Neue Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve: Ein wei­te­rer An­griff auf die Bi­la­te­ra­len

Pünkt­lich zum Auf­takt des Wahl­kampfs hat die SVP eine neue Volks­in­itia­ti­ve lan­ciert, wel­che zur Kün­di­gung des Per­so­nen­frei­zü­gik­eits­ab­kom­men füh­ren würde. Es ist ein wei­te­rer An­griff auf die bi­la­te­ra­len Ab­kom­men der Schweiz mit der EU. Der volks­wirt­schaft­li­che Scha­den wäre be­trächt­lich.

Vor we­ni­gen Tagen hat der Bun­des­rat die Eck­wer­te für ein Ver­hand­lungs­man­dat zur Wei­ter­ent­wick­lung der Bi­la­te­ra­len vor­ge­stellt. Der Bun­des­rat ist be­strebt, den bi­la­te­ra­len Weg zu sta­bi­li­sie­ren und wei­ter zu be­schrei­ten. Das ist er­freu­lich. Die von der SVP lan­cier­te Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve hin­ge­gen steht im kla­ren Wi­der­spruch dazu. Denn eine An­nah­me der In­itia­ti­ve würde nicht nur die Zu­kunft des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens mit der EU, son­dern auch der sechs wei­te­ren Ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I in Frage stel­len. Über­schrei­tet die Be­völ­ke­rung 10 Mil­lio­nen Per­so­nen, so ver­langt es die SVP-In­itia­ti­ve, muss der Bun­des­rat das Ab­kom­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit mit der EU kün­di­gen. Damit wür­den auch die wei­te­ren Ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I weg­fal­len (Guil­lo­ti­ne-Klau­sel). Die Kon­se­quenz: Der von der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve be­ab­sich­tig­te «Swe­xit», d.h. die Be­en­di­gung der sek­t­o­ri­el­len Teil­nah­me am Bin­nen­markt, würde zu er­heb­li­chen Nach­tei­len für die Ex­port­na­ti­on Schweiz füh­ren.

Der volks­wirt­schaft­li­che Scha­den wäre be­trächt­lich. Ge­ra­de auch im Kon­text des ak­tu­el­len Ar­beits­kräf­te­man­gels, der sich auf­grund der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lun­gen in den nächs­ten Jah­ren wei­ter ak­zen­tu­ie­ren wird: Die Ba­by­boo­mer gehen in Pen­si­on. Gleich­zei­tig kom­men ge­bur­ten­schwä­che­re Jahr­gän­ge in den Ar­beits­markt. Die­ses Un­gleich­ge­wicht führt zu einem Rück­gang der in­län­di­schen Ar­beits­kräf­te bis 2040 um rund 430'000 Per­so­nen. Ohne Zu­wan­de­rung in den Ar­beits­markt kön­nen wir in der Schweiz diese Ar­beits­stel­len schlicht nicht be­set­zen. Wir alle er­war­ten gute und ver­füg­ba­re Dienst­leis­tun­gen. Un­se­re Un­ter­neh­men be­nö­ti­gen hier­zu qua­li­fi­zier­te Ar­beits­kräf­te. Die Zu­wan­de­rung über die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ist und bleibt dabei ein wich­ti­ger Teil der Lö­sung, um der Her­aus­for­de­rung des Ar­beits­kräf­te­man­gels zu be­geg­nen.