Wer­be­ver­bo­te für Klein­kre­di­te: Na­tio­nal­rat schiesst über das Ziel hin­aus

Der Na­tio­nal­rat will ein Wer­be­ver­bot für Klein­kre­di­te und un­ter­gräbt damit die Wirt­schafts­frei­heit. Die Schweiz hat be­reits heute eines der strengs­ten Kon­sum­kre­dit­ge­set­ze. Es ist ge­zielt auf die Ver­hin­de­rung von Über­schul­dung – auch von Ju­gend­li­chen – aus­ge­rich­tet und gibt klare Richt­li­ni­en für zu­läs­si­ge Wer­bung.
Der jüngs­te Ent­scheid des Na­tio­nal­rats ist ab­so­lut un­ver­ständ­lich. Er for­dert ein Wer­be­ver­bot für Klein­kre­di­te, um Ju­gend­li­che vor der Ver­schul­dung zu schüt­zen. Dies, ob­wohl Un­ter­su­chun­gen zei­gen, dass das heu­ti­ge Kon­sum­kre­dit­ge­setz (KKG) auch bei der als be­son­ders schüt­zens­wert be­zeich­ne­ten Grup­pe der jun­gen Er­wach­se­nen wirkt. Die In­itia­ti­ve geht aus­ser­dem von einer fal­schen Ein­schät­zung der Ur­sa­chen von Ju­gend­ver­schul­dung aus. Wie eine ak­tu­el­le Stu­die zeigt: «Die Haupt­ur­sa­che für eine hohe Ver­schul­dung ist nicht ein sorg­lo­ses Kon­su­mie­ren, son­dern eine tiefe Ver­un­si­che­rung und ein Man­gel an Le­bens­per­spek­ti­ven. (…) Eine pro­ble­ma­ti­sche Ver­schul­dungs­si­tua­ti­on (…) steht meist am Ende einer Kette von so­zia­len und ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men.» Die ein­zig wirk­sa­me Mass­nah­me gegen die Ju­gend­ver­schul­dung ist die Er­zie­hung zum Um­gang mit Geld und zu einem sinn­vol­len Kon­sum­ver­hal­ten, sprich die Prä­ven­ti­on in Schu­len und Fa­mi­li­en.

Stren­ge Kon­sum­kre­dit­vor­schrif­ten in der Schweiz
Heute wer­den Miss­bräu­che in der Wer­bung für Kon­sum­kre­di­te durch stren­ge Vor­schrif­ten im Bun­des­ge­setz gegen den un­lau­te­ren Wett­be­werb (UWG) aus­ge­schlos­sen. Mit dem Kon­sum­kre­dit­ge­setz wurde aus­ser­dem eine stren­ge Kre­dit­fä­hig­keits­prü­fung in­sti­tu­tio­na­li­siert: Es er­hal­ten nur Per­so­nen Kon­sum­kre­di­te, die die stren­gen An­for­de­rung er­fül­len – das gilt auch für die Kre­dit­ver­ga­be an junge Er­wach­se­ne. Auch für Lea­sing­ver­trä­ge und Kre­dit­kar­ten gel­ten schar­fe Kre­dit­prü­fungs­vor­schrif­ten. Die Re­geln des KKG und des UWG sind schär­fer als die Kon­sum­kre­dit­ge­set­ze un­se­rer Nach­bar­staa­ten und die ent­spre­chen­de EU-Richt­li­nie.

Unter dem Vor­wand der Prä­ven­ti­on wer­den oft Wer­be­ver­bo­te ge­for­dert. Letz­te­re scha­den den Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten je­doch mehr, als sie ihnen nüt­zen. Ohne Wer­bung ist Wett­be­werb nicht mög­lich. Wer­be­ver­bo­te sind bei Kon­sum­kre­di­ten so ver­fehlt wie in an­de­ren Be­rei­chen. Wer Wer­be­ver­bo­te ge­ne­rell pos­tu­liert, un­ter­gräbt das li­be­ra­le Wirt­schafts­sys­tem und ver­hin­dert einen spie­len­den Markt. Alle Wer­be­be­schrän­kun­gen be­deu­ten einen di­rek­ten Ein­griff in die freie Markt­wirt­schaft und in die Kon­sum­frei­heit. Sie ent­mün­di­gen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger und sind strik­te ab­zu­leh­nen. Es ist nun am Stän­de­rat, den Ent­scheid des Na­tio­nal­rats zu kor­ri­gie­ren.