Nicht die Tech­no­lo­gie, son­dern wir Men­schen müs­sen im Zen­trum der Ge­set­ze ste­hen

Die Schweiz ist ein fas­zi­nie­ren­des Land. Sie hat be­ein­dru­cken­de Al­pen­gip­fel und kris­tall­kla­re Seen, gleich­zei­tig je­doch kaum ei­ge­ne Roh­stof­fe und kei­nen di­rek­ten Zu­gang zum Meer. Dass es un­se­rem Land im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich wirt­schaft­lich den­noch so gut geht, hat viel mit der gros­sen In­no­va­ti­ons­kraft zu tun. Die Schweiz ist ein at­trak­ti­ver Ort, um For­schung und Ent­wick­lung zu be­trei­ben. Die hie­si­gen Un­ter­neh­men und Hoch­schu­len ste­hen im engen Aus­tausch und brin­gen die In­no­va­ti­on voran. Damit dies auch in Zu­kunft so bleibt, be­nö­ti­gen wir sinn­vol­le recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen – ge­ra­de auch bei der Re­gu­lie­rung von neuen Tech­no­lo­gi­en.

Künst­li­che In­tel­li­genz (KI) wird in der Fach­welt schon lange an­ge­wandt und in der Sci­ence-Fic­tion auch schon seit Jah­ren the­ma­ti­siert. Spä­tes­tens mit der jüngs­ten Ent­wick­lungs­wel­le von so­ge­nannt «ge­ne­ra­ti­ver KI», ist die Tech­no­lo­gie de­fi­ni­tiv in der öf­fent­li­chen Dis­kus­si­on an­ge­kom­men. Damit wird allen klar, dass KI nicht mehr nur ein fer­nes Ver­spre­chen ist, son­dern eine reale Kraft in un­se­rem Leben und ein wich­ti­ges In­stru­ment im All­tag – ge­ra­de auch für un­se­re Un­ter­neh­men.

Um mit der in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lung mit­zu­hal­ten, muss KI in der Schweiz breit ein­ge­setzt wer­den kön­nen - und auch hier ent­wi­ckelt wer­den kön­nen. Unser Land hat aus­ge­zeich­ne­te Vor­aus­set­zun­gen, an der Spit­ze mit­zu­hal­ten. Der kluge Ein­satz von KI er­for­dert aber einen in­tel­li­gen­ten recht­li­chen Rah­men, der den Ein­satz un­ter­stützt und die brei­te Ak­zep­tanz die­ser Tech­no­lo­gie in der Be­völ­ke­rung erst er­mög­licht. Dabei geht es nicht nur um die Wah­rung von Si­cher­heit und Da­ten­schutz, son­dern auch um den Er­halt un­se­rer ethi­schen und ge­sell­schaft­li­chen Werte im Um­gang mit KI-Sys­te­men.

Die Her­aus­for­de­rung bei der Re­ge­lung von KI be­steht darin, eine Ba­lan­ce zu fin­den, die es uns er­mög­licht, die zahl­rei­chen Vor­tei­le der KI zu nut­zen, ohne dabei die Ri­si­ken zu ver­ken­nen. Re­gu­lie­rung darf ent­spre­chend nicht den Fort­schritt er­drü­cken, son­dern muss die Grund­la­ge bie­ten, um Miss­brauch und ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen zu ver­hin­dern.

eco­no­mie­su­is­se, der Dach­ver­band der Schwei­zer Wirt­schaft, hat mit sei­nem Netz­werk an Spe­zia­lis­ten eine Grund­satz­po­si­ti­on ent­wi­ckelt, wie mit den Ent­wick­lun­gen rund um KI auf Stufe Rechts­rah­men und Re­geln um­ge­gan­gen wer­den soll. Die Ana­ly­se zeig­te, dass eine um­fas­sen­de ge­setz­li­che Re­gu­lie­rung in Form eines KI­Ge­set­zes in der Schweiz nicht nötig ist. Es wäre sogar schäd­lich, die Tech­no­lo­gie recht­lich ins Zen­trum zu stel­len oder ein­zu­fan­gen. Nicht die Tech­no­lo­gie, son­dern wir Men­schen müs­sen im Zen­trum der Ge­set­ze ste­hen. KI ist bei aller Fas­zi­na­ti­on «bloss» eine neue tech­ni­sche Mög­lich­keit. Wie jedes an­de­re Phä­no­men wird aber auch KI von der be­ste­hen­den Rechts­ord­nung er­fasst.

Denn das Schwei­zer Rechts­sys­tem ist durch seine Rechts­tra­di­ti­on be­reits sehr fun­diert, durch­dacht und nach­hal­tig. Ein gutes Ge­setz ver­sucht also, die Grund­sät­ze des mensch­li­chen Zu­sam­men­le­bens zu re­geln und nicht die Tech­no­lo­gie. Das neue Da­ten­schutz­ge­setz oder das Zi­vil­ge­setz­buch sind nur Bei­spie­le für Ge­set­ze, die auch ohne wei­te­res für Nut­zun­gen von KI zur An­wen­dung ge­lan­gen.

Ge­stützt auf Er­fah­run­gen im Um­gang mit KI kann es sein, dass punk­tu­el­ler re­gu­la­to­ri­scher Be­darf er­kannt wird. Wenn dies der Fall ist, wären An­pas­sun­gen der be­ste­hen­den Ge­set­ze nötig, aber es braucht des­halb kein ei­gent­li­ches KI-Ge­setz.

Ein kla­rer und sta­bi­ler Rechts­rah­men wird es Schwei­zer Un­ter­neh­men er­mög­li­chen, KI-ge­stütz­te Lö­sun­gen zu ent­wi­ckeln und zu im­ple­men­tie­ren. Damit er­lan­gen sie nicht nur auf na­tio­na­ler, son­dern auch auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene wich­ti­ge Wett­be­werbs­vor­tei­le.

 

Die Erst­pu­bli­ka­ti­on die­ses Tex­tes er­folg­te am 5. Ja­nu­ar 2024 in der «Fokus Busi­ness Suc­cess»-Bei­la­ge des Tages-An­zei­gers.