Fi­nanz­markt­re­gu­lie­rung mit dem Skal­pell statt mit der Ab­riss­bir­ne

Für die Schweiz mit ihrem be­deu­ten­den Fi­nanz­platz ist ein frei­er, trans­pa­ren­ter Ka­pi­tal­markt von gröss­ter Be­deu­tung. Und doch gibt es kaum einen an­de­ren Be­reich, der ver­gleich­bar stark re­gle­men­tiert ist. Nun schlägt der Bun­des­rat einen Ra­di­kal­um­bau die­ser Re­gu­lie­rung vor: Be­ste­hen­de Ge­set­ze wie das Ban­ken­ge­setz oder das Bör­sen­ge­setz sol­len voll­stän­dig auf­ge­ho­ben und deren In­halt in das neu zu schaf­fen­de Fi­nanz­in­sti­tuts­ge­setz (FINIG) über­führt wer­den. Zahl­rei­che neue Be­stim­mun­gen sol­len hin­zu­kom­men.

Bringt ein der­art fun­da­men­ta­ler Ein­griff eine Ver­bes­se­rung der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on? Das Ge­gen­teil dürf­te der Fall sein. Im be­ste­hen­den Re­gu­lie­rungs­di­ckicht füh­ren zu­sätz­li­che Ver­schär­fun­gen zu gros­sen Ri­si­ken und Kos­ten. Zahl­rei­che Ver­ord­nun­gen und Dut­zen­de Rund­schrei­ben müss­ten auch noch an­ge­passt wer­den. Dies hätte er­heb­li­che Un­si­cher­hei­ten zur Folge. Schliess­lich müss­ten die Un­ter­neh­men auch ihre ei­ge­nen Pro­zes­se um­fas­send neu ge­stal­ten.

Die Wirt­schaft steht hin­ter einer an­ge­mes­se­nen Mo­der­ni­sie­rung der Fi­nanz­markt­re­gu­lie­rung. Sie muss aber mit chir­ur­gi­scher Prä­zi­si­on er­fol­gen. Das vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­ne Um­krem­peln der be­ste­hen­den Ge­set­ze er­füllt die­sen An­spruch nicht. Be­denk­lich sind auch die zahl­rei­chen De­le­ga­ti­ons­nor­men an den Bun­des­rat für noch wei­ter­ge­hen­de Ein­grif­fe.

Ver­lie­ren wer­den bei einer über­trie­be­nen Re­gu­lie­rung die­je­ni­gen, die man ei­gent­lich schüt­zen will und die am Ende in einem über­re­gu­lier­ten, aus­ge­trock­ne­ten Markt nur noch mit un­at­trak­ti­ven Stan­dard­pro­duk­ten be­dient wer­den dür­fen: die Kun­din­nen und Kun­den.