Schwei­zer Wirt­schaft wei­ter­hin auf Wachs­tums­kurs

eco­no­mie­su­is­se er­war­tet für 2011 ein BIP-Wachs­tum von zwei Pro­zent. Die Fran­ken­stär­ke dämpft das Wachs­tum der Ex­port­wirt­schaft. Bau- und Kon­sum­aus­ga­ben pro­fi­tie­ren von stei­gen­den Löh­nen, sin­ken­der Ar­beits­lo­sig­keit, tie­fen Zin­sen und der Netto-Im­mi­gra­ti­on. Die In­fla­ti­ons­ra­te wird auch im nächs­ten Jahr tief blei­ben. Die Ab­wärts­ri­si­ken blei­ben al­ler­dings hoch.​
Aus­sich­ten für 2011: zwei Pro­zent BIP-Wachs­tum

 

Wei­te­re Er­ho­lung der Ex­por­te trotz Fran­ken­stär­ke. Ähn­lich wie 2010 wer­den so­wohl die Bin­nen­wirt­schaft als auch die Ex­port­wirt­schaft – trotz der Fran­ken­stär­ke – zu­le­gen. Das Wachs­tum der Ex­port­in­dus­trie wird sich al­ler­dings deut­lich ab­schwä­chen. Im Ver­gleich zum Kri­sen­jahr 2009 ver­schie­ben sich die Ak­zen­te. Die che­misch-phar­ma­zeu­ti­sche In­dus­trie, die 2009 den BIP-Ein­bruch ab­dämpf­te, wird im nächs­ten Jahr durch die pre­kä­re Fi­nan­zie­rungs­si­tua­ti­on vie­ler In­dus­trie­staa­ten etwas ge­bremst. Die Uh­ren­in­dus­trie hin­ge­gen kann auf­grund der welt­wei­ten Nach­fra­ge po­si­tiv in die Zu­kunft schau­en. Auch die Ma­schi­nen­in­dus­trie wächst, al­ler­dings auf einem im Ver­gleich zum Boom­jahr 2008 deut­lich tie­fe­ren Ni­veau.

 

Nach­fra­ge auf den Welt­märk­ten als Trei­ber. Trei­ber der Ex­port­ent­wick­lung ist die ro­bus­te kon­junk­tu­rel­le Lage vor allem in Deutsch­land und in den Schwel­len­län­dern. Sie kom­pen­sie­ren die Wachs­tums­schwä­che in an­de­ren Märk­ten. Die Fran­ken­stär­ke bremst somit die Er­ho­lung der Ex­por­te, wird hin­ge­gen nicht zu einem Ein­bruch füh­ren. Zu einem Stress­test wird 2011 al­ler­dings für den Tou­ris­mus in der Schweiz.

 

Bin­nen­wirt­schaft wächst sta­bil. Die zu er­war­ten­den Lohn­er­hö­hun­gen von klar über einem Pro­zent, die leicht sin­ken­de Ar­beits­lo­sig­keit und die wei­te­re Netto-Im­mi­gra­ti­on wer­den sich po­si­tiv auf die Bin­nen­wirt­schaft aus­wir­ken. Ge­ra­de die pri­va­ten Bau­in­ves­ti­tio­nen und Kon­sum­aus­ga­ben pro­fi­tie­ren von der Er­hö­hung des ver­füg­ba­ren Ein­kom­mens und wer­den im kom­men­den Jahr wei­ter zu­le­gen. Auch Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den stüt­zen die Kon­junk­tur. Im Ge­gen­satz zum Aus­land muss die öf­fent­li­che Hand weder ihre Bau- noch ihre Kon­sum­aus­ga­ben ein­schrän­ken. Es sind gar leicht stei­gen­de Mit­tel zu er­war­ten. Der Wirt­schafts­stand­ort bleibt für in­ter­na­tio­na­le Un­ter­neh­men at­trak­tiv. Auch das Ge­sund­heits­we­sen wächst kon­stant. Die Er­hö­hung der Kran­ken­kas­sen­bei­trä­ge, der Bei­trä­ge für die Er­werbs­er­satz­ord­nung und der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung und die Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung von 0,4 Pro­zent, die zu einem ein­ma­li­gen, leich­ten Preis­ef­fekt füh­ren wird, wir­ken hin­ge­gen be­las­tend auf die Bin­nen­wirt­schaft.

 

In­fla­ti­ons­ra­te bleibt tief. Aus­rüs­tungs- und Bau­in­ves­ti­tio­nen pro­fi­tie­ren von tie­fen Zin­sen. Diese ver­ur­sa­chen aber auch Pro­ble­me, etwa in der As­se­ku­ranz. Der Im­mo­bi­li­en­markt weist in ein­zel­nen Re­gio­nen der Schweiz Über­hit­zungs­ten­den­zen auf und die Kon­junk­tur ver­läuft wei­ter­hin po­si­tiv. Die Wirt­schaft er­war­tet darum, dass die No­ten­bank die kurz­fris­ti­gen Zin­sen im Laufe der nächs­ten Mo­na­te leicht er­höht. Trotz­dem wird die SNB wei­ter­hin eine im lang­jäh­ri­gen Ver­gleich sehr ex­pan­si­ve Geld­po­li­tik be­trei­ben. Tie­fe­re Im­port­prei­se dämp­fen die Preis­ent­wick­lung des Bin­nen­mark­tes. Die In­fla­ti­ons­ra­te wird dem­nach auch 2011 tief blei­ben und le­dig­lich rund ein Pro­zent be­tra­gen.

 

Mo­derat sin­ken­de Ar­beits­lo­sig­keit. Die Nach­fra­ge nach qua­li­fi­zier­ten Ar­beits­kräf­ten ist in ei­ni­gen Bran­chen nach wie vor hoch. eco­no­mie­su­is­se er­war­tet, dass die sai­son­be­rei­nig­te Ar­beits­lo­sen­quo­te (wie sie das Seco misst) in den nächs­ten Mo­na­ten mo­derat sinkt und im Jah­res­durch­schnitt 2011 rund 3,2 Pro­zent be­tra­gen wird.

 

Hohe Ab­wärts­ri­si­ken wegen Ver­schul­dungs­pro­ble­ma­tik und Bla­sen­bil­dung. Ein ers­tes Ab­wärts­ri­si­ko be­steht in der EU-Ver­schul­dungs­pro­ble­ma­tik. Trotz der In­ter­ven­tio­nen der EZB und des Ret­tungs­schir­mes könn­te die Euro-Zone aus­ein­an­der­bre­chen. Das hätte eine schock­ar­ti­ge Fran­ken­auf­wer­tung und ent­spre­chend gra­vie­ren­de Aus­wir­kun­gen auf die Kon­junk­tur zur Folge. Ein wei­te­res Ab­wärts­ri­si­ko be­trifft das Wirt­schafts­wachs­tum in den USA, das auf wa­cke­li­gen Füs­sen steht. Die Ver­schul­dungs­si­tua­ti­on bleibt un­ge­löst, und die Im­mo­bi­li­en­märk­te sind immer noch nicht sta­bi­li­siert. Ein drit­tes Ab­wärts­ri­si­ko stellt die Ten­denz zur Bla­sen­bil­dung in den Schwel­len­län­dern dar. Soll­te es zu einer Kor­rek­tur kom­men, würde das die fra­gi­le Welt­wirt­schaft stark be­las­ten.

 

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