EU

Schwei­zer KMU-Füh­rungs­kräf­te be­sorgt über un­ge­klär­tes Ver­hält­nis zur EU

Der neue KMU-Ba­ro­me­ter der NZZ zeigt: Das un­ge­klär­te Ver­hält­nis zwi­schen der Schweiz und der EU ist eine der drei gröss­ten geo­po­li­ti­schen und ma­kro­öko­no­mi­schen Sor­gen vie­ler Schwei­zer KMU. Der er­folg­rei­che Ab­schluss der Bi­la­te­ra­len III könn­te sie von die­ser Sorge be­frei­en.

Der bi­la­te­ra­le Weg der Schweiz mit der Eu­ro­päi­schen Union (EU) hat sich be­währt: Die EU ist nicht nur un­se­re wich­tigs­te Han­dels­part­ne­rin. Wir tei­len auch viele ge­mein­sa­me kul­tu­rel­le, so­zia­le und po­li­ti­sche Werte. Ihren Wohl­stand ver­dankt die Schweiz unter an­de­rem der Teil­nah­me am eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt und der er­folg­rei­chen Zu­sam­men­ar­beit mit der EU in für die Schweiz wich­ti­gen Be­rei­chen wie zum Bei­spiel der For­schung und In­no­va­ti­on.

Schwei­zer KMU sind drin­gend auf ge­si­cher­te Be­zie­hun­gen mit der EU an­ge­wie­sen

Ge­ra­de die ex­port­ori­en­tier­ten klei­nen und mitt­le­ren Un­ter­neh­men (KMU) brau­chen für ihre Pla­nung und künf­ti­ge In­ves­ti­tio­nen in den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz sta­bi­le und funk­tio­nie­ren­de Be­zie­hun­gen mit der EU. Dies zeigt nun auch der KMU-Ba­ro­me­ter der NZZ: 46 Pro­zent der 303 be­frag­ten KMU-Füh­rungs­kräf­te nen­nen das un­ge­klär­te Ver­hält­nis zur EU als eine ihrer drei gröss­ten geo­po­li­ti­schen und ma­kro­öko­no­mi­schen Sor­gen, rund zehn Pro­zent mehr als noch 2023. Mehr als zwei Drit­tel der be­frag­ten KMU hat in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren Mit­ar­bei­ten­de aus der EU ein­ge­stellt, drei Vier­tel von ihnen für hoch­qua­li­fi­zier­te Tä­tig­kei­ten. Als Haupt­grund geben 48 Pro­zent der KMU an, dass sie diese spe­zi­fi­schen Qua­li­fi­ka­tio­nen zwar in der Schweiz ge­sucht haben, im In­land aber nicht fin­den konn­ten. 57 Pro­zent der Fir­men be­zeich­nen die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit mit der EU als für sie zen­tral.

Ein­ord­nung: Eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt ist für un­se­re KMU zen­tral

Die Be­deu­tung der fast 600'000 KMU für die Schwei­zer Wirt­schaft ist be­ein­dru­ckend: Sie bil­den 99% aller Un­ter­neh­men in der Schweiz und stel­len zwei Drit­tel der Ar­beits­plät­ze. Falls die ak­tu­el­len Ver­hand­lun­gen über die Wei­ter­ent­wick­lung des bi­la­te­ra­len Wegs mit dem Paket der Bi­la­te­ra­len III schei­tern wür­den, wären Schwei­zer KMU be­son­ders stark davon be­trof­fen. So ent­fällt 42 Pro­zent des Ex­port­vo­lu­mens in der Schweiz auf KMU, wäh­rend die­ser An­teil in Deutsch­land oder Frank­reich le­dig­lich bei 22 Pro­zent bzw. 23 Pro­zent liegt.1 Der Ver­lust der Teil­nah­me am eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt könn­te somit für man­ches ex­port­ori­en­tier­te Schwei­zer KMU exis­tenz­be­dro­hend sein. Im Ge­gen­satz zu den mitt­le­ren und gros­sen Un­ter­neh­men kön­nen diese nicht ein­fach ein Toch­ter­un­ter­neh­men in der EU grün­den und ihre Pro­duk­te über die­ses ab­wi­ckeln. Die Kos­ten dafür wären für sie kaum zu stem­men. Zudem ist es für KMU schwie­ri­ger, neue Märk­te aus­ser­halb Eu­ro­pas zu er­schlies­sen. Das Ge­schäfts­ri­si­ko und die damit ver­bun­de­nen Kos­ten sind für sie viel grös­ser als für mul­ti­na­tio­na­le Un­ter­neh­men. Der Ab­schluss der Bi­la­te­ra­len III ga­ran­tiert hin­ge­gen die Bin­nen­markt­teil­nah­me für ex­port­ori­en­tier­te Un­ter­neh­men in der Schweiz. Für den Er­folg der Schwei­zer KMU ist die Wei­ter­ent­wick­lung des bi­la­te­ra­len Wegs mit der EU des­halb ab­so­lut match­ent­schei­dend.

1Clau­de Zehn­der, Se­ni­or Eco­no­mist Glo­bal, ZKB: «KMU als Rück­grat der Wirt­schaft», Blog ZKB v. 10. Mai 2023.