Wächst die Schweiz vor allem in die Breite?
- Introduction Executive summary | Positions of economiesuisse
- Chapter 1 Ausgangslage
- Chapter 2 Rückblick auf die letzten Dekaden der Wirtschaftsentwicklung der Schweiz
- Chapter 3 Wie vergleicht man die Wirtschaftsleistung von Ländern?
- Chapter 4 Die Fakten: Wächst die Schweiz vor allem in die Breite?
Ausgangslage
Die Schweiz ist seit Jahrzehnten ein Zuwanderungsland. Aktuell wächst die ständige Wohnbevölkerung trotz tiefer Geburtenrate besonders stark. Schon bald wird die Schwelle von neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern erreicht werden. Da viele Einwanderer arbeiten, führt das Bevölkerungswachstum der Schweiz auch dazu, dass die Leistung der Volkswirtschaft ansteigt. Seit Jahren wird jedoch der Vorwurf erhoben, dass die Schweiz vor allem in die Breite wachse.
Jüngst hat die «NZZ» einen viel beachteten Beitrag veröffentlicht, der diese These untermalt. Die Argumentation ist vereinfacht die Folgende: Der «Kuchen» unserer Volkswirtschaft (gemeint ist das BIP) sei in den letzten Jahren zwar insgesamt grösser geworden. Weil aber die Bevölkerungszahl aufgrund der Zuwanderung ebenfalls stark gestiegen sei, werde das Kuchenstück für die einzelne Person nicht grösser: Das BIP pro Kopf nehme kaum noch zu. Diese Beurteilung unseres Wirtschaftswachstums ist allerdings falsch.
Aus dem EU-/Efta-Raum kommen vor allem Arbeitskräfte
Die Nettoeinwanderung in die ständige ausländische Wohnbevölkerung in der Schweiz betrug 2022 fast 90’000 Personen, brutto waren es über 160’000. Auffällig ist, dass sich aus den EU-/Efta-Staaten vor allem erwerbstätige Personen in der Schweiz niederlassen. Klammert man die Personen in Aus- und Weiterbildung, Personen ohne Erwerbstätigkeit und Flüchtlinge aus, ergibt sich folgendes Bild: Bei über 79’000 zugewanderten Erwerbstätigen betrug der Familiennachzug 2022 nicht ganz 22'000 Personen. Auf vier erwerbstätige Einwanderinnen und Einwanderer aus dem EU-/Efta-Raum kommt also eine Person zusätzlich als Familiennachzug. Bei den Drittstaaten verhält es sich genau umgekehrt: Rund 80 Prozent der Zuwanderung betrifft den Familiennachzug und rund 20 Prozent den Zugang in den Arbeitsmarkt, wobei der Familiennachzug wohl auch bei Flüchtlingen eine Rolle spielen dürfte. Nicht zu vergessen sind aber auch Schweizerinnen und Schweizer, die jemanden aus einem Drittstaat ehelichen und in die Schweiz holen.
Spannend ist auch die Beobachtung, dass aus der EU/Efta über 4000 Personen eingewandert sind, die nicht arbeiten oder studieren und dennoch eine Aufenthaltsbewilligung erhalten haben. Darunter werden einige vermögende und wohl auch sehr vermögende Personen sein.
Die Nettozuwanderung 2022 fällt – auch ohne Ukraine-Flüchtlinge – deutlich höher aus als im Jahr 2021, als 55'453 mehr Ausländer zusätzlich in die Schweiz eingewandert sind, als unser Land verlassen haben.