Hygienemaske

Der Bund muss sein Krisenmanagement dringend verbessern

Die Schweiz ist vergleichsweise gut durch die Jahre der Pandemie gekommen. Doch bei genauerem Hinsehen erhält das Krisenmanagement keine guten Noten. Ungenügende Vorbereitungen, unklare Kompetenzen und massive Lücken bei Datenerhebung und -management zählen zu den grossen Baustellen. Diese muss der Bund jetzt anpacken, damit das Land für eine nächste Krise besser aufgestellt ist. Im neusten Dossierpolitik legt economiesuisse den Finger auf die wunden Punkte.

Die Corona-Pandemie hat offengelegt, dass die Schweiz sich schwertut, auf plötzlich auftretende Krisen adäquat zu reagieren. Zwar ist das Land besser durch diese schwierige Phase gekommen als die meisten anderen Staaten. Doch punkto Vorbereitung und Krisenmanagement haben sich deutliche Mängel offenbart. Die meisten Akteure wurden auf dem falschen Fuss erwischt, und es rächte sich, dass der Bund über keine funktionierende Krisenorganisation verfügte. Der gesetzlich dafür vorgesehene Bundesstab Bevölkerungsschutz (BSTB) wurde nicht eingesetzt. Hingegen wurde vier Tage nach der Ausrufung des Lockdowns ein Ad-hoc-Krisenstab einberufen, der zunächst eine eigene Geschäftsstelle aufbauen musste.

Kurzfristige Entscheidungen statt Planung in Szenarien

Hauptsächlich wurde versucht, die Krise in den bestehenden Strukturen zu lösen, indem diese deutlich schneller arbeiteten. Kurz: Der Bund hat die Krise verwaltet und hangelte sich von einer kurzfristigen Entscheidung zur nächsten. Erst im Frühjahr 2022 hat man begonnen, in Szenarien zu planen.

Im heute publizierten Dossierpolitik «Lehren aus der Corona-Pandemie» analysiert economiesuisse das Krisenmanagement der vergangenen zweieinhalb Jahre und zeigt auf, welche Baustellen aus Sicht der Wirtschaft angegangen werden müssen. Diese Erkenntnisse haben über Corona hinaus Bedeutung für Notlagen aller Art.

Wichtigste Daten in Echtzeit erheben

Vordringlich benötigt der Bund einen professionellen, permanenten Krisenstab, der im Krisenfall direkt dem Gesamtbundesrat unterstellt ist. Ausserdem müssen Krisen vorausschauender angepackt werden, indem man frühzeitig mit verschiedenen Entwicklungsszenarien arbeitet. Nur so können Handlungsoptionen vorbereitet und passende Massnahmen getroffen werden.

Auch beim Datenmanagement hat die Pandemiezeit grosse Schwächen offenbart. In Krisenfällen müssen die wichtigsten Kennzahlen zwingend in Echtzeit zur Verfügung stehen und ausgewertet werden können. Die Digitalisierung muss deshalb dringend vorangetrieben werden – nicht nur im Gesundheitswesen.