Ver­trau­en in die ei­ge­nen Bür­ger als Schwei­zer Er­run­gen­schaft

Der in­ter­na­tio­na­le Trend ist un­über­seh­bar: Auf­grund der Ver­schul­dungs­kri­se herrscht Ebbe in den Staats­kas­sen. Steu­er­gel­der wer­den des­halb wo immer mög­lich krampf­haft ge­sucht und das Ver­trau­en der Be­hör­den in die ei­ge­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger schwin­det. Dies zeigt sich im Aus­land vor allem im Steu­er­recht. Hier wird der «glä­ser­ne Bür­ger» – Stich­wort au­to­ma­ti­scher In­for­ma­ti­ons­aus­tausch und Steu­er­po­li­zei – an­ge­strebt, um si­cher­zu­stel­len, dass kein ein­zi­ger Cent am Fis­kus vor­bei­ge­schleust wird.

Die­ses in­ter­na­tio­nal zu­se­hends ver­brei­te­te eta­tis­ti­sche Staats­ver­ständ­nis wi­der­spricht je­doch den Er­run­gen­schaf­ten der frei­en und ver­ant­wor­tungs­vol­len Bür­ge­rin­nen und Bür­ger hier­zu­lan­de fun­da­men­tal. Seit der Grün­dung der mo­der­nen Eid­ge­nos­sen­schaft konn­ten die Schwei­zer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf­grund der ga­ran­tier­ten Frei­heits- und Mit­be­stim­mungs­rech­te ihre Le­bens­ge­stal­tung ei­gen­stän­dig fest­le­gen. So ist es in der Schweiz im Ge­gen­satz zu vie­len an­de­ren Län­dern das Volk, das die Höhe der Steu­ern fest­legt und de­mo­kra­tisch über staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­pro­jek­te ent­schei­den kann. Die Steu­er­ehr­lich­keit der Schwei­zer Be­völ­ke­rung ist dem­entspre­chend hoch, das Staats­we­sen re­la­tiv schlank und ef­fi­zi­ent. Trotz­dem seh­nen sich ge­wis­se Kräf­te nach einer Ver­schär­fung der Kon­trol­len über die Steu­er­pflich­ti­gen und wol­len dem staat­li­chen Steu­er­ap­pe­tit frei­en Lauf las­sen: Re­ge­lun­gen zur Mehr­wert­steu­er fül­len heute schon über 2000 Sei­ten und es wird eine Ver­schär­fung der Steu­er­straf­nor­men im In­land ins Auge ge­fasst. Diese Ent­wick­lung ist ge­fähr­lich.

Das frei­heit­li­che Ver­trau­en des Staa­tes in seine Bür­ger ist nicht zu­letzt auch ein wich­ti­ger Vor­teil für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz. An­ders als die Hel­le­bar­den der Eid­ge­nos­sen ge­hört die­ses Grund­ver­ständ­nis nicht ins Lan­des­mu­se­um, son­dern muss auch heute ge­lebt wer­den.