Mit Ta­ten­drang zum Kli­ma­stand­ort Schweiz

Will die Schweiz ihr Netto-Null-Ziel bis 2050 er­rei­chen, spie­len Schwei­zer Un­ter­neh­men eine zen­tra­le Rolle. McK­in­sey woll­te ge­mein­sam mit dem WWF und eco­no­mie­su­is­se von über 180 Un­ter­neh­men und Ver­bän­den wis­sen, wie sich die frei­wil­li­ge Dekar­bo­ni­sie­rung ent­wi­ckelt, wo es Hin­der­nis­se gibt und wie diese ab­ge­baut wer­den kön­nen.

Die erst kürz­lich pu­bli­zier­te Stu­die «Kli­ma­stand­ort Schweiz – Schwei­zer Un­ter­neh­men als glo­ba­le Trei­ber für Netto Null» zeigt: Die Schweiz ist nicht nur ein welt­weit füh­ren­der Wirt­schafts- und Fi­nanz­stand­ort, son­dern auch ein zen­tra­ler Kli­ma­stand­ort. Von ihr aus kön­nen bis zu zwei bis drei Pro­zent der glo­ba­len Emis­sio­nen be­ein­flusst wer­den.

Die Schweiz ist ein klei­nes Land mit einem gros­sen Hebel

Die Schwei­zer Wirt­schaft ist stark. Sehr stark im glo­ba­len Ver­gleich und sogar äus­serst stark in An­be­tracht der ge­rin­gen Grös­se un­se­res Lan­des. Stär­ke bringt auch Ein­fluss mit sich: auf die Wirt­schaft gan­zer Län­der, auf die Ar­beits­plät­ze un­zäh­li­ger Men­schen und na­tür­lich auch auf das Klima. Der gros­se Kli­ma­he­bel ist daher kei­nes­wegs über­ra­schend, son­dern schlicht Aus­druck der hohen Wirt­schafts­leis­tung un­se­res Lan­des.

Die Stu­die hat ge­zeigt, dass sich die Schwei­zer Wirt­schaft ihrer Ver­ant­wor­tung nicht nur be­wusst ist, son­dern in eine Chan­ce um­münzt. Die be­frag­ten Un­ter­neh­men be­wer­te­ten die Wich­tig­keit der Dekar­bo­ni­sie­rung für ihren Ge­schäfts­er­folg mit über vier auf einer Skala von fünf. Wir schät­zen, dass Fir­men mit etwa 400 Me­ga­ton­nen CO2 an Emis­sio­nen sich mit der Sci­ence Based Tar­gets in­itia­ti­ve (SBTi) be­reits zu Netto-Null be­kannt haben – etwa acht­mal die In­land­se­mis­sio­nen der Schweiz (Scope 1–3). Auch haben über 4000 Un­ter­neh­men, dar­un­ter viele KMU, Re­duk­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen mit der En­er­gie-Agen­tur der Wirt­schaft ge­trof­fen. Kurz: Wäh­rend wir den Kli­ma­he­bel er­rech­ne­ten, haben die Fir­men be­reits ge­han­delt.

Die Stu­die sieht auch Her­aus­for­de­run­gen. Denn mit jeder ein­ge­spar­ten Tonne CO2 wird der Kampf um die nächs­te här­ter. Be­son­ders KMU brau­chen Un­ter­stüt­zung auf dem Weg zu Netto-Null. Eben­falls müs­sen die Mög­lich­kei­ten noch bes­ser ver­mit­telt wer­den, denn über 80 Pro­zent der be­frag­ten Un­ter­neh­men haben bei der Wirt­schaft­lich­keit noch Fra­ge­zei­chen. Die Wirt­schaft braucht jetzt Un­ter­stüt­zung wie Be­ra­tungs­dienst­leis­tun­gen und gute Rah­men­be­din­gun­gen. Auch in­no­va­ti­ve Ideen, wie die von eco­no­mie­su­is­se an­ge­dach­te Kli­ma­ri­si­ko­ver­si­che­rung, kön­nen eine Rolle spie­len. Nicht zu­letzt ist aber eine ehr­li­che und of­fe­ne De­bat­te er­for­der­lich, eine ver­mehr­te Po­la­ri­sie­rung ver­trägt das Klima nicht.

Der gros­se Hebel ist eine Chan­ce im Kampf gegen den Kli­ma­wan­del

Über alles ge­se­hen ist der Schwei­zer Ein­fluss auf zwei bis drei Pro­zent der welt­wei­ten Emis­sio­nen eine gute Neu­ig­keit: Die Schweiz ist eines der Län­der, das Re­sul­ta­te lie­fert. Die hie­si­ge In­dus­trie hat als ein­zi­ger Sek­tor die CO2-Re­duk­ti­ons­zie­le bis 2020 nicht nur er­füllt, son­dern über­trof­fen und seine Emis­sio­nen seit 1990 um 15 Pro­zent re­du­ziert. Der emis­si­ons­in­ten­si­ve Ze­ment­sek­tor bei­spiels­wei­se sogar um zwei Drit­tel. Der gros­se Ein­fluss un­se­rer in­no­va­ti­ven Un­ter­neh­men auf die glo­ba­len Emis­sio­nen ist des­halb An­lass für Hoff­nung, nicht für Sor­gen­fal­ten im Kampf gegen den Kli­ma­wan­del.

Erst­pu­bli­ka­ti­on die­ses Bei­trags er­folg­te am 19. Juli 2022 auf sustainables­wit­z­er­land.ch.