der Deal-Maker ist un­be­re­chen­bar.