Un­be­ha­gen in der Ver­kehrs­fi­nan­zie­rung

Bit­te­re Me­di­zin mit un­voll­stän­di­gem Bei­pack­zet­tel wird un­gern ge­schluckt – so­weit das Fazit aus der Vi­gnet­ten­ab­stim­mung vom Sonn­tag. Die Me­di­zin war bit­ter, weil die Au­to­fah­rer tie­fer ins Porte­mon­naie hät­ten grei­fen müs­sen. Und der Bei­pack­zet­tel war ver­wirr­lich, denn die zu­sätz­li­chen Mit­tel soll­ten ja gar nicht in den Au­to­bahn­aus­bau in­ves­tiert wer­den. Trans­pa­renz in der Ver­kehrs­fi­nan­zie­rung sieht an­ders aus.

Hat sich das Stimm­volk damit gegen den Aus­bau der Stras­sen­in­fra­struk­tur aus­ge­spro­chen? Nein. Zu of­fen­sicht­lich sind die Staus auf un­se­ren Stras­sen. Ab­ge­lehnt wurde aber wohl, dass ein Gross­teil der Mehr­ein­nah­men gar nicht in die Na­tio­nal­stras­sen, son­dern in die vom Bund über­nom­me­nen, nicht vi­gnet­ten­pflich­ti­gen Kan­tons­stras­sen ge­flos­sen wäre. Die Kan­to­ne wären ent­las­tet wor­den, ohne den Vor­teil an die Au­to­fah­rer wei­ter­zu­ge­ben. Kaum er­wähnt wurde auch, dass die Vi­gnet­ten­er­hö­hung nur ein Schritt in einer be­reits an­ge­dach­ten Reihe wei­te­rer Ab­ga­ben­er­hö­hun­gen auf der Stras­se ge­we­sen wäre. Zu guter Letzt hat das Volk auch nicht ver­stan­den, wes­halb die Stras­sen­kas­se mit neuen Gel­dern ali­men­tiert wer­den soll, wenn gleich­zei­tig der öf­fent­li­che Ver­kehr aus der­sel­ben Scha­tul­le quer­fi­nan­ziert wird.

Die Vi­gnet­ten­ab­stim­mung ist ein wei­te­res Ka­pi­tel der oft­mals schwie­ri­gen Schwei­zer Ver­kehrs­fi­nan­zie­rung. eco­no­mie­su­is­se hat sich re­gel­mäs­sig gegen halb trans­pa­ren­te und ein­sei­ti­ge Lö­sun­gen aus­ge­spro­chen. Wie die Ab­stim­mung vom Sonn­tag zeigt, scha­den Quer­fi­nan­zie­run­gen und zu hohe Kom­ple­xi­tät der Ak­zep­tanz und ge­fähr­den damit die lang­fris­ti­ge Leis­tungs­fä­hig­keit der Ver­kehrs­in­fra­struk­tu­ren.