So­zia­lis­mus in Ve­ne­zue­la oder wie man ein Land rui­niert

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Ve­ne­zue­la ver­fügt über rie­si­ge Erd­öl­vor­kom­men und müss­te ei­gent­lich ein rei­ches Land sein.
  • Die so­zia­lis­ti­sche Po­li­tik von Cha­vez und Ma­du­ro hat das Land rui­niert.
  • Die Al­ter­na­ti­ve zum Ka­pi­ta­lis­mus ist kra­chend ge­schei­tert.

Wie schafft man es, eine Volks­wirt­schaft in den Ruin zu trei­ben, die no­ta­be­ne über rie­si­ge Erd­öl­vor­kom­men ver­fügt? Die Ge­schich­te Ve­ne­zue­las seit der Macht­über­nah­me von Hugo Cha­vez zeigt, was dafür getan wer­den muss:

  1. Ka­pi­ta­lis­mus ver­teu­feln: Die­ser sei schuld daran, dass es den Men­schen schlecht gehe. Also ver­staat­licht man Un­ter­neh­men, un­ter­bin­det die Ka­pi­tal­flucht ins Aus­land, ver­schärft die staat­li­che Kon­trol­le über die Wirt­schaft, schränkt die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit ein und schafft In­ves­ti­ti­onsun­si­cher­heit.
  2. Enorm viel Geld aus­ge­ben: Staats­an­ge­stell­te, Mi­li­tär oder Arme wer­den gross­zü­gig un­ter­stützt. Die Gel­der wer­den rasch in Um­lauf ge­setzt. So si­chert der Po­pu­lis­mus die nächs­te Wie­der­wahl.
  3. Geld­po­li­tik: Um die über­bor­den­den Staats­aus­ga­ben zu fi­nan­zie­ren, wird die Geld­pres­se an­ge­wor­fen.
  4. De­mo­kra­tie ab­schaf­fen: Ar­bei­tet man wäh­rend den ers­ten Jah­ren, wenn die ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen der po­pu­lis­ti­schen Po­li­tik noch nicht dra­ma­tisch sind, daran, die De­mo­kra­tie aus­zu­höh­len und die Pres­se auf Linie zu brin­gen. Damit wird si­cher­ge­stellt, dass am Tag der öko­no­mi­schen Wahr­heit die Macht er­hal­ten wer­den kann.

Die Aus­wir­kun­gen sind heute, nach 25 Jah­ren der so­zia­lis­ti­schen Al­ter­na­ti­ve zum Ka­pi­ta­lis­mus de­sas­trös. Das Brut­to­in­land­pro­dukt pro Kopf der Be­völ­ke­rung, in US-Dol­lar ge­mes­sen, ist heute rund 62 Pro­zent tie­fer als bei der Macht­über­nah­me von Cha­vez. Der Wohl­stand Ve­ne­zue­las ist also um fast zwei Drit­tel ge­sun­ken.

Aber der Reihe nach:

In den 2000-er Jah­ren pro­fi­tier­te Cha­vez vom stei­gen­den Erd­öl­preis. Damit konn­ten stark stei­gen­de Staats­aus­ga­ben fi­nan­ziert wer­den. Das Brut­to­in­land­pro­dukt stieg zwar etwas an, aber deut­lich we­ni­ger stark als die zu­sätz­li­chen Staats­aus­ga­ben. Die Ein­brü­che des Erd­öl­prei­ses wäh­rend der Fi­nanz­markt­kri­se konn­te man noch knapp aus­sit­zen. Nach der Macht­über­nah­me von Ma­du­ro 2013 ging es aber schon bald ans Ein­ge­mach­te: Der Erd­öl­preis sank ab 2015 dras­tisch und ent­zog Ve­ne­zue­la drin­gend be­nö­tig­te De­vi­sen. Die No­ten­pres­se muss­te ein­sprin­gen, um die um­fang­rei­chen Aus­ga­ben­pro­gram­me zu fi­nan­zie­ren. Als der Erd­öl­preis 2018 nach einer kurz­fris­ti­gen Er­ho­lung wie­der stark ein­brach, bra­chen die Dämme und das Re­gime fi­nan­zier­te im gros­sen Stile die Staats­aus­ga­ben mit der Geld­po­li­tik. Die Folge war, dass die In­fla­ti­on ex­plo­dier­te. Im Ma­xi­mum be­trug die jähr­li­che In­fla­ti­ons­ra­te über 344'000 Pro­zent! Üb­ri­ges: Damit in der Ab­bil­dung über­haupt etwas er­sicht­lich ist, sind die In­fla­ti­ons­zah­len in lo­ga­rith­mier­ter Form an­ge­ge­ben.

Die so­zia­lis­ti­sche Po­li­tik führ­te dazu, dass weite Teile der Be­völ­ke­rung ver­arm­ten. Man schätzt, dass die Ar­muts­quo­te mitt­ler­wei­le bei 96 Pro­zent liegt. Auf­grund der Armut und der po­li­ti­schen Re­pres­si­on ver­lies­sen bis No­vem­ber 2023 ge­mäss UNHCR 7,7 Mil­lio­nen Men­schen das Land, rund ein Fünf­tel der Be­völ­ke­rung. Die gröss­te Flucht­be­we­gung in Ame­ri­ka seit Jahr­zehn­ten und eine der gröss­ten welt­weit. Heute leben noch etwa 30 Mio. Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner in Ve­ne­zue­la. Die Men­schen sind aus dem Bo­li­var (of­fi­zi­el­le Wäh­rung in Ve­ne­zue­la) ge­flüch­tet und ver­wen­den, wenn immer mög­lich US-Dol­ler oder Kryp­towäh­run­gen. Die so­zia­lis­ti­sche Po­li­tik hat Ve­ne­zue­la rui­niert.

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