Zwei Männer im Lager

Ex­port­wirt­schaft trifft Bun­des­rat: Es braucht bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen

An­läss­lich des neun­ten «Run­den Tischs Ex­port­wirt­schaft» haben heute Diens­tag hoch­ran­gi­ge Wirt­schafts­ver­tre­ten­de mit Bun­des­rat Guy Par­me­lin über die ak­tu­el­le Ent­wick­lung und die Aus­sich­ten der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft dis­ku­tiert. Im Fokus stan­den dabei die sich wei­ter ab­küh­len­de Ex­port­dy­na­mik, die Eu­ro­pa­po­li­tik, neue Frei­han­dels­ab­kom­men sowie die Aus­wir­kun­gen der ak­tu­el­len geo­po­li­ti­schen Lage.

Heute hat sich die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft in Bern zum neun­ten Run­den Tisch mit Bun­des­rat Guy Par­me­lin ein­ge­fun­den. Dabei wurde deut­lich, dass sich die ak­tu­el­le Lage der Ex­port­in­dus­trie ins­ge­samt un­güns­ti­ger dar­stellt als noch am letz­ten Tref­fen im Mai die­ses Jah­res. Zu schaf­fen ma­chen der Ex­port­wirt­schaft ins­be­son­de­re die an­hal­tend hohe In­fla­ti­on in wich­ti­gen Ziel­märk­ten, die zu­neh­men­de Fran­ken­stär­ke, die stei­gen­de geo­po­li­ti­sche Un­si­cher­heit sowie die hohen En­er­gie- und Roh­stoff­prei­se.

Aus­sich­ten der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft trü­ben sich ein

Die meis­ten Ex­port­bran­chen be­fin­den sich be­reits in einer zy­kli­schen Ab­wärts­be­we­gung, die vor­aus­sicht­lich an­hal­ten wird. Hohe Zin­sen als Folge der In­fla­ti­ons­be­kämp­fung sowie der stei­gen­de Wäh­rungs­druck auf­grund der un­si­che­ren geo­po­li­ti­schen Lage ste­hen einer Er­ho­lung im Wege. Die Ex­por­te nach Deutsch­land, der zweit­wich­tigs­ten Ex­port­part­ne­rin der Schweiz, sind rück­läu­fig. In den USA ist die Lage dank Sub­ven­ti­ons­pa­ke­ten und der guten Kon­su­men­ten­stim­mung zu­min­dest vor­über­ge­hend bes­ser. Gleich­zei­tig ist die kon­junk­tu­rel­le Ent­wick­lung Chi­nas unter an­de­rem durch die Un­si­cher­hei­ten auf dem Im­mo­bi­li­en­markt stark ri­si­ko­be­haf­tet, was die Kon­sum­freu­de und das In­ves­ti­ti­ons­kli­ma dämpft.

Ex­port­na­ti­on braucht bes­se­ren Markt­zu­gang

Trotz zahl­rei­cher Her­aus­for­de­run­gen bie­tet die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on auch Chan­cen: In­di­en, Bra­si­li­en und wei­te­re Wachs­tums­märk­te zwi­schen den Blö­cken ge­win­nen an Be­deu­tung. Damit diese Chan­cen aber auch ge­nutzt wer­den kön­nen, braucht es neue Frei­han­dels­ab­kom­men. Hier ste­hen In­di­en und die Mer­co­sur-Staa­ten ganz zu­oberst auf der Prio­ri­tä­ten­lis­te. Wich­tig sind auch die Ver­hand­lun­gen mit Ma­lay­sia, Thai­land und mit Viet­nam.

Bi­la­te­ra­le III: Wirt­schaft un­ter­stützt den Bun­des­rat

Der Ab­schluss der Son­die­rungs­ge­sprä­che mit der EU ist für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft ein ers­ter Licht­blick. Es ist po­si­tiv zu wer­ten, dass ein Gross­teil der of­fe­nen Fra­gen be­reits wäh­rend den Son­die­run­gen ge­klärt wer­den konn­ten. Jetzt gilt es, diese gute Aus­gangs­la­ge zu nut­zen und am 15. De­zem­ber das Ver­hand­lungs­man­dat für die Bi­la­te­ra­len III zu ver­ab­schie­den. Für die Wirt­schaft ist es äus­serst wich­tig, dass die Teil­nah­me am EU-Bin­nen­markt lang­fris­tig ge­si­chert und die Ver­sor­gungs­si­cher­heit durch den Ab­schluss eines Strom­ab­kom­mens mit der EU nach­hal­tig ge­stärkt wird. Ein wei­te­res zen­tra­les Ziel ist eine ra­sche Vol­l­as­so­zi­ie­rung der Schweiz an das eu­ro­päi­sche For­schungs­pro­gramm «Ho­ri­zon Eu­ro­pe».

Bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen statt neue Be­las­tun­gen

Neue Be­las­tun­gen oder Re­gu­lie­run­gen, ar­beits­markt­li­che Auf­la­gen, Ex­port- oder Im­port­re­strik­tio­nen und die Ein­füh­rung eines CH-CBAM sind der­zeit ex­pli­zit zu ver­mei­den. Es gibt wei­te­re, kon­kre­te For­de­run­gen, wel­che in den kom­men­den Wo­chen be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen: Ex­pli­zit haben sich die Wirt­schafts­ver­tre­ter an­ge­sichts des aku­ten Fach­kräf­te­man­gels in der Schweiz gegen eine Kür­zung der Dritt­staa­ten­kon­tin­gen­te aus­ge­spro­chen. Zudem wäre die Schweiz gut be­ra­ten, von einer früh­zei­ti­gen Ein­füh­rung der OECD-Min­dest­steu­er ab­zu­se­hen. An­dern­falls dro­hen den be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men er­heb­li­che Wett­be­werbs­nach­tei­le.

Der neun­te Runde Tisch brach­te zu­ta­ge, dass die Ri­si­ken im Ex­port­ge­schäft auf­grund der an­ge­spann­ten geo­po­li­ti­schen Lage nicht ge­rin­ger ge­wor­den sind, was die In­ves­ti­ti­ons­be­reit­schaft von Fir­men hemmt. Schwei­zer Ex­port­fir­men sind sich Un­si­cher­hei­ten zwar ge­wohnt und haben sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auch wäh­rend Kri­sen als er­staun­lich wi­der­stands­fä­hig er­wie­sen. Das Um­feld bleibt aber sehr an­spruchs­voll. Ob­wohl der Sub­ven­ti­ons­druck im Aus­land höher wird, darf die Schweiz die­sem nicht nach­ge­ben. Dafür ist es umso wich­ti­ger, dass die Rah­men­be­din­gun­gen für die Ex­port­wirt­schaft nicht nur er­hal­ten, son­dern jetzt ver­bes­sert wer­den.