Aletsch-Gletscher

Ja zu Netto-Null – auch beim Ge­gen­ent­wurf zur Glet­scher-In­itia­ti­ve

Der Be­richt des Welt­kli­ma­rats hat es diese Woche noch­mals ge­zeigt: Die kli­ma­po­li­ti­schen Ziele und Her­aus­for­de­run­gen blei­ben be­ste­hen. Umso be­dau­er­li­cher ist in die­sem Zu­sam­men­hang das Nein des Stimm­volks zum to­tal­r­e­vi­dier­ten CO₂-Ge­setz vom ver­gan­ge­nen Juni. Die Schwei­zer Wirt­schaft be­kräf­tigt aber ihr Netto-Null-Ziel für 2050 und be­grüsst auch den dies­be­züg­li­chen Ge­gen­ent­wurf des Bun­des­rats zur Glet­scher-In­itia­ti­ve, der in die­sel­be Rich­tung zielt. Der Bun­des­rat ver­zich­tet in sei­nem Ge­gen­vor­schlag zudem auf ein grund­sätz­li­ches Ver­bot von fos­si­len En­er­gie­trä­gern und lässt ex­pli­zit CO₂-Spei­cher so­wohl im In­land wie auch im Aus­land zu. Damit wird not­wen­di­ge Fle­xi­bi­li­tät ge­schaf­fen. Wich­tig ist, dass bei der Um­set­zung die At­trak­ti­vi­tät des Pro­duk­ti­ons­stand­orts Schweiz er­hal­ten bleibt.

Der Bun­des­rat hat an sei­ner gest­ri­gen Sit­zung die Bot­schaft für den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zur Glet­scher-In­itia­ti­ve ver­ab­schie­det. Damit wird das glei­che Ziel wie mit der In­itia­ti­ve ver­folgt, Netto-Null bis 2050. Da die In­itia­ti­ve in ihrer Um­set­zung zu weit­ge­hend ist, be­grüsst eco­no­mie­su­is­se den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf des Bun­des­rats.

Kein grund­sätz­li­ches Ver­bot von fos­si­len En­er­gie­trä­gern

Der Bun­des­rat ver­zich­tet im Ge­gen­satz zur In­itia­ti­ve auf ein grund­sätz­li­ches Ver­bot von fos­si­len En­er­gie­trä­gern. Es ist äus­serst wich­tig, dass Aus­nah­men mög­lich sein sol­len, wenn al­ter­na­ti­ve Tech­no­lo­gi­en wirt­schaft­lich nicht trag­bar oder in un­ge­nü­gen­dem Aus­mass vor­han­den sind. Es ist zen­tral, dass auf dem Weg hin zu einem Netto-Null-Ziel die Kos­ten und die vor­han­de­nen Al­ter­na­ti­ven be­rück­sich­tigt wer­den. Damit wird eine not­wen­di­ge Fle­xi­bi­li­tät bei der Um­set­zung ge­schaf­fen, denn ei­ni­ge Be­rei­che wie zum Bei­spiel die Ab­fall­ver­bren­nung wer­den auch län­ger­fris­tig noch Treib­haus­gas­emis­sio­nen ver­ur­sa­chen.

Kom­pen­sa­tio­nen im In- und Aus­land

Bei den ver­blei­ben­den Emis­sio­nen im Jahr 2050 liess der Bun­des­rat in der Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge noch offen, wo diese aus­zu­glei­chen sind. Nun hat sich der Bun­des­rat ent­schie­den, dass diese Kom­pen­sa­ti­on so­wohl im In­land wie auch im Aus­land er­fol­gen kann und dies ex­pli­zit in den Ver­fas­sungs­vor­schlag auf­ge­nom­men. Auch damit schafft der Bun­des­rat eine be­grüs­sens­wer­te Fle­xi­bi­li­tät, da das Po­ten­zi­al in der Schweiz dies­be­züg­lich be­grenzt ist.

Li­nea­rer Ab­senk­pfad vs. Richt­wer­te

Der Bun­des­rat be­harrt auf einem min­des­tens li­nea­ren Ab­senk­pfad mit Zwi­schen­zie­len und ver­passt es damit, den Ge­ge­ben­hei­ten Rech­nung zu tra­gen. Kurz­fris­tig mag zwar mit­tels Re­duk­ti­on der güns­tig ein­zu­spa­ren­den Emis­sio­nen ein li­nea­rer Ab­senk­pfad ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen, doch hal­ten sich Tech­no­lo­gie­sprün­ge und In­ves­ti­ti­ons­zy­klen (z.B. sehr lang­le­bi­ge in­dus­tri­el­le An­la­gen) nicht an plan­wirt­schaft­lich de­fi­nier­te Ab­senk­pfa­de. Hier wäre mehr Ei­gen­ver­ant­wor­tung ge­fragt. Des­halb soll­ten an­stel­le von Zwi­schen­zie­len Richt­wer­te als Ori­en­tie­rung fest­ge­legt wer­den. An­sons­ten be­steht die gros­se Ge­fahr, dass un­nö­ti­ge Kos­ten und Auf­wän­de auf dem Weg zu Netto-Null ent­ste­hen.

Grund­sät­ze für die Um­set­zung eines Netto-Null-Ziels

In der Um­set­zung des Netto-Null-Ziels sind die Un­ter­neh­men dar­auf an­ge­wie­sen, dass die Wett­be­werbs­fä­hig­keit und die At­trak­ti­vi­tät des Pro­duk­ti­ons­stand­orts Schweiz er­hal­ten bleibt. eco­no­mie­su­is­se setzt sich des­halb für ef­fi­zi­en­te und wir­kungs­ori­en­tier­te Rah­men­be­din­gun­gen in der Kli­ma­po­li­tik ein, die sich an fol­gen­den Grund­sät­zen ori­en­tiert:

  1. Markt­ori­en­tie­rung und in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung: Um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Wirt­schaft zu för­dern, sind die schwei­ze­ri­sche Ziel­set­zung und das schwei­ze­ri­sche Vor­ge­hen in­ter­na­tio­nal zu ko­or­di­nie­ren.
  2. Fle­xi­bi­li­tät: Sämt­li­che wirt­schaft­li­chen Mass­nah­men zur Re­duk­ti­on der Treib­haus­ga­se im In­land wie im Aus­land kön­nen aus­ge­schöpft wer­den.
  3. Ei­gen­ver­ant­wor­tung: Die Un­ter­neh­men ent­schei­den selbst, auf wel­che Art und Weise und zu wel­chem Zeit­punkt in­ner­halb der Ziel­pe­ri­ode sie ge­mäss den Eins­par­op­tio­nen vor­ge­hen.
  4. Gleich­be­hand­lung der En­er­gie­trä­ger: Alle Ver­brau­cher von fos­si­len En­er­gie­trä­gern sind glei­cher­mas­sen in die Pflicht zu neh­men. Die Wirt­schaft setzt sich ein für eine ef­fi­zi­en­te Len­kungs­ab­ga­be auf Brenn- und Treib­stof­fen.
  5. Wett­be­werbs­ori­en­tie­rung: Re­gu­lie­rung und För­de­rung des Staa­tes sind so klein wie mög­lich zu hal­ten, um ein in­no­va­ti­ons­freund­li­ches und tech­no­lo­gie­of­fe­nes Um­feld zu er­zeu­gen.