One belt, one road

Warum Aktau für den glo­ba­len Wa­ren­ver­kehr wich­tig ist

In Ka­sachs­tan ist das Trans­port­vo­lu­men im Carg­o­be­reich in den letz­ten drei Jah­ren um 50 Pro­zent ge­wach­sen – pro Jahr. Diese schnell wach­sen­den Gü­ter­men­gen wer­den über Ver­kehrs­ach­sen von China nach Eu­ro­pa, aber auch auf der Nord-Süd-Route trans­por­tiert. Aktau wird dabei künf­tig eine wich­ti­ge Rolle spie­len. Heute hat eine Schwei­zer Wirt­schafts­mis­si­on mit Bun­des­rat Jo­hann Schnei­der-Am­mann den ka­sa­chi­schen Ver­kehrs­kno­ten­punkt be­sucht.

Die Ver­bin­dung vom Reich der Mitte nach Eu­ro­pa – «One Belt one Road» ge­nannt – läuft über weite Stre­cken durch Ka­sachs­tan. Einer ihrer Strän­ge endet in Aktau, einer Stadt mit 182'000 Ein­woh­nern (2014) am Ost­ufer des Kas­pi­schen Meers. Und wäh­rend Aktau in der So­wjet­zeit eine ver­bo­te­ne Stadt mit Ur­an­mi­nen und mi­li­tä­ri­scher Plu­to­ni­um­an­rei­che­rung war, wer­den heute Con­tai­ner und Roh­wa­ren von Gü­ter­zü­gen auf Schif­fe um­ge­la­den und nach Ge­or­gi­en oder Baku ver­schifft.

Die Fracht­ka­pa­zi­tä­ten des Haf­en­ter­mi­nals wer­den zügig aus­ge­baut. Ka­sachs­tan ver­folgt damit auch stra­te­gi­sche Ziele. Mit der Ver­kehrs­ader über Aktau kann das Land die mitt­le­re Route der mo­der­nen Sei­den­stras­se aus­bau­en. Die nörd­li­che Route läuft über Russ­land, die süd­li­che über Iran. Somit er­laubt die mitt­le­re Route dem Land eine stra­te­gi­sche Di­ver­si­fi­zie­rung sei­ner Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen. Aktau ist der ein­zi­ge Fracht­ha­fen Ka­sachs­tans.

Roh­stoff­reich und stark im Agrar­sek­tor

Po­li­tisch ge­winnt das Land da­durch an Fle­xi­bi­li­tät und ver­bes­sert den di­rek­ten Zu­gang zu den nach­fra­ge­star­ken Märk­ten in Eu­ro­pa und China, was für die Ent­wick­lung der Wirt­schaft sehr wich­tig sein wird: Die ka­sa­chi­sche Wirt­schafts­struk­tur soll eben­falls di­ver­si­fi­ziert wer­den. Ka­sachs­tan ist eines der roh­stoff­reichs­ten Län­der, aber eben­falls ein gros­ser Pro­du­zent von Agrar­roh­stof­fen. Die ver­ar­bei­ten­de In­dus­trie ist da­ge­gen noch nicht weit ent­wi­ckelt, ge­winnt aber an Wett­be­werbs­fä­hig­keit durch die Ver­kür­zung der Ver­kehrs­we­ge. Um­ge­kehrt rückt Zen­tral­asi­en dank der mo­der­nen Sei­den­stras­se auch für Schwei­zer Ex­por­teu­re ein gros­ses Stück näher. Es ist daher eine Frage der Zeit, bis ver­mehrt Schwei­zer Ex­port­gü­ter in Aktau um­ge­la­den wer­den auf den Weg zu Kun­den in Ka­sachs­tan oder China. Der Land­weg von Eu­ro­pa bis nach China ist auf zehn Tage ge­schrumpft. Der kür­zes­te See­weg über den Su­ez­ka­nal nimmt 45 Tage in An­spruch.

Aktau wird sich daher wei­ter wan­deln: Was vor rund 25 Jah­ren als «ver­bo­te­ne Stadt» am Rand einer end­lo­sen Step­pe auf kei­ner Karte zu fin­den war, wird zum be­deu­ten­den Lo­gis­tik­zen­trum auf der Karte des glo­ba­len Gü­ter­ver­kehrs wer­den.

 

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