Internationaler Wettbewerb um Jungunternehmen: Die Schweiz braucht Start-up-Visa
- Einleitung Das Wichtigste in Kürze | Position economiesuisse
- Kapitel 1 1. Start-ups: Jungunternehmen mit grossem Innovationspotenzial
- Kapitel 2 2. Wie sieht die Start-up-Landschaft in der Schweiz aus?
- Kapitel 3 3. Zunehmender internationaler Wettbewerb um Start-up-Gründerinnen und -Gründer
- Kapitel 4 4. Neue Zulassungskategorie für Start-up-Gründer in der Schweiz notwendig
- Kapitel 5 5. Fazit
1. Start-ups: Jungunternehmen mit grossem Innovationspotenzial
Was ist ein Start-up?
Eine einheitliche Definition für Start-ups gibt es nicht. Der Begriff stammt aus dem Englischen und heisst so viel wie «neu gründen», «starten» oder «in Gang setzen». Doch längst nicht alle neu gegründeten Unternehmen sind auch Start-ups: Weniger als ein Prozent der jährlich rund 40'000 Neugründungen in der Schweiz werden schliesslich als solche bezeichnet. Welche Eigenschaften machen also aus einem Jungunternehmen ein Start-up?
Wenn man von Start-ups spricht, meint man im Allgemeinen junge Unternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee und ambitionierten Wachstumsplänen. Das Geschäftsmodell verfolgt häufig einen wissenschafts- und technologiebasierten Ansatz und ist skalierbar. Start-ups finanzieren sich in der Regel über Risikokapital, sie werden also von professionellen Investoren getragen. Schliesslich bezwecken sie, ihre Produkte und Dienstleistungen auf internationalen Märkten abzusetzen. Von diesem Verständnis des Begriffs Start-up wird in den folgenden Kapiteln ausgegangen.
Weshalb sind Start-ups wichtig?
Viele entwickelte Länder haben es sich auf die Fahne geschrieben, gute Rahmenbedingungen und ein dynamisches Ökosystem für Start-ups zu schaffen, um innovativen Jungunternehmen Raum für Entwicklung und Prosperität zu geben. Für eine solche Politik gibt es gute Gründe: Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen unternehmerischer Qualität und dem Wachstum des Bruttoinlandprodukts.
Jungunternehmen sind regelrechte Stellenschaffer und tragen damit überproportional zum Beschäftigungswachstum bei. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass nur wenige Start-ups tatsächlich den Sprung nach ganz oben schaffen. Aber genau diese erfolgreichen Jungunternehmen steuern einen äusserst wichtigen Teil zum Beschäftigungswachstum bei. OECD-Daten zeigen, dass Unternehmen, die vor weniger als fünf Jahren gegründet wurden, im Schnitt knapp 20 Prozent der Gesamtbeschäftigung ausmachen, aber für fast 50 Prozent der neu geschaffenen Stellen verantwortlich sind.
Die Bedeutung der Jungunternehmen geht aber deutlich über die reine Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze hinaus. Sie sind dank ihrer Flexibilität und Schnelligkeit und ihrem Zugang zur Wissenschaft oft rascher in der Umsetzung von Innovationen im Markt als etablierte Unternehmen und dadurch ein wesentlicher Treiber des Strukturwandels. Es lässt sich feststellen, dass schnell wachsende Unternehmen häufig auch junge Unternehmen sind und überproportionale Beiträge zum Produktions- und Produktivitätswachstum leisten. Das Produktivitätswachstum innerhalb der Wirtschaft ist mindestens zur Hälfte auf eine Umverteilung der Beschäftigung von weniger produktiven auf produktivere Unternehmen zurückzuführen. Jungunternehmen tragen überproportional zu diesem Wandel bei. Start-ups sind also massgeblich daran beteiligt, dass bestehende Strukturen aufgelöst und Produktionsfaktoren neu zusammengesetzt werden. Dieser Prozess wird als schöpferische Zerstörung bezeichnet, denn er geht mit einer Erhöhung der Produktivität einher. Schliesslich generiert die Erhöhung der Produktivität zusätzliche Einnahmen. Führen diese Mehreinnahmen zu erhöhter Investitionstätigkeit, entstehen am Ende wiederum mehr Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum. Start-ups sind somit neben den etablierten Unternehmen ein wichtiger Faktor für das Beschäftigungs- und Produktivitätswachstum. Insgesamt stärkt eine prosperierende Start-up-Szene die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft.
Start-up-Begriffe, die man kennen sollte
Unicorn: Als Unicorn (dt. Einhorn) werden Start-ups bezeichnet, die bereits vor dem Börsengang einen Marktwert von mindestens einer Milliarde US-Dollar aufweisen. Das Unicorn gilt als eine sehr erfolgreiche Form von Start-up und ist äusserst selten.
Gazelle: Gazellen sind Jungunternehmen (jünger als fünf Jahre), die ein durchschnittliches Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent pro Jahr über eine Periode von – je nach Definition – drei oder vier Jahren aufweisen.
Incubator/Accelerator: Sowohl Incubatoren als auch Acceleratoren sind Förderprogramme für Personen mit innovativen Geschäftsideen. Beide streben grundsätzlich dieselben Ziele an. Sie stellen Wissen, Coaching, Netzwerke wie auch Infrastruktur zur Verfügung. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen bezüglich dem Stadium der geförderten Start-ups. Incubatoren zielen auf die «Ausbrütung» und Entwicklung von Ideen. Daher gelten sie als Geburtsstätte von Geschäftsideen und -gründern. Acceleratoren bezwecken, Ideen und Geschäftsmodelle von Jungunternehmen durch intensive Betreuung und Coaching voranzutreiben. Accelerator-Programme sind in der Regel hoch selektiv und richten sich an Personen aus der ganzen Welt, während ein Incubator auch innerhalb eines Unternehmens durchgeführt werden kann.
Venture Capital: Die Begriffe Venture Capital, Risikokapital oder auch Wagniskapital bezeichnen Beteiligungskapital, welches von Anlegern ausserhalb der Börsen investiert wird. Häufig fliesst dieses Kapital in hoch innovative Jungunternehmen mit einer vielversprechenden Geschäftsidee. Risikokapital ist häufig in Form von Fonds-Gesellschaften organisiert und wird von einem professionellen Fondsmanager verwaltet.
Business Angel: Ein Business Angel unterscheidet sich von Venture Capital insofern, als es sich dabei um eine natürliche Person handelt, die eigene Mittel in ein Start-up investiert. Häufig fungiert der Business Angel auch als Coach und Mentor. Manchmal nehmen sie im Verwaltungsrat des Start-ups Einsitz und lassen das Unternehmen von ihrem breiten Netzwerk profitieren. Business Angels investieren häufig einen tieferen Betrag und in einer früheren Phase als Venture Capital-Gesellschaften.
Seed Money: Seed Money, manchmal auch als Freundes- und Familienrunde benannt, bezeichnet Finanzierungsmittel zur Deckung des Kapitalbedarfs eines Start-ups in einer sehr frühen Phase. Neben Zuschüssen von Freunden und Familie kann es sich auch um Kapital von Seed Venture Capital Fonds oder Business Angels handeln.
Proof of Concept: Proof of Concept bezeichnet das Stadium oder den Punkt innerhalb eines Projekts, an dem die grundsätzliche Machbarkeit der Projektidee bewiesen ist. Der Proof of Concept belegt, dass ein Vorhaben tragfähig ist und Erfolg haben kann. Als eindeutiger Nachweis dafür gilt zum Beispiel das Erreichen des Break-Even-Points.