Kurs hal­ten in der Fi­nanz­re­gu­lie­rung

Wir alle ken­nen es, das Lei­ter­li­spiel. Zug um Zug rückt man dabei auf das Ziel vor: Ein­zel­ne Fel­der hel­fen einem, schnel­ler vor­an­zu­kom­men, und ein­zel­ne Fel­der wer­fen einen zu­rück, be­son­ders tü­cki­sche Fel­der über­ra­schend bis fast zum Start weit zu­rück. Hier gilt es Kurs zu hal­ten und das Ziel nicht aus den Augen zu ver­lie­ren.

Die Dis­kus­si­on zur Neu­ge­stal­tung der Fi­nanz­markt­re­gu­lie­rung im Rah­men des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes FID­LEG und des Fi­nanz­in­sti­tuts­ge­set­zes FINIG er­in­nert stark an das Lei­ter­li­spiel. Alle Markt­teil­neh­mer, vom klei­nen Ver­mö­gens­ver­wal­ter bis hin zur Gross­bank an­er­ken­nen Hand­lungs­be­darf. Aber ei­ni­ge Um­we­ge waren nötig, um die Vor­la­ge von Bal­last zu ent­schla­cken, wel­cher nach den ur­sprüng­li­chen Plä­nen zu un­zu­mut­ba­ren Auf­wen­dun­gen ohne Nut­zen ge­führt hätte. Ab Mon­tag be­han­delt nun die Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben des Stän­de­rats die deut­lich ab­ge­speck­ten und vom über­wie­gen­den Teil der Bran­che ge­tra­ge­nen Vor­schlä­ge. Wei­te­re Ver­bes­se­run­gen sind noch nötig, und auch dazu lie­gen Vor­schlä­ge auf dem Tisch. Aber für ein Zu­rück­fal­len bis fast zum Start wie im Lei­ter­li­spiel be­steht kein An­lass. 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge und damit die Si­che­rung der in­ter­na­tio­na­len Stel­lung der Schwei­zer Fi­nanz­dienst­leis­ter. Nur eine hohe Glaub­wür­dig­keit bei der Re­gu­lie­rung nach in­ter­na­tio­nal üb­li­chen Stan­dards er­laubt einen in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch und damit ins­be­son­de­re die Ex­port­fä­hig­keit von Schwei­zer Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen und Fi­nanz­pro­duk­ten. Der Markt­zu­gang wird da­durch al­lei­ne zwar nicht ge­si­chert, würde aber durch ein Aus­sche­ren grund­sätz­lich in­fra­ge ge­stellt. Die Ein­hal­tung der be­deu­tends­ten Stan­dards lässt sich nur durch eine über­zeu­gen­de pru­den­ti­el­le Be­auf­sich­ti­gung sämt­li­cher Markt­teil­neh­mer er­rei­chen.  

Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen dür­fen die Si­cher­stel­lung des Markt­zu­gangs nicht ver­hin­dern.

Lei­der scheint es nun aber, dass ei­ni­ge Teil­neh­mer das Spiel mit der Ab­sicht spie­len, es ge­ra­de nicht zu einem Ende zu brin­gen oder es aus par­ti­ku­lä­ren In­ter­es­sen mas­siv zu ver­zö­gern.

An­ge­sichts der zahl­rei­chen Her­aus­for­de­run­gen, der un­ter­schied­li­chen Struk­tu­ren und der Un­si­cher­hei­ten in der Fi­nanz­bran­che ist es ver­ständ­lich, dass ein­zel­ne Markt­teil­neh­mer dem FID­LEG und FINIG be­son­ders kri­tisch ge­gen­über­ste­hen. In einer of­fe­nen Welt kann man aber nicht ein­fach in­ter­na­tio­na­le Trends weg­dis­ku­tie­ren, um die heu­ti­gen Struk­tu­ren und Ge­schäfts­mo­del­le zu er­hal­ten. So­weit sich aus Al­ter­na­tiv­kon­zep­ten sinn­vol­le Lö­sungs­an­sät­ze er­ge­ben, kön­nen diese in die auf dem Tisch lie­gen­de Vor­la­ge ein­ge­baut wer­den. Dies ist ef­fi­zi­en­ter, als die Vor­la­ge kom­plett auf den Kopf zu stel­len und fak­tisch zu­rück an den Start zu ver­wei­sen.  

Ewig das glei­che Lei­ter­li­spiel zu spie­len und sich auf den Fel­dern vor und zu­rück zu be­we­gen, lenkt zwar von den drin­gen­den Her­aus­for­de­run­gen ab, bringt dem Fi­nanz­platz und der Wirt­schaft aber nichts.