Die Schweiz ist eine In­dus­trie­na­ti­on - Und soll es auch blei­ben!

Die In­dus­tria­li­sie­rung hat die Schweiz reich ge­macht. Doch was viele nicht wis­sen: Im Ge­gen­satz zu an­de­ren west­li­chen Län­dern er­wirt­schaf­tet die Schwei­zer In­dus­trie immer noch rund ein Fünf­tel un­se­res Wohl­stan­des. Das ist viel für eine ent­wi­ckel­te Volks­wirt­schaft. Im Ver­gleich zu Frank­reich ver­fügt die Schweiz über einen dop­pelt so gros­sen In­dus­trie­an­teil. Von un­se­ren Nach­barn hat nur Deutsch­land einen ähn­lich hohen An­teil, al­ler­dings sind dort die Löhne deut­lich tie­fer als in der Schweiz. Damit die In­dus­trie im Hoch­lohn­land Schweiz wei­ter­hin so er­folg­reich pro­du­zie­ren kann, be­nö­tigt sie gute Rah­men­be­din­gun­gen und eine si­che­re En­er­gie­ver­sor­gung zu guten Prei­sen.

Der ty­pi­sche Ver­lauf der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung eines Lan­des be­ginnt mit der In­dus­tria­li­sie­rung. Die­sen Pro­zess be­ob­ach­ten wir seit den letz­ten drei Jahr­zehn­ten in China, wo in atem­be­rau­ben­dem Tempo die In­dus­trie­pro­duk­ti­on aus­ge­baut wird und die Be­schäf­ti­gung in der Land­wirt­schaft sinkt. Mit der fort­schrei­ten­den Ent­wick­lung sinkt dann ty­pi­scher­wei­se die Be­deu­tung der In­dus­trie, weil Dienst­leis­tun­gen immer wich­ti­ger wer­den. Mo­der­ne Volks­wirt­schaf­ten er­zie­len den weit­aus gröss­ten Teil der Wert­schöp­fung mit Dienst­leis­tun­gen.

Doch wo steht die Schweiz? Sie ist trotz der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung eine In­dus­trie­na­ti­on ge­blie­ben! Ähn­lich wie Deutsch­land trägt die In­dus­trie hier­zu­lan­de rund ein Fünf­tel zum Brut­to­in­land­pro­dukt bei. Zum Ver­gleich: Frank­reich hat trotz (oder wohl auch wegen) der ak­ti­vis­ti­schen In­dus­trie­po­li­tik noch einen In­dus­trie­an­teil, der ge­ra­de mal halb so gross ist wie der­je­ni­ge der Schweiz.

Es ist be­acht­lich, wie die Schwei­zer In­dus­trie in den letz­ten Jah­ren den wirt­schaft­li­chen Wid­rig­kei­ten trot­zen konn­te: Die geo­po­li­ti­schen Span­nun­gen und Kon­flik­te sowie der star­ke Fran­ken be­las­ten den Ex­port. Hohe Bau­land­prei­se, ein hohes Lohn­ni­veau, hohe En­er­gie­prei­se, aber auch bü­ro­kra­ti­sche Hin­der­nis­se ver­teu­ern die Pro­duk­ti­on. Der Er­folg der Schwei­zer In­dus­trie ist daher keine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Nur dank hoch­wer­ti­gen Pro­duk­ten, viel In­no­va­ti­on und stän­di­ger Er­neue­rung kann die In­dus­trie im Hoch­kos­ten­land Schweiz über­le­ben und er­folg­reich blei­ben.

Doch damit die Wert­schöp­fung auch künf­tig in der Schweiz ent­steht, ist die In­dus­trie auf gute Rah­men­be­din­gun­gen an­ge­wie­sen: Der Zu­gang zu aus­län­di­schen Ar­beits­kräf­ten und die Fle­xi­bi­li­tät des Ar­beits­mark­tes müs­sen er­hal­ten blei­ben, die En­er­gie­ver­sor­gung zu ver­nünf­ti­gen Prei­sen si­cher­ge­stellt und die Steu­er- und Ab­ga­ben­last darf nicht ver­grös­sert wer­den.

Das hohe Ni­veau der in­dus­tri­el­len Wert­schöp­fung muss immer wie­der er­wirt­schaf­tet wer­den. Monat für Monat, Jahr für Jahr. Denn Pro­duk­te wer­den lau­fend ver­bes­sert, bei ge­wis­sen läuft der Pa­tent­schutz ab, so dass bil­li­ge Nach­ah­mer in den Markt ein­stei­gen oder ganz Neues wird er­fun­den und ent­wi­ckelt. Die Wert­schöp­fung, die mit heu­ti­gen Pro­duk­ten er­zielt wird, sinkt daher mit der Zeit. Damit die Schwei­zer In­dus­trie auch mor­gen kon­kur­renz­fä­hi­ge Pro­duk­te her­stellt, ist eine stän­di­ge Er­neue­rung not­wen­dig. Nur mit viel un­ter­neh­me­ri­schem Frei­raum ist das zu schaf­fen.