Eine «Ein­heits­kas­se light» führt in die Sack­gas­se

Der Bun­des­rat hat zur SP-In­itia­ti­ve für die Ein­füh­rung einer staat­li­chen Ein­heits­kran­ken­kas­se einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag for­mu­liert. Mit dem ver­fei­ner­ten Ri­si­ko­aus­gleich ent­hält die­ser zwar eine sinn­vol­le Mass­nah­me. Doch kom­men die wei­te­ren Ele­men­te der Ein­füh­rung einer Ein­heits­kas­se durch die Hin­ter­tür sehr nahe. eco­no­mie­su­is­se lehnt den Ge­gen­vor­schlag des­halb ab.

​​​Die von den So­zi­al­de­mo­kra­ten im Mai 2012 ein­ge­reich­te In­itia­ti­ve «für eine öf­fent­li­che Kran­ken­kas­se» fin­det im Bun­des­rat keine Un­ter­stüt­zung. Doch wie sie heute be­kannt gab, will die Lan­des­re­gie­rung dem Volks­be­geh­ren einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über­stel­len, der aus drei Ele­men­ten be­steht. Weit­ge­hend un­be­strit­ten ist der erste Punkt: Eine Ver­fei­ne­rung des Ri­si­ko­aus­gleichs zwi­schen den Kran­ken­kas­sen dämmt die «Jagd nach guten Ri­si­ken», also den Kampf um Ver­si­che­rungs­kun­den mit tie­fen Kos­ten ein und för­dert den Leis­tungs­wett­be­werb. Diese Mass­nah­me kann aber un­ab­hän­gig vom Ge­gen­vor­schlag als or­dent­li­che Re­form im Par­la­ment be­schlos­sen wer­den. 

Der Bun­des­rat möch­te je­doch deut­lich dar­über hin­aus­ge­hen. So will er einen Hoch­ri­si­ko-Pool schaf­fen, der be­son­ders kos­ten­in­ten­si­ve Fälle ab­deckt und von allen Ver­si­che­rern ge­speist würde. Doch eine sol­che Rück­ver­si­che­rung ist eine «Ein­heits­kas­se light» und höhlt den Leis­tungs­wett­be­werb unter den Kran­ken­ver­si­che­rern aus. Bei einem Schwel­len­wert von 16'000 Fran­ken sieht der Ge­gen­ent­wurf vor, einen Fünf­tel der Kos­ten zu ver­ge­mein­schaf­ten. Die Hoch­kos­ten­fäl­le müs­sen aber un­be­dingt bei den Kran­ken­ver­si­che­rern blei­ben, damit sich die in­te­grier­ten Ver­sor­gungs­mo­del­le wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen. Eine in­te­grier­te Ver­sor­gung ist bei kom­ple­xen Krank­heits­bil­dern be­son­ders ef­fek­tiv.


Grund- und Zu­satz­ver­si­che­rung be­reits heute ge­trennt

Als drit­tes Ele­ment sei­nes Ge­gen­vor­schlags sieht der Bun­des­rat eine strik­te Tren­nung zwi­schen Grund- und Zu­satz­ver­si­che­run­gen vor. Er greift damit die For­de­run­gen einer an­de­ren Volks­in­itia­ti­ve auf, die al­ler­dings im März 2012 auf­grund man­geln­der Un­ter­schrif­ten be­reits im Sam­mel­sta­di­um ge­schei­tert ist. Recht­lich sind die bei­den Ver­si­che­rungs­for­men be­reits heute klar ge­trennt und un­ter­ste­hen einer un­ter­schied­li­chen Auf­sicht. Auch sind Da­ten­trans­fers zwi­schen den bei­den Ver­si­che­run­gen ohne Ein­wil­li­gung des Kun­den schon heute ver­bo­ten. Kom­men beide Ver­si­che­run­gen aus einer Hand, kön­nen je­doch or­ga­ni­sa­to­ri­sche Syn­er­gi­en ge­nutzt wer­den, was wie­der­um hilft, die Ver­wal­tungs­kos­ten tief zu hal­ten. 


eco­no­mie­su­is­se for­dert den Bun­des­rat auf, die­ses be­währ­te Sys­tem nicht über Bord zu wer­fen. Die Ver­si­cher­ten haben davon näm­lich kei­nen spür­ba­ren Nut­zen. Der Dach­ver­band der Schwei­zer Wirt­schaft wird sich in der Ver­nehm­las­sung gegen den bun­des­rät­li­chen Ge­gen­vor­schlag aus­spre­chen. Statt­des­sen ver­langt er, den ver­fei­ner­ten Ri­si­ko­aus­gleich rasch um­zu­set­zen und die SP-In­itia­ti­ve ohne Ge­gen­ent­wurf zügig an die Urne zu brin­gen.