Ski­ren­nen, Wett­be­werb und die Han­dels­hemm­nis­se

Bei Ski­ren­nen zeigt sich: Wett­be­werb hat viele po­si­ti­ve Sei­ten. Er spornt zu Höchst­leis­tun­gen an, hält fit und ist im In­ter­es­se des (Sport-)Kon­su­men­ten. Das Glei­che gilt auch in der Wirt­schaft. Wenn An­bie­ter un­ter­ein­an­der im Wett­be­werb ste­hen, ver­bes­sern sich die Ver­hält­nis­se zwi­schen Preis und Leis­tung. Wett­be­werb setzt Of­fen­heit und be­stän­di­ge Spiel­re­geln vor­aus. Auch Sport­wett­kämp­fe leben davon, dass sie für alle offen sind.

Doch lei­der ist die Schweiz Meis­te­rin in der Ab­schot­tung des Mark­tes mit­tels Han­dels­hemm­nis­sen. Der Agrar­markt wird bei­spiel­los stark vor Im­por­ten ge­schützt, und auch in an­de­ren Fäl­len wird das An­ge­bot zu­las­ten der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten über­mäs­sig ein­ge­schränkt oder ver­teu­ert. Ein Bei­spiel, lei­der kein Ein­zel­fall: Die Kenn­zeich­nung von Le­bens­mit­teln be­züg­lich mög­li­cher Spu­ren etwa von Nüs­sen wird – zwecks In­for­ma­ti­on von All­er­gi­kern – auf die Spit­ze ge­trie­ben. Neu muss in der Schweiz im Un­ter­schied zur EU nicht nur der Ver­weis «kann Spu­ren von Nüs­sen ent­hal­ten» an­ge­bracht wer­den, son­dern es müs­sen die spe­zi­fi­schen Nuss­ar­ten aus­ge­wie­sen wer­den – also «kann Spu­ren von Hasel-, Wal-, Cas­hew-, Para- und Pe­can­nüs­sen ent­hal­ten». Sol­che schweiz­spe­zi­fi­schen An­for­de­run­gen ver­teu­ern die Pro­duk­te für den Kon­su­men­ten, da eine extra Ver­pa­ckung für die Schweiz not­wen­dig wird. Sie schlies­sen damit in­di­rekt auch aus­län­di­sche Kon­kur­ren­ten aus. Wie wenn Ski­fah­rer an­de­rer Na­tio­na­li­tä­ten über son­der­ba­re Teil­nah­me­be­din­gun­gen a prio­ri vom Ren­nen aus­ge­schlos­sen wür­den.

Wett­be­werb braucht Plan­bar­keit und einen ver­läss­li­chen Rah­men. Ein­grif­fe sol­len nur dann ge­macht wer­den, wenn sie not­wen­dig sind. Wenn im Sport die Re­geln für tech­ni­sche Aus­rüs­tung, Be­klei­dung usw. lau­fend ge­än­dert wer­den, fin­det statt eines sport­li­chen Wett­be­werbs ein sol­cher der Funk­tio­nä­re statt, die die Re­geln schrei­ben und in­ter­pre­tie­ren. Glei­ches gilt, wenn der Ge­setz­ge­ber etwa die Spiel­re­geln im Wett­be­werbs­recht lau­fend än­dert, schlimms­ten­falls gar bevor die Aus­wir­kun­gen der letz­ten Än­de­rung wirk­lich sicht­bar sind. Diese Si­tua­ti­on droht bei der Schwei­zer Kar­tell­rechts­re­vi­si­on. Die Aus­wir­kun­gen der Re­vi­si­on von 2003 (in Kraft seit 2004) zei­gen sich erst lang­sam und sind, wie etwa das Ur­teil im Fall GABA/Elmex zeigt, grös­ser als teil­wei­se er­war­tet.

Die Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben des Na­tio­nal­rats (WAK-N) hat diese Ge­fahr er­kannt. Sie will im Sinne der Rechts­be­stän­dig­keit die Spiel­re­geln nicht vor­schnell än­dern und keine im Aus­land un­be­kann­ten Ein­grif­fe vor­neh­men. Damit er­mög­licht sie ge­ra­de die Ent­wick­lung des Wett­be­werbs. Es ist zu hof­fen, dass die Po­li­tik glei­che Leh­ren auch bei den haus­ge­mach­ten Han­dels­hemm­nis­sen zieht. Im Sport wird klar, was ei­gent­lich auch in der Wirt­schaft klar sein soll­te: Spe­zi­al­re­geln für die Schweiz ma­chen wenig Sinn, wenn wir uns im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich mes­sen wol­len. Sor­gen wir dafür, dass un­se­re An­bie­ter gleich lange Ski be­zie­hungs­wei­se Spies­se haben wie die aus­län­di­schen. Das ist vor allem auch im In­ter­es­se der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten.