Teil­er­folg auf dem Weg zum in­ter­na­tio­na­len Ab­kom­men

​Die Kli­ma­kon­fe­renz in Dur­ban konn­te aller Un­ken­ru­fe zum Trotz mit einem pas­sa­blen Er­geb­nis ab­ge­schlos­sen wer­den: Das Kyoto-Pro­to­koll wird wei­ter­ge­führt und bis 2015 soll ein uni­ver­sell gül­ti­ges Rah­men­ab­kom­men er­ar­bei­tet wer­den. Dies sind gute Neu­ig­kei­ten für die Schwei­zer Wirt­schaft, die sich immer für ein mög­lichst uni­ver­sel­les Ab­kom­men ein­ge­setzt hat. In Dur­ban hat eco­no­mie­su­is­se die Prä­senz der Schwei­zer Wirt­schaft si­cher­ge­stellt.
​Die Ver­hand­lun­gen gli­chen bis zum Schluss einem Krimi: Bis kurz vor Ende der Ver­hand­lun­gen sah es aus, als würde es zu kei­ner Ei­ni­gung kom­men. Auch die Me­cha­nis­men des Kyoto-Pro­to­kolls waren in­fra­ge ge­stellt. Erst nach einer Ver­län­ge­rung der Kon­fe­renz und einer zu­sätz­li­chen Ver­hand­lungs­nacht ge­lang es, die Si­tua­ti­on zu de­blo­ckie­ren.

Die Aus­wir­kun­gen eines Schei­terns wären ver­hee­rend ge­we­sen: Ohne eine Ei­ni­gung wären alle be­ste­hen­den Me­cha­nis­men des Kli­ma­schut­zes ent­wer­tet wor­den und 2012 zum Still­stand ge­kom­men. Der Kli­ma­schutz und alle Fir­men, die sich auf die­sem Ge­biet en­ga­gie­ren, hät­ten in die­ser po­li­tisch und recht­lich un­si­che­ren Si­tua­ti­on dra­ma­tisch an Ab­satz und Wert ein­ge­büsst. Der Preis für Emis­sio­nen an der Börse in Leip­zig hatte ein Schei­tern ja be­reits vor­weg­ge­nom­men, fak­tisch war der Markt in den ver­gan­ge­nen Wo­chen zu­sam­men­ge­bro­chen.

Nun sieht es wie­der bes­ser aus. Die Me­cha­nis­men des Kyoto-Pro­to­kolls wer­den auch über 2012 hin­aus wei­ter­ge­führt, das wohl wich­tigs­te In­stru­ment sind die Mass­nah­men im In­land und Aus­land. Sie er­lau­ben, auch in Schwel­len­län­dern und in den am we­nigs­ten ent­wi­ckel­ten Län­dern Pro­jek­te zu rea­li­sie­ren, die hel­fen, Treib­haus­ga­se zu sen­ken oder gar nicht erst ent­ste­hen zu las­sen. Es muss in aller Deut­lich­keit ge­sagt wer­den: Dies ist kein Ab­lass­han­del, denn für das Welt­kli­ma ist es ei­ner­lei, ob eine Tonne CO2 in der Schweiz oder in China re­du­ziert wird. Die Qua­li­tät der Zer­ti­fi­ka­te im Aus­land wird zwar immer wie­der be­strit­ten. Doch es sind ver­trau­ens­wür­di­ge Fir­men wie die Zol­lik­o­fer SQS, die die Aus­lands­zer­ti­fi­ka­te über­prü­fen.

Schweiz soll­te EU-Me­cha­nis­men nut­zen
Die Schweiz hat sich im CO2-Ge­setz gegen diese Mass­nah­men im Aus­land aus­ge­spro­chen und will einen an­de­ren Weg gehen, den einer Re­duk­ti­on nur im In­land. Dies ist wirt­schaft­lich und po­li­tisch falsch. Rich­tig wäre ge­we­sen, sich an den wich­tigs­ten Stand­ort­kon­kur­ren­ten zu ori­en­tie­ren. Die EU hat be­schlos­sen, als Staa­ten­bund die Emis­sio­nen bis 2020 um 20 Pro­zent zu re­du­zie­ren, davon die Hälf­te im Aus­land. Für die Schweiz, die Teil der Kyoto-Kon­ven­ti­on ist, wäre es rich­tig, diese Me­cha­nis­men auch zu nut­zen und sich nicht aus der Pflicht zu neh­men.

Das Fern­ziel 2015 muss es sein, ein in­ter­na­tio­nal ver­bind­li­ches Ab­kom­men zu er­rei­chen, das ge­mein­sam ge­tra­gen wer­den kann. Der nächs­te Schritt ist die Ver­hand­lungs­run­de COP18 in Qatar 2012. Der Schritt hin zu einer uni­ver­sel­len Gel­tung ab 2016 ist nötig. Denn erst wenn ein uni­ver­sel­les Ab­kom­men be­steht, kann der po­ten­zi­el­le Scha­den einer am­bi­tio­nier­ten Kli­ma­po­li­tik re­du­ziert wer­den. Heute droht Staa­ten mit am­bi­tio­nier­ten Kli­ma­zie­len das Ab­wan­dern von Fir­men in Staa­ten, in denen keine Kli­ma­po­li­tik be­trie­ben wird («Car­bon Le­a­ka­ge»).

Von die­ser Si­tua­ti­on pro­fi­tie­ren die USA, In­di­en, China, Bra­si­li­en und viele wei­te­re Staa­ten. So­bald ein in­ter­na­tio­na­ler Ver­trag be­steht, in den diese Staa­ten ein­ge­bun­den sind, las­sen sich Fehl­an­rei­ze kor­ri­gie­ren. Für das CO2-Ge­setz in der Schweiz be­deu­tet dies, dass es klü­ger wäre, die lau­fen­de Re­vi­si­on zu stop­pen und das be­ste­hen­de Ge­setz ana­log dem Kyoto-Pro­to­koll bis Ende 2015 zu ver­län­gern. Das wäre eine ver­ant­wor­tungs­vol­le und in­ter­na­tio­nal ab­ge­stütz­te Po­li­tik.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen spe­zi­ell zur Be­tei­li­gung der Schwei­zer Wirt­schaft:
eco­no­mie­su­is­se-Son­der­sei­te mit In­for­ma­tio­nen und Vi­de­os