«Spi­rit of Frei­han­del»

Die EU und die USA füh­ren der­zeit Ver­hand­lun­gen über die welt­weit gröss­te Frei­han­dels­zo­ne. Dies wird auch auf die Schweiz Aus­wir­kun­gen haben, denn zwei Drit­tel un­se­rer Ex­por­te gehen in die­sen Raum. Für un­se­re klei­ne und of­fe­ne Volks­wirt­schaft war der Zu­gang zu frem­den Märk­ten stets ein zen­tra­ler Er­folgs­fak­tor.

Als Kind haben mich die Ge­schich­ten über die ers­ten Pio­nie­re der Luft­fahrt fas­zi­niert. Re­gel­recht ver­schlun­gen habe ich die Er­zäh­lun­gen des US-Pi­lo­ten Charles Lind­bergh zu sei­nem aben­teu­er­li­chen Flug non­stop über den At­lan­tik. Die ein­mo­to­ri­ge «Spi­rit of St. Louis», mit der er 1927 in nur 33 Stun­den und 30 Mi­nu­ten von New York nach Paris flog, konn­te ich bis ins letz­te De­tail be­schrei­ben. 

Fast 90 Jahre spä­ter be­schäf­tigt uns ein trans­at­lan­ti­sches Pro­jekt, das zwar nicht in flie­ge­ri­scher Di­men­si­on, aber umso mehr in wirt­schaft­li­cher Hin­sicht zu einem wich­ti­gen Mei­len­stein wer­den könn­te: eine trans­at­lan­ti­sche Frei­han­dels­zo­ne. Das so­ge­nann­te TTIP (Trans-At­lan­tic Trade and In­vest­ment Part­nership) würde bei­na­he die Hälf­te der glo­ba­len Wirt­schafts­leis­tung und einen Drit­tel des Welt­han­dels auf sich ver­ei­nen.

Falls durch TTIP näm­lich wie vor­ge­se­hen Zölle und re­gu­la­to­ri­sche Hür­den weg­fal­len, ris­kie­ren die Un­ter­neh­men hier bei uns, schlech­ter­ge­stellt zu wer­den als ihre Kon­kur­renz aus dem EU-Raum oder den USA.

Vor die­sem Hin­ter­grund wird deut­lich, dass ein er­folg­rei­cher Ab­schluss von TTIP, no­ta­be­ne zwi­schen den bei­den wich­tigs­ten Han­dels­part­nern der Schweiz (67 Pro­zent der Ex­por­te, 79 Pro­zent der Im­por­te), auch für un­se­re Un­ter­neh­men tief grei­fen­de Aus­wir­kun­gen hätte. Falls durch TTIP näm­lich wie vor­ge­se­hen Zölle und re­gu­la­to­ri­sche Hür­den weg­fal­len, ris­kie­ren die Un­ter­neh­men hier bei uns, schlech­ter­ge­stellt zu wer­den als ihre Kon­kur­renz aus dem EU-Raum oder den USA. 

Ähn­lich wie da­mals mit der «Spi­rit of St. Louis» in der Flie­ge­rei, würde heute mit TTIP ein neues Ka­pi­tel in den Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zwi­schen den USA und Eu­ro­pa ge­schrie­ben. Darin soll­te auch die Schweiz vor­kom­men. Als klei­nes Land mit einer of­fe­nen Volks­wirt­schaft pro­fi­tie­ren wir seit Jahr­zehn­ten von den Vor­tei­len einer pro­ak­ti­ven Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik. Dank dem schwei­ze­ri­schen «Spi­rit of Frei­han­del» sind hie­si­ge Un­ter­neh­men heute welt­weit prä­sent und er­folg­reich. Das soll auch so blei­ben.

PS: Der Um­stand, dass die «Spi­rit of St. Louis» nicht ge­ra­de als ein per­fek­tes Flug­zeug be­zeich­net wer­den kann – der Tank ver­sperr­te die Sicht nach vorne und Lind­bergh brauch­te ein Pe­riskop für die Sicht in Flug­rich­tung –, zeigt uns, dass auch von einem nicht ganz per­fek­ten TTIP immer noch eine star­ke Wir­kung aus­ge­hen wird.