Globale Probleme erfordern grenzüberschreitende Lösungsansätze
Zu Recht machen wir uns Sorgen über die Brände im Amazonasgebiet. Es braucht Massnahmen. Doch welche? In der Schweiz gibt es nun Kreise, die dafür das soeben fertig verhandelte Freihandelsabkommen zwischen der EFTA und den Mercosur-Staaten nicht ratifizieren wollen. Was bringt das? Für den Dschungel im Amazonasgebiet rein gar nichts.
Gehen wir davon aus, dass das Freihandelsabkommen zwischen den EFTA- und den Mercosur-Staaten nicht ratifiziert wird. Dann bleiben der Siedlungsdruck, die globale Nachfrage nach Agrarrohstoffen und der Klimawandel weiterhin als Hauptursachen der Brände bestehen. Klar ist die Politik gefordert. Doch statt mit dem Freihandelsabkommen im Schweizer Wahlkampf Symbolpolitik zu betreiben, sollte mit den betroffenen Ländern nach Lösungen gesucht werden. Ausgerechnet in Rio de Janeiro wurde 1992 das Konzept der Nachhaltigkeit als zentrale Aufgabe der internationalen Kooperation etabliert. Hier kann die Schweiz viel beitragen. Gerade auch über das Freihandelsabkommen. Denn dieses verfügt über ein Nachhaltigkeitskapitel, welches einen Dialog über genau solche Themen ermöglicht.
Statt mit dem Freihandelsabkommen im Schweizer Wahlkampf Symbolpolitik zu betreiben, sollte mit den betroffenen Ländern nach Lösungen gesucht werden.
Die Mercosur-Länder sind als Agrarexporteure vom Klimawandel massiv betroffen und stark an modernen Technologien zur Verbesserung der Nachhaltigkeit interessiert. In den Bereichen Agrarproduktion, Infrastrukturen, Wassermanagement, Gesundheit, Energieeffizienz, Recycling, Katastrophenschutz, Digitalisierung oder Ausbildung ergeben sich viele Möglichkeiten – aber mit Freihandelsabkommen, und nicht ohne. Auch die Konsumierenden haben einen starken Hebel: Qualitativ hochstehende Lebensmittel finden besseren Absatz, wenn deren Nachhaltigkeit zertifiziert ist. Dadurch verstärkt der Handel die Anreize für mehr Nachhaltigkeit. Wer bei globalen Problemen Verantwortung übernehmen will, kommt um internationale Zusammenarbeit nicht herum. Wirtschaftliche Abschottung löscht keine Brände im Amazonasgebiet.