«Grundkompetenzen stärken und Bildungslücken schliessen»
Das Wichtigste in Kürze:
- Bei der OECD-Studie zur Messung der Kompetenzen der erwachsenen Bevölkerung (PIAAC) liegt die Schweiz in den untersuchten Bereichen nur leicht über dem OECD-Durchschnitt und bleibt deutlich hinter den Spitzenländern zurück.
- Die PISA-Studie 2022 zeigt ein ähnliches Bild bei den 15-Jährigen.
- Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Schulen frühzeitig das nötige Rüstzeug vermitteln müssen, um solide Grundkompetenzen für den späteren Erfolg sicherzustellen.
Im Jahr 2023 nahm die Schweiz erstmals an der OECD-Studie zur Evaluation der Kompetenzen der erwachsenen Bevölkerung (PIAAC) teil. Die Studie untersuchte in 31 Ländern die Kompetenzen der 16- bis 65-jährigen Bevölkerung in den Bereichen Lesen, Alltagsmathematik und adaptivem Problemlösen und ordnet diese im internationalen Vergleich ein.
Die Schweiz bleibt hinter den Spitzenländern zurück
Finnland, Japan und Schweden erzielen im Lesen, in der Alltagsmathematik und im adaptiven Problemlösen die besten Werte. Die Schweiz liegt in allen Bereichen über dem OECD-Durchschnitt, bleibt jedoch deutlich hinter den Spitzenländern zurück. 22 % der Schweizer Bevölkerung haben Schwierigkeiten mit komplexen Texten. Nur 14 % verfügen über sehr gute Lesefähigkeiten, im Vergleich zu über einem Drittel in Finnland. In der Schweiz kann knapp ein Fünftel nur einfache mathematische Konzepte anwenden. Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat grosse Schwierigkeiten sich in neuen Umgebungen zurechtzufinden und relevante Informationen zu identifizieren.
Nicht unerwartet verbessern sich die drei Kompetenzen mit dem Bildungsstand: Während 40 % der Personen ohne nachobligatorischen Abschluss niedrige Kompetenzen in allen Bereichen aufweisen, sinkt dieser Anteil mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II auf 20 %. Personen mit einem Hochschulabschluss erreichen öfter höhere Kompetenzen als jene mit einer höheren Berufsbildung. Erschreckend ist, dass fast jeder zehnte Hochschulabsolvent nur klar definierte Probleme, die wenig Lösungsschritte erfordern, lösen kann.
Auch die PISA-Studie 2022 über die Grundkompetenzen der 15-jährigen Bevölkerung zeigt ähnliche Ergebnisse: Schweizer Jugendliche schneiden zufriedenstellend ab, liegen aber dennoch deutlich hinter Spitzenreiter Singapur zurück. Insgesamt erreicht ein Fünftel der Jugendlichen die von der OECD definierten Mindestkompetenzen in Mathematik nicht; im Lesen betrifft dies sogar ein Viertel. Die Ähnlichkeiten zwischen den Kompetenzen von Jugendlichen und Erwachsenen legen nahe, dass: «Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr».
Die obligatorische Schulzeit stärken und Bildungslücken schliessen
1. Frühe Förderung ist entscheidend
Wer nach der obligatorischen Schulzeit nicht solide Lese- und Rechenfähigkeiten besitzt, hat oft ein Leben lang Schwierigkeiten, diese Defizite aufzuholen. Die Schulen müssen frühzeitig das nötige Rüstzeug vermitteln, um solide Grundkompetenzen sicherzustellen.
2. Grundkompetenzen müssen verbessert werden
Ausreichende Lese- und Rechenkompetenzen sind die Grundlage für den erfolgreichen Übertritt in eine Lehre oder allgemeinbildende Schule und den Abschluss auf Sekundarstufe II. Alarmierend ist, dass seit 2015 ein leichter, aber statistisch signifikanter Rückgang der Mathematikkompetenzen bei Jugendlichen zu beobachten ist. Hier ist die Schule gefordert, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Bei der Erstsprache und Mathematik dürfen keine Kompromisse eingegangen werden.
3. Wichtiger Grundstein setzen für lebenslanges Lernen
Solide Lese- und Rechenkompetenzen sind eine entscheidende Voraussetzung für lebenslanges Lernen. Angesichts der Digitalisierung und des technologischen Wandels ist lebenslanges Lernen unverzichtbar, um den steigenden Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden.
Also los, denn «Früh übt sich, wer ein Meister werden will»!