Chinesen auf grosser Einkaufstour – wieso dies der Schweiz nützen kann
Viele Leute stören sich daran, wenn chinesische Investoren Schweizer Unternehmen kaufen. Was ist aus wirtschaftlicher Sicht davon zu halten, sind solche Übernahmen gut oder schlecht für die Gesamtwirtschaft?
Früher waren es die Amerikaner, später die Japaner. Sie kauften Firmen auf, weltweit, und auch in der Schweiz. Heute sind es die Chinesen, die auf Einkaufstour gehen. Das ruft Kritik hervor: Bereits verlangen Politiker, dass der Bundesrat Gegenmassnahmen ergreift. Doch sind solche Übernahmen tatsächlich schlecht für unser Land?
Ein Unternehmen ist kein Sammlerstück
Ich wage die Gegenthese. Denn: Was heisst das eigentlich, wenn ein Unternehmen gekauft wird? Unternehmen sind keine wertvollen Bilder, die man sammelt und daheim den staunenden Gästen zeigt. Der neue Firmeneigentümer will ebenfalls produzieren und Gewinne erzielen – wofür wiederum in Entwicklung, Produktion und den Standort investiert werden muss. Ideal für die Schweizer ist, wenn diese Investitionen in der Schweiz bleiben. Denn sie sind Voraussetzung für eine hohe Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wohlstand.
Die entscheidende Frage ist für mich also nicht, ob Chinesen Schweizer Firmen kaufen dürfen oder nicht. Sondern es geht darum, ob die neuen Firmeneigentümer weiterhin in der Schweiz investieren. Und was bewegt sie dazu, dies zu tun? Hier zählen die Rahmenbedingungen – auch wenn das abgegriffen klingen mag: Damit in der Schweiz investiert wird, braucht es einen flexiblen Arbeitsmarkt, ein hohes Ausbildungsniveau, wenige Regulierungen und attraktive Steuersätze.
Wie ein KMU zum Innovationshub wurde
Das ist keine ökonomische Wunschvorstellung, sondern funktioniert tatsächlich so in der Praxis. Hierzu ein Beispiel: Vor ein paar Wochen traf ich den Direktor eines Schweizer KMU, das Maschinen für die Textilbranche baut. Ein chinesisches Unternehmen kaufte vor wenigen Jahren «sein» KMU. Was passierte dann? Der Käufer machte das KMU zum eigentlichen Innovationshub der ganzen Unternehmensgruppe. An Ressourcen, die nun hauptsächlich in die Entwicklung neuer Technologien fliessen, fehlt es seitdem nicht mehr. Die Pläne sind ehrgeizig und der Schweizer Teil der Gruppe befindet sich in der Aufbauphase.
Der Käufer aus China machte das Schweizer KMU zum Innovationshub der ganzen Unternehmensgruppe.
Einkaufstouren ausländischer Investoren können entgegen der weitläufigen Meinung also sehr gut für unseren Wirtschaftsstandort sein. Nicht nur der Einkauf von KMU, sondern auch von grossen Unternehmen: Viele bekannte Schweizer Grossunternehmen sind in ausländischem Besitz. Bei diesen börsenkotierten Gesellschaften ist es ganz normal, dass die Aktieneigentümer in der ganzen Welt verteilt sind. Gleichzeitig sind sie stark in der Schweiz verwurzelt und investieren stark in der Schweiz. Warum unsere Grossunternehmen auf Mittelmass beruhen, lesen Sie in diesem Beitrag.