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Bun­des­rat macht vor­wärts bei der Min­dest­be­steue­rung

Der Bun­des­rat hat den Ent­wurf für die erste Ver­ord­nung zur Um­set­zung der von der OECD be­schlos­se­nen Min­dest­be­steue­rung gros­ser Fir­men vor­ge­legt. Der Ent­wurf ver­weist im We­sent­li­chen auf die in­halt­li­chen Vor­ga­ben der OECD. Die Schweiz wird diese über­neh­men. Da­ne­ben re­gelt der Ent­wurf die Ver­tei­lung der Ein­nah­men auf die Kan­to­ne. Soll­te es bei der In­kraft­set­zung der Re­form in­ter­na­tio­nal Ver­zö­ge­run­gen geben, wird auch die Schweiz mit der Um­set­zung zu­war­ten.

Der Bun­des­rat macht vor­wärts mit der Vor­be­rei­tung der OECD-Min­dest­be­steue­rung in der Schweiz. Er hat den Ent­wurf einer Ver­ord­nung in die Kon­sul­ta­ti­on ge­ge­ben, die sich vor allem mit der Be­ant­wor­tung in­halt­li­cher Fra­gen be­schäf­tigt. Im Fokus steht eine neue Steu­er, die so­ge­nann­te Er­gän­zungs­steu­er, die er­ho­ben wird, wenn ein Un­ter­neh­men, das in den Gel­tungs­be­reich der Min­dest­be­steue­rung fällt (Jah­res­um­satz über 750 Mio. Euro), die Min­dest­be­steue­rung von 15 Pro­zent in der Schweiz nicht er­reicht. Für die Aus­ge­stal­tung die­ser Er­gän­zungs­steu­er ver­weist der Bun­des­rat di­rekt auf die Mus­ter­vor­ga­ben der OECD; die Schweiz wird diese voll­um­fäng­lich über­neh­men. So­dann be­stimmt der Bun­des­rat, wel­che Ge­schäfts­ein­hei­ten einer Firma die Steu­er be­zah­len müs­sen (Ein­hei­ten in Kan­to­nen, wo die Min­dest­be­steue­rung nicht er­reicht wird) und wie die Ein­nah­men auf die ein­zel­nen Kan­to­ne ver­teilt wer­den. Die Ver­tei­lung er­folgt nach dem Ver­ur­sa­cher­prin­zip: Grund­sätz­lich er­hal­ten Kan­to­ne Mit­tel, die unter der Min­dest­be­steue­rung lie­gen und damit zum Auf­kom­men der Er­gän­zungs­steu­er bei­tra­gen. Weil so­wohl die Er­he­bung der Steu­er wie die Ver­tei­lung der Ein­nah­men im fö­de­ra­lis­ti­schen Kon­text der Schweiz kom­pli­ziert sein kann, sieht der Bun­des­rat eine Ver­ein­fa­chung vor. Sie kann unter ge­wis­sen Um­stän­den zur Folge haben, dass vom Ver­ur­sa­cher­prin­zip ab­ge­wi­chen wer­den muss und auch Kan­to­ne über der Min­dest­be­steue­rung ge­wis­se Gel­der er­hal­ten.

Par­la­men­ta­ri­sche De­bat­te par­al­lel zur Er­ar­bei­tung der Ver­ord­nung

Der Ver­ord­nungs­ent­wurf steht bis zum 17. No­vem­ber in der Ver­nehm­las­sung. Eine zwei­te Ver­ord­nung, die sich vor allem mit Ver­fah­rens­fra­gen be­fas­sen wird, folgt spä­ter. Par­al­lel zur Er­ar­bei­tung der Ver­ord­nun­gen fin­det die par­la­men­ta­ri­sche Be­ra­tung der OECD-Re­form statt. Die Vor­la­ge be­fin­det sich der­zeit im Er­strat (Stän­de­rat), der nach um­fang­rei­chen An­hö­run­gen (eco­no­mie­su­is­se hat teil­ge­nom­men) die De­tail­be­ra­tung Ende Au­gust durch­füh­ren wird. Be­reits in der Herbst­ses­si­on folgt die Ple­nums­be­ra­tung im Stän­de­rat, der Na­tio­nal­rat schliesst naht­los an. Ende Jahr soll die Vor­la­ge fer­tig be­ra­ten sein. Weil es sich um eine Ver­fas­sungs­än­de­rung han­delt, ist eine Volks­ab­stim­mung ob­li­ga­to­risch. Das Datum der Ab­stim­mung ist auf den 18. Juni 2023 fest­ge­legt.

Es eilt: Steu­er­sub­strat könn­te ver­lo­ren gehen

Das in punc­to Ge­setz­ge­bung spe­zi­el­le Vor­ge­hen bei die­ser Vor­la­ge ist der gros­sen zeit­li­chen Eile ge­schul­det. Die OECD will die Min­dest­be­steue­rung per 2024 um­set­zen. Ab die­sem Zeit­punkt läuft die Schweiz Ge­fahr, Steu­ern, auf die sie nach den neuen Re­geln An­spruch hat, zu ver­lie­ren, wenn sie die Min­dest­be­steue­rung nicht selbst auch zeit­gleich in Kraft setzt. Um die­ses Sze­na­rio zu ver­hin­dern, hat der Bun­des­rat be­schlos­sen, die Min­dest­be­steue­rung über eine neue Ver­fas­sungs­grund­la­ge und aus­füh­ren­de Ver­ord­nun­gen in der Schweiz ein­zu­füh­ren. Ein ei­gent­li­ches Ge­setz für die Min­dest­be­steue­rung folgt spä­ter. Die­ses Vor­ge­hen wurde bei der Ein­füh­rung der Mehr­wert­steu­er zum ers­ten Mal ge­wählt und hat sich be­währt.

Soll­ten sich sei­tens der OECD Ver­zö­ge­run­gen er­ge­ben, kann auch die Schweiz mit der Um­set­zung zu­war­ten. Der Bun­des­rat be­stimmt den Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens.