Hand eines Geschäftsmannes legt Münze auf Münzstapel

OECD/G-20-Steu­er­pro­jekt – Ma­xi­ma­ler Auf­wand für Min­dest­be­steue­rung

eco­no­mie­su­is­se und Swiss­Hol­dings haben eine wei­te­re Stel­lung­nah­me bei der OECD ein­ge­reicht. Im zwei­ten Teil des in­ter­na­tio­na­len Steu­er­pro­jekts soll Ge­winn­ver­schie­bung von Fir­men durch eine welt­wei­te Min­dest­be­steue­rung un­ter­bun­den wer­den. Aus Sicht der Wirt­schaft soll­ten zuvor die Wir­kun­gen des vor Kur­zem um­ge­setz­ten Vor­läu­fer­pro­jekts BEPS un­ter­sucht wer­den. Sind zu­sätz­li­che Mass­nah­men tat­säch­lich nötig, so müs­sen diese auf künst­li­che Steu­er­kon­struk­te fo­kus­sie­ren. Struk­tu­ren mit re­al­wirt­schaft­li­cher Sub­stanz und Ar­beits­plät­zen vor Ort (wie auch etwa eine Pa­tent­box) dür­fen nicht die vor­ge­se­he­nen Steu­er­auf­schlä­ge im Aus­land aus­lö­sen. Das Prin­zip der Be­steue­rung am Ort der Wert­schöp­fung würde an­dern­falls ver­letzt.

Die erste Säule des OECD/G-20-Steu­er­pro­jekts soll Ant­wor­ten auf die Di­gi­ta­li­sie­rung lie­fern. Tat­säch­lich gehen die vor­ge­schla­ge­nen Mass­nah­men weit dar­über hin­aus (siehe Web­news vom 9. Ok­to­ber). In der zwei­ten Säule des Pro­jekts fehlt der Zu­sam­men­hang zur Di­gi­ta­li­sie­rung voll­stän­dig. Hier sol­len Ri­si­ken der Ge­winn­ver­schie­bung ein­ge­dämmt wer­den, so das of­fi­zi­el­le Ziel. Bei «zu tie­fer» Be­steue­rung in einem Land sol­len aus­län­di­sche Staa­ten Steu­er­auf­schlä­ge er­he­ben dür­fen, so der ak­tu­el­le Vor­schlag der OECD.

Nicht we­ni­ger als 15 Mass­nah­men gegen Ge­winn­ver­kür­zung und -ver­la­ge­rung haben OECD und G-20 be­reits im Rah­men des BEPS-Pro­jekts (base ero­si­on and pro­fit shif­ting) be­schlos­sen. Das mul­ti­la­te­ra­le BEPS-Über­ein­kom­men ist in vie­len Län­dern – wie der Schweiz – erst die­ses Jahr in Kraft ge­tre­ten. Die Mehr­heit der Staa­ten haben es noch nicht ra­ti­fi­ziert. Trotz­dem pre­schen die G-20-Staa­ten be­reits mit neuen weit­rei­chen­den Re­form­vor­schlä­gen vor. eco­no­mie­su­is­se und Swiss­Hol­dings ver­lan­gen, dass zu­nächst ge­prüft wird, wel­che Pro­ble­me nach BEPS und unter Be­rück­sich­ti­gung der Mass­nah­men zur Di­gi­ta­li­sie­rung in Säule 1 des Pro­jekts über­haupt noch be­ste­hen.

Frag­wür­di­ge glo­ba­le Steu­er­har­mo­ni­sie­rung

Die Ab­klä­rung des Hand­lungs­be­darfs er­scheint umso wich­ti­ger, als die kon­kre­te Um­set­zung einer glo­ba­len Min­dest­be­steue­rung höchst an­spruchs­vol­le Pro­ble­me mit sich bringt.

Zwin­gend ist zu­nächst ein welt­weit ein­heit­li­ches Mass der ef­fek­ti­ven Steu­er­be­las­tung. Das be­dingt eine glo­ba­le Ei­ni­gung über die Be­stim­mung nicht nur der be­zahl­ten Steu­ern, son­dern ins­be­son­de­re auch des steu­er­ba­ren Ge­winns von Fir­men. Die ak­tu­ell noch 28 EU-Staa­ten rin­gen seit über zehn Jah­ren um eine ein­heit­li­che Be­mes­sungs­grund­la­ge für die Fir­men­be­steue­rung. Wer­den die 135 Staa­ten des OECD/G-20 in­klu­si­ve Frame­works bis Ende 2020 zu einem Kon­sens kom­men?

Auf­split­tung auf ein­zel­ne Län­der oder Ge­sell­schaf­ten ver­langt nach völ­lig neuen Sys­te­men

Soll die kon­so­li­dier­te Jah­res­rech­nung des Ge­samt­kon­zerns als Grund­la­ge die­nen, dann kön­nen nur die glo­bal be­zahl­ten Steu­ern ins­ge­samt der Min­dest­steu­er un­ter­lie­gen. Die kon­so­li­dier­te Rech­nung ist per De­fi­ni­ti­on nur für den Ge­samt­kon­zern ver­füg­bar. Zur Auf­split­tung der kon­so­li­dier­ten Zah­len auf ein­zel­ne Län­der oder Ge­sell­schaf­ten müss­ten völ­lig neue Sys­te­me ent­wi­ckelt wer­den. Der Auf­wand wäre enorm und eine glo­bal ein­heit­li­che Um­set­zung durch die Steu­er­be­hör­den il­lu­so­risch.

Un­er­wähnt blei­ben im OECD-Be­richt staat­li­che Sub­ven­tio­nen. Die vor­ge­schla­ge­nen Re­geln fo­kus­sie­ren ein­zig auf Steu­er­sät­ze. Was, wenn Staa­ten Steu­er­er­leich­te­run­gen etwa für For­schung und Ent­wick­lung schlicht durch gleich wir­ken­de Sub­ven­tio­nen er­set­zen?

Die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me von eco­no­mie­su­is­se und Swiss­Hol­dings fin­den Sie hier:

Aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me