Wirtschaftsmission in Polen zeigt Potenzial und Unsicherheiten
Die Wirtschaftsmission von Staatssekretärin Helene Budliger Artieda nach Polen bot für Schweizer Firmen die Gelegenheit, wichtige wirtschaftspolitische Fragestellungen zu diskutieren.
Vom 5. bis 6. Dezember 2022 fand unter der Leitung von Staatssekretärin Helene Budliger Artieda eine Wirtschaftsmission nach Polen statt. Die Reise verfolgte zwei Ziele. Zum einen wurde das Rahmenabkommen des zweiten Schweizer Kohäsionsbeitrags unterschrieben. Zum anderen wurde beim Treffen mit dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie über die wirtschaftliche Lage in beiden Ländern und die bilateralen Beziehungen beraten.
Wichtiger Wirtschaftspartner mit viel Diversifikationspotenzial, aber auch Schwierigkeiten
Die beiden Länder pflegen langjährige Wirtschaftsbeziehungen. Polen ist der wichtigste Wirtschaftspartner der Schweiz in Mittel- und Osteuropa. Das Land bietet ein grosses Geschäftspotenzial aufgrund der geografischen Nähe, der exportorientierten Wirtschaft und der EU-Mitgliedschaft. Derzeit ist Polen das wichtigste Zielland für Schweizer Direktinvestitionen (gemäss SNB 7,3 Milliarden Franken im Jahr 2020) in der Region. Auch in Bezug auf die gesamten Handelsströme mit Waren und Dienstleistungen (Handelsvolumen 2021 5,8 Milliarden, Dienstleistungshandel 3,1 Milliarden Franken) zeigt sich ein positives Bild. Allerdings wirft die Ungewissheit über die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU einen Schatten auf die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen.
Im Austausch mit Minister Waldemar Buda, zuständig für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie, konnten auch Anliegen des Schweizer Privatsektors angesprochen werden. Ein wichtiger Aspekt für Schweizer Firmen ist Rechtssicherheit. So betrifft die Unsicherheit in Bezug auf die EU-Subventionen für polnische Infrastrukturprojekte auch daran beteiligte Schweizer Unternehmen. Ebenso erschwert die teils intransparente polnische Gesetzgebung und deren Umsetzung die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen der Firmen vor Ort.
Regelmässiger Austausch, um Hürden weiter abzubauen
Polen ist ein beliebter Produktionsstandort für Schweizer Firmen, wie der Besuch bei Euroglas oder der Austausch mit der Polnisch-Schweizerischen Handelskammer illustrierte. Das Land bietet aber auch im Dienstleistungsbereich neue Kooperationsmöglichkeiten. So arbeiten zum Beispiel Start-ups an Orten wie dem Cambridge Innovation Center an innovativen Lösungen. Aufgrund des guten Bildungsniveaus ist Polen auch ein interessanter Standort für Servicecenter von Schweizer Firmen. Die Schweizer Wirtschaft würde daher einen regelmässigen und offenen Dialog zwischen Behörden und der Privatwirtschaft beider Länder begrüssen. So könnten weitere Vertiefungen der bilateralen Geschäfts- und Investitionsbeziehungen zwischen der Schweiz und Polen erreicht werden.