Brex­it: EU-Gip­fel mit wich­ti­gen Wei­chen­stel­lun­gen

Bis zum Aus­tritt Gross­bri­tan­ni­ens aus der EU bleibt nicht mehr viel Zeit. Nach­dem sich die Brex­it-Un­ter­händ­ler Gross­bri­tan­ni­ens und der EU am 19. März auf eine be­fris­te­te Über­gangs­re­ge­lung für die Zeit nach dem Brex­it ge­ei­nigt haben, hat der Rat der ver­blei­ben­den EU-Mit­glied­staa­ten die­sen wich­ti­gen Ent­scheid am 23. März be­stä­tigt. Für die Schwei­zer Wirt­schaft ist dies ein gutes Zei­chen. Den­noch schafft erst die Ra­ti­fi­ka­ti­on der ge­sam­ten Aus­tritts­ver­ein­ba­run­gen durch die Par­la­men­te klare Ver­hält­nis­se. Bis dahin blei­ben die Fol­gen des Brex­it un­ge­wiss.

Der Ent­scheid war ab­seh­bar und doch ist er als wich­tigs­te po­li­ti­sche Wei­chen­stel­lung in den Brex­it-Ver­hand­lun­gen der letz­ten Mo­na­te zu wer­ten: Der EU-Rat hat an sei­nem Gip­fel vom 22./23. März einer be­fris­te­ten Über­gangs­re­ge­lung für die Zeit nach dem Aus­tritt Gross­bri­tan­ni­ens aus der EU zu­ge­stimmt. Diese soll vom 30. März 2019 bis zum 31. De­zem­ber 2020 dau­ern. Gross­bri­tan­ni­en wird wäh­rend die­ser Phase im Bin­nen­markt und in der Zoll­uni­on ver­blei­ben sowie Mit­glie­der­bei­trä­ge ent­rich­ten. Sämt­li­che Ver­trä­ge mit Dritt­staa­ten sol­len eben­falls un­ver­än­dert gül­tig blei­ben. Die po­li­ti­sche Mit­spra­che des Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reichs in­ner­halb der EU wird je­doch fak­tisch auf­ge­ho­ben.

Über­gangs­re­ge­lung ver­schafft Schwei­zer Un­ter­neh­men wert­vol­le Zeit

Der Ent­scheid ist auch für die Schweiz ein wich­ti­ges Si­gnal. Die ver­trag­li­che Re­ge­lung der künf­ti­gen Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zum fünft­gröss­ten Han­dels­part­ner muss mög­lichst rasch und stö­rungs­frei ge­si­chert wer­den. Eine Über­gangs­frist ver­schafft Schwei­zer Un­ter­neh­men wert­vol­le Zeit, um sich an die künf­ti­gen Ver­hält­nis­se an­zu­pas­sen. Die Über­gangs­re­ge­lung ist auch des­halb wich­tig, weil sie Gross­bri­tan­ni­en die Kom­pe­tenz für for­mel­le Ver­hand­lun­gen mit Dritt­staa­ten, wie der Schweiz, geben würde.

Würde, denn noch un­ter­liegt die Ei­ni­gung einem wich­ti­gen Vor­be­halt: Wegen des Grund­sat­zes «nichts ist ver­ein­bart, bis alles ver­ein­bart ist», schafft erst die for­mel­le Ra­ti­fi­ka­ti­on der ge­sam­ten Brex­it-Aus­tritts­ver­ein­ba­rung durch die EU-Mit­glied­staa­ten und das bri­ti­sche, re­spek­ti­ve das EU-Par­la­ment, die nö­ti­ge recht­li­che Klar­heit. Diese dürf­te erst kurz vor dem ei­gent­li­chen Brex­it vor­lie­gen, da ins­be­son­de­re die Frage der in­ner­i­ri­schen Gren­ze noch un­ge­löst ist und zur ei­gent­li­chen Knack­nuss wer­den könn­te. Trotz des nun vor­lie­gen­den Ent­scheids kann sich die Wirt­schaft folg­lich noch nicht auf klare Ver­hält­nis­se nach dem Brex­it stüt­zen. 

Brex­it: Her­aus­for­de­run­gen für die Schwei­zer Wirt­schaft

An­ge­sichts der kom­ple­xen Auf­ga­ben, der noch of­fe­nen Punk­te und des gros­sen Zeit­drucks ist ein un­ge­re­gel­tes Aus­schei­den des Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reichs aus der EU wei­ter­hin als Worst-Case-Sze­na­rio nicht aus­zu­schlies­sen. Be­reits heute sind je­doch viele Schwei­zer Un­ter­neh­men mit Rechts­un­si­cher­hei­ten bei den bi­la­te­ra­len Wirt­schafts­be­zie­hun­gen mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich kon­fron­tiert. Bei­spiels­wei­se ist der Ab­schluss von Ver­trä­gen und Part­ner­schaf­ten mit Lauf­zeit über den Brex­it hin­aus mit recht­li­chen Un­si­cher­hei­ten ver­bun­den. An­de­rer­seits kön­nen In­ves­ti­tio­nen oder Stand­ort­ent­schei­de nicht be­lie­big hin­aus­ge­zö­gert wer­den.

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