Keine Zeit verlieren: Massentests jetzt rasch schweizweit implementieren
Am heutigen Mediengespräch zur Corona-Pandemie hat BAG-Direktorin Anne Lévy betont, dass das Testen sehr wichtig sei. Dabei hat sie die Hürden für präventive Tests von Personen, die keine Symptome aufweisen, gesenkt. Gemäss BAG können überall dort Massentests durchgeführt werden, wo sich Personen treffen. Damit sollte der Umsetzung dieser wichtigen Massnahme in Unternehmen, Gesundheitseinrichtungen, Schulen usw. nun nichts mehr im Weg stehen.
Nach einem Jahr Corona-Pandemie dürfte der zentrale Stellenwert des Testens inzwischen allgemein bekannt sein. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der Bund und die Kantone bisher so schwertaten, grossflächig Massentests durchzuführen. Zwar hat der Bundesrat am 27. Januar beschlossen, dass sich auch Personen ohne Symptome kostenlos testen lassen können, beispielsweise in Unternehmen oder Altersheimen. Die konkrete Umsetzung harzt aber in vielen Kantonen.
Dabei hat es Graubünden vorgemacht: Bereits im Dezember wurden bei einem Pilotversuch im Puschlav positive Erfahrungen gemacht. Dank Massentests konnten Ansteckungsketten früh unterbrochen werden. Die Fallzahlen sanken im Puschlav, während sie in den anderen Regionen weiter stiegen. Graubünden hat inzwischen erfolgreich eine umfassende Teststrategie etabliert mit regelmässigen Betriebs- und Schultestungen und mit Flächentests bei lokalen Ausbrüchen.
Testen ist billiger als schliessen
Berechnungen der ETH-Professoren Patrick Jenny und Wolf-Dietrich Hardt bestätigen die Erfahrungen im Kanton Graubünden. Sie zeigen, dass der R-Wert um rund zwei Drittel sinken würde, wenn die gesamte Schweizer Bevölkerung wöchentlich getestet würde. Wenn nur die Hälfte wöchentlich getestet würde, sänke der R-Wert immer noch um rund einen Drittel. Die Schlussfolgerung daraus ist einfach: Je mehr getestet wird, desto weniger strenge Massnahmen sind notwendig. Die Bevölkerung regelmässig zu testen ist billiger als Lockdowns zu verhängen, die pro Woche bis zu einer Milliarde Franken kosten.
Aus Sicht von economiesuisse gibt es keine Ausrede: Alle Kantone und der Bund müssen nun vorwärtsmachen. Die Schweiz kann nicht warten und nichts tun, bis die gesamte Bevölkerung geimpft ist. Dies dauert zu lange und würde grosse volkswirtschaftliche Schäden verursachen. Ein Teil der Exit-Strategie bleibt weiterhin das grossflächige Testen.
Logistische Herausforderungen: Partnerschaften eingehen
Zwei Herausforderungen müssen dabei nun insbesondere gemeistert werden. Erstens bezahlt der Bund gemäss der geltenden Verordnung Tests in Betrieben nur, wenn ein überhöhtes Risiko besteht. Diese Einschränkung ist heute durch die BAG-Direktorin Anne Levy relativiert worden. Sie sagte: «Eine erhöhte Übertragungswahrscheinlichkeit herrscht da, wo sich Personen treffen, zum Beispiel in Schulen, in Betrieben, wo viele Personen noch vor Ort arbeiten oder auch an Touristikorten.» Damit ist eindeutig, dass der Bund regelmässige Massentests in allen Arten von Unternehmen unterstützt. In unserem Verständnis fallen auch Büroräumlichkeiten darunter, sobald die Home-Office-Pflicht wieder aufgehoben wird.
Zweitens muss rasch eine gute Logistik für die Massentests aufgebaut werden. Dabei sollte der Staat auch Partnerschaften mit der Privatwirtschaft eingehen. Diverse Unternehmen haben den Behörden bereits ihre Unterstützung angeboten. So stellt zum Beispiel die Zürich Versicherung im Entlebuch bereits Infrastruktur für Testzentren gratis zur Verfügung und wäre bereit, weitere Testzentren in der Schweiz zu eröffnen.