Der Mensch lebt nicht vom Brot al­lein: Der MWST-Ein­heits­satz nützt dem Mit­tel­stand

​Am Mitt­woch ent­schei­det der Na­tio­nal­rat dar­über, ob die kom­pli­zier­te Mehr­wert­steu­er in der Schweiz ver­ein­facht wer­den kann. Im Vor­feld der Ab­stim­mung wer­den zwei­fel­haf­te Ar­gu­men­te her­um­ge­reicht. Sach­li­che Grün­de gegen den Ein­heits­satz gibt es kaum.
​Der Ein­heits­satz sei un­so­zi­al, heisst es. Tat­sa­che ist, dass hohe und höchs­te Ein­kom­men von heu­ti­gen Steu­er­satz­re­duk­tio­nen am meis­ten pro­fi­tie­ren. So gilt heute für Lu­xus­pro­duk­te wie Trüf­fel oder Ka­vi­ar ein re­du­zier­ter Satz, wäh­rend Dinge des täg­li­chen Ge­brauchs wie zum Bei­spiel die Ab­was­ser­rech­nung oder der Kin­der­au­to­sitz zum hö­he­ren Satz be­steu­ert wer­den. So­zi­al­po­li­tik mit der Giess­kan­ne funk­tio­niert nir­gends. Und bei der Mehr­wert­steu­er ist sie be­son­ders teuer.

Mit dem Ein­heits­satz wür­den die Steu­ern auf fast allen Gü­tern und Dienst­leis­tun­gen – zum Bei­spiel dem öf­fent­li­chen und pri­va­ten Ver­kehr, dem Han­dy­abo, dem Ski­lift und dem Win­ter­man­tel – ge­senkt. Bei Nah­rungs­mit­teln würde der Satz zwar an­stei­gen. Haus­hal­te geben aber immer we­ni­ger für Nah­rungs­mit­tel aus. Rund dop­pelt so viel dafür für Woh­nen und En­er­gie. Diese Leis­tun­gen wer­den heute nor­mal, das heisst mehr als drei­mal höher be­steu­ert. Die steu­er­li­che Un­gleich­be­hand­lung macht kei­nen Sinn. Der Mensch von heute lebt nicht vom Brot al­lein.

An­ders als ge­wis­se Krei­se be­haup­ten, würde der Ge­sund­heits­sek­tor vom Ein­heits­satz auch pro­fi­tie­ren. Der Grund liegt darin, dass mit dem Weg­fall der heu­ti­gen Schat­ten­steu­er Vor­steu­ern in Mil­li­ar­den­hö­he zu­rück­ge­for­dert wer­den könn­ten. Zudem würde die Ad­mi­nis­tra­ti­on viel ein­fa­cher.

Die Bil­dung, wo es sich um die Volks­schu­le han­delt, blie­be un­ent­gelt­lich und damit ohne Mehr­wert­steu­er. Pri­va­te Schu­len er­he­ben teil­wei­se schon heute frei­wil­lig die Mehr­wert­steu­er, weil sie so die Vor­steu­ern zu­rück­er­hal­ten. Ge­ra­de im Bil­dungs­be­reich er­ge­ben sich teure Ab­gren­zungs­schwie­rig­kei­ten. Die kom­pli­zier­te Pra­xis­bro­schü­re mit 40 Sei­ten An­wei­sun­gen zur kor­rek­ten Ab­rech­nung spricht Bände.

Die heu­ti­ge Mehr­wert­steu­er ist teuer und kom­pli­ziert. Zudem ist sie un­so­zia­ler als viele glau­ben. Der Mehr­wert­steu­er-Ein­heits­satz bringt hin­ge­gen Ent­las­tun­gen für alle, wie sie von kei­ner an­de­ren Re­form er­war­tet wer­den kön­nen. Die Ent­las­tun­gen – Hun­der­te von Mil­lio­nen Fran­ken aus dem Bü­ro­kra­tie­ab­bau und meh­re­re Mil­li­ar­den Fran­ken wegen des Weg­falls der Schat­ten­steu­er – sind un­be­strit­ten. Ge­gen­ar­gu­men­te hal­ten einer sach­li­chen Be­ur­tei­lung nicht stand.

Die Po­li­tik hat es in der Hand, die lang ge­schol­te­ne Mehr­wert­steu­er end­lich zu ver­ein­fa­chen. Bü­ro­kra­tie­ab­bau braucht kon­kre­te Taten. Des­halb set­zen sich die Dach­ver­bän­de der Wirt­schaft und des Ge­wer­bes ge­mein­sam für eine ein­fa­che Mehr­wert­steu­er ein.