Gebäude mit Uruguay-Flagge davor

Warum Uru­gu­ay ein EFTA-Mer­co­sur Frei­han­dels­ab­kom­men will

Auf der Wirt­schafts­mis­si­on von Staats­se­kre­tä­rin Helen Bud­li­ger Ar­tie­da nach Uru­gu­ay wird deut­lich, wie sehr das Land mit 3.5 Mil­lio­nen Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­nern am Frei­han­dels­ab­kom­men mit den EFTA-Staa­ten in­ter­es­siert ist. Die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung Uru­gu­ays hängt stark davon ab, wie gut sich das Land in die glo­ba­len Wert­schöp­fungs­ket­ten in­te­grie­ren kann.

Gute Aus­gangs­la­ge von Uru­gu­ay

Das Land ist at­trak­tiv, die Le­bens­qua­li­tät hoch. Die Haupt­stadt Mon­te­vi­deo ist nicht nur bei Kreuz­fahr­ten, son­dern auch bei aus­län­di­schen Ar­beits­kräf­ten sehr be­liebt. Die sich schnell ent­wi­ckeln­den Frei­han­dels­zo­nen schaf­fen gute Ar­beits­plät­ze mit über­durch­schnitt­lich hohen Löh­nen. In we­ni­ger als zwan­zig Jah­ren konn­te Uru­gu­ay sein Brut­to­in­land­pro­dukt (BIP) ver­drei­fa­chen. Das Pro­kopf­ein­kom­men be­trägt rund 22‘000 US-Dol­lar pro Jahr und ist das höchs­te aller Mer­co­sur-Staa­ten.

Dank hoher po­li­ti­scher und ge­samt­wirt­schaft­li­cher Sta­bi­li­tät ver­fügt Uru­gu­ay über eine gute Aus­gangs­la­ge für einen of­fe­nen und mo­der­nen Wirt­schafts­stand­ort. In den Ge­sprä­chen mit po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern wurde schnell klar, dass dies auch so blei­ben wird. Das Land weist eine Ver­schul­dungs­quo­te von nur 52 Pro­zent des BIP auf. Das ist ge­ra­de für la­tein­ame­ri­ka­ni­sche Ver­hält­nis­se ein aus­ge­zeich­ne­ter Wert. Bei der Kor­rup­ti­on be­legt das Land Rang 14 von 180 Län­dern (CPI, 2022). Mit sei­ner Lage zwi­schen Bra­si­li­en im Nor­den, Pa­ra­gu­ay im Wes­ten und Ar­gen­ti­ni­en im Süden ist Uru­gu­ay geo­gra­fisch gut ge­le­gen, wie ein Be­such im Han­dels­ha­fen von Mon­te­vi­deo zeigt. Der Hafen wird lau­fend aus­ge­baut, um eine ef­fi­zi­en­te Ab­fer­ti­gung der zahl­rei­chen Fracht­schif­fe zu ge­währ­leis­ten.

Han­del als Chan­ce und Not­wen­dig­keit zu­gleich

Uru­gu­ay hat in der Ver­gan­gen­heit vor allem Fleisch ex­por­tiert. Seit ei­ni­gen Jah­ren ist je­doch ein Struk­tur­wan­del fest­zu­stel­len. Das Land eta­bliert sich immer mehr als Stand­ort für die in­dus­tri­el­le Pro­duk­ti­on und für Dienst­leis­tun­gen. Viele in­ter­na­tio­na­le Un­ter­neh­men haben ihre Prä­senz vor Ort lau­fend aus­ge­baut – so auch nam­haf­te Un­ter­neh­men aus der Schweiz. Un­ter­des­sen wer­den Roh­ma­te­ria­li­en oder Zwi­schen­pro­duk­te im­por­tiert, wei­ter­ver­ar­bei­tet und dann als Fer­tig­pro­duk­te ex­por­tiert. An­ge­sichts des klei­nen Heim­mark­tes ist Uru­gu­ay je­doch auf den Zu­gang zu den in­ter­na­tio­na­len Märk­ten an­ge­wie­sen.

Be­son­de­re Be­ach­tung schenkt das Land The­men der Nach­hal­tig­keit. So wer­den 97 Pro­zent des Stroms mit Was­ser­kraft, Wind- und So­lar­ener­gie pro­du­ziert. Das Land weist die bes­ten Nach­hal­tig­keits­wer­te La­tein­ame­ri­kas auf. Gros­se Am­bi­tio­nen zei­gen sich auch bei der nach­hal­ti­gen Staats­fi­nan­zie­rung: So hat Uru­gu­ay bei der Welt­bank einen Green Bond auf­ge­nom­men. Je bes­ser das Land die darin fest­ge­leg­ten Nach­hal­tig­keits­zie­le er­füllt, desto tie­fer wird der Zins­satz aus­fal­len. Noch of­fe­ne Pro­blem­stel­len be­ste­hen bei­spiels­wei­se beim Ab­fall­re­cy­cling.

EFTA-Mer­co­sur Frei­han­dels­ab­kom­men mit hoher Prio­ri­tät

Uru­gu­ay ist Mer­co­sur-Mit­glied, ge­mein­sam mit Ar­gen­ti­ni­en, Bra­si­li­en und Pa­ra­gu­ay. Diese Zoll­uni­on hat hohe Im­port­zöl­le ge­gen­über Dritt­staa­ten. Der ent­spre­chend teure Im­port von Ma­schi­nen und Zwi­schen­pro­duk­ten senkt die in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit Uru­gu­ays. Das Land hat er­folg­reich Frei­han­dels­zo­nen ein­ge­führt. Aber die dort gel­ten­de Zoll­be­frei­ung kann nur dann in An­spruch ge­nom­men wer­den, wenn die im­por­tier­ten Güter nach ihrer Wei­ter­ver­ar­bei­tung wie­der ex­por­tiert wer­den. In­län­di­sche Un­ter­neh­men an an­de­ren Stand­or­ten müs­sen die hohen Im­port­zöl­le zah­len.

Die jüngs­te Ent­wick­lung hat be­wie­sen, dass Uru­gu­ay ein guter Stand­ort für in­ter­na­tio­nal aus­ge­rich­te­te Un­ter­neh­men aus In­dus­trie und Dienst­leis­tun­gen ist. Damit sich der Wirt­schafts­stand­ort aber in Zu­kunft wei­ter­ent­wi­ckeln kann, braucht das Land Frei­han­dels­ab­kom­men. Dies hat Uru­gu­ay am jüngs­ten Mer­co­sur-Gip­fel deut­lich zum Aus­druck ge­bracht – und hat ex­pli­zit den Ab­schluss des EFTA-Mer­co­sur-Ab­kom­mens ver­langt, zu­sam­men mit Pa­ra­gu­ay.