Kassenbeleg

Sta­bi­le Prei­se er­hal­ten die Kauf­kraft

Der meis­t­un­ter­schätz­te Ga­rant für die hohe Kauf­kraft der Schwei­zer ist die Preis­sta­bi­li­tät, die mehr oder we­ni­ger ge­ge­ben ist. Ein Blick ins Aus­land zeigt, wie pro­ble­ma­tisch hohe In­fla­ti­ons­ra­ten für die Be­völ­ke­rung sind. Nach dem Vor­bild der aus­län­di­schen Kol­le­gen for­dern nun auch die Schwei­zer Ge­werk­schaf­ten star­ke Lohn­stei­ge­run­gen. Sie ver­ges­sen dabei gross­zü­gig, dass in der Ver­gan­gen­heit ne­ga­ti­ve In­fla­ti­ons­ra­ten auch nicht zu Lohn­sen­kun­gen ge­führt haben und die Teue­rung in der Schweiz ziem­lich unter Kon­trol­le ist. Eine Lohn-Preis­spi­ra­le hin­ge­gen, wel­che in den USA und in der EU schon zu be­ob­ach­ten ist, er­höht die Kos­ten der In­fla­ti­ons­be­kämp­fung in der Zu­kunft. Und diese würde vor allem zu Las­ten der Ar­beit­neh­mer gehen. Wir alle müs­sen ein gros­ses In­ter­es­se daran haben, dass die Prei­se sta­bil blei­ben und die In­fla­ti­ons­er­war­tun­gen fest ver­an­kert blei­ben.

Die Schweiz hat ein Pri­vi­leg: Die In­fla­ti­on ist mit 1,6 Pro­zent der­zeit im Ziel­band der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank. Zwar kann und wird diese wohl auch vor­über­ge­hend wie­der über die 2 Pro­zent­mar­ke klet­tern. Die Preis­sta­bi­li­tät ist damit in der Schweiz mehr oder we­ni­ger ge­ge­ben. Und noch wich­ti­ger: Die In­fla­ti­ons­er­war­tun­gen sind hier­zu­lan­de fest ver­an­kert: Man er­war­tet kei­nen In­fla­ti­ons­schub, son­dern geht von an­hal­tend mehr oder we­ni­ger sta­bi­len Prei­sen aus. Ein Blick ins Aus­land zeigt, wie es an­ders gehen kann: Die In­fla­ti­on ist weder in den USA noch in der Euro-Zone wirk­lich unter Kon­trol­le. Ein kla­rer Hin­weis dafür sind die an­hal­tend hohen Kern­in­fla­ti­ons­ra­ten, (die In­fla­ti­on ohne die vo­la­ti­len En­er­gie- und Nah­rungs­mit­tel­prei­se) zwi­schen 4,3 und 5,3 Pro­zent. Die In­fla­ti­on hat sich somit fest in den Volks­wirt­schaf­ten ein­ge­nis­tet und wird nicht mehr so leicht zu ver­trei­ben sein.

Ver­gleich der In­fla­ti­ons­ra­ten (2023)

Vergleich der jährlichen Inflationsraten (2023)
Quel­le: In­ter­na­tio­nal Mo­ne­ta­ry Fund, https://​www.​imf.​org/​external/​datamapper/​PCPIPCH

Die In­fla­ti­on in der Schweiz ist zwar tie­fer als in vie­len an­de­ren Län­dern. Trotz­dem sind auch in der Schweiz die Re­al­löh­ne im letz­ten Jahr auf­grund der über­ra­schen­den In­fla­ti­on ge­sun­ken. Was aber oft ver­ges­sen geht, ist die Tat­sa­che, dass in den ver­gan­ge­nen Jah­ren die Re­al­löh­ne mehr­mals stär­ker als er­war­tet ge­stie­gen sind, weil die Teue­rung in den ne­ga­ti­ven Be­reich ab­glitt. In den Jah­ren 2009, 2012, 2013, 2015, 2016 und 2020 hat­ten wir eine Ne­ga­ti­vin­fla­ti­on. Nie­mand wäre auf die Idee ge­kom­men, Lohn­sen­kun­gen zu for­dern, weil die Teue­rung ne­ga­tiv war.

Daher rich­ten wir den Blick auf die lange Frist: Die Re­al­löh­ne in der Schweiz sind ge­mäss dem Re­al­lohn­in­dex zwi­schen 2000 - 2022 um 13 Pro­zent ge­stie­gen. Das ist sehr an­sehn­lich, ge­ge­ben die vie­len Schocks (Fi­nanz­kri­se, Euro-Krise, Fran­ken­schock, Co­ro­na-Pan­de­mie und Ukrai­ne-Krieg), die die Schwei­zer Wirt­schaft über­ste­hen muss­te. Gleich­zei­tig hat sich der Fran­ken ge­gen­über dem Euro über die Jahre hin­weg stark auf­ge­wer­tet: Die Be­völ­ke­rung ge­niesst die rie­si­ge Kauf­kraft auf Rei­sen oder beim Kauf von im­por­tier­ten Gü­tern. So müs­sen wir etwa halb so lange für ein iPho­ne 14 ar­bei­ten wie ein Deut­scher.1

Mit Blick nach vorne ist nun ent­schei­dend, dass eine Lohn-Preis­spi­ra­le ver­mie­den wird. Eine sol­che Spi­ra­le, wel­che in den USA und in der EU schon zu be­ob­ach­ten ist, würde näm­lich die Kos­ten der In­fla­ti­ons­be­kämp­fung in der Zu­kunft deut­lich er­hö­hen – zu­las­ten von uns allen.

 

 

1 https://​eco​nomi​esui​sse.​ch/​de/​dossier-​politik/​die-​fakten-​waechst-​die-​schweiz-​vor-​allem-​die-​breite