​Cas­sis de Dijon: Ab­schot­tung er­höht Prei­se

​Die Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben des Na­tio­nal­rats (WAK-N) will Le­bens­mit­tel wie­der vom Cas­sis-de-Dijon-Prin­zip aus­neh­men. Die­ser Ent­scheid ist ge­ra­de vor dem Hin­ter­grund des star­ken Fran­kens nicht nach­voll­zieh­bar: Die Po­li­tik klagt über stei­gen­de Prei­se und schränkt gleich­zei­tig den Wett­be­werb ein.
Die WAK-N ist am Diens­tag einer par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve von Jac­ques Bour­geois mit 13:12 Stim­men bei einer Ent­hal­tung ge­folgt. Diese will die Le­bens­mit­tel wie­der vom Gel­tungs­be­reich des Cas­sis-de-Dijon-Prin­zips aus­neh­men. Das Cas­sis-de-Dijon-Prin­zip trat erst am 1. Juli 2010 in Kraft. Es be­sagt ge­ne­rell, dass Pro­duk­te, die in einem EU-Mit­glieds­staat vor­schrifts­ge­mäss her­ge­stellt und in Ver­kehr ge­bracht wur­den, in allen an­de­ren Mit­glieds­staa­ten ver­kauft wer­den dür­fen. In der EU hat die­ser Abbau von Han­dels­hemm­nis­sen zu einer deut­li­chen Er­leich­te­rung ge­führt. Im Sinne eines Si­gnals der Öff­nung hat sich die Schweiz ent­schie­den, diese Re­geln grund­sätz­lich auch an­zu­wen­den.

Die knap­pe Kom­mis­si­ons­mehr­heit führ­te als Be­grün­dung die Qua­li­täts­si­che­rung an: Sie ist ins­be­son­de­re der An­sicht, dass mit die­ser Markt­öff­nung im Be­reich der Le­bens­mit­tel die schwei­ze­ri­sche Qua­li­täts­stra­te­gie ge­fähr­det wird. Der Be­reich der Le­bens­mit­tel bil­det aber das Herz­stück des Cas­sis-de-Dijon-Prin­zips. Le­bens­mit­tel ma­chen den gröss­ten Teil des be­trof­fe­nen Wa­ren­korbs aus. Wird das Ab­kom­men ge­ra­de in die­sem Be­reich auf­ge­ho­ben, wird es zur wert­lo­sen Pa­pier­hül­se. Zudem sehen die gel­ten­den Vor­schrif­ten für Le­bens­mit­tel immer noch eine spe­zi­el­le Prü­fung vor.

Wett­be­werb spornt zur Qua­li­täts­stei­ge­rung an 

Für eco­no­mie­su­is­se steht ein funk­tio­nie­ren­der Wett­be­werb im Vor­der­grund. Die­ser spornt zur Qua­li­täts­stei­ge­rung an, und er führt zu tie­fe­ren Prei­sen wie auch zu einer grös­se­ren Aus­wahl. Letzt­lich pro­fi­tie­ren also die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten. Sie sind durch­aus mün­dig und kön­nen un­ter­schied­li­che Pro­duk­te und Qua­li­tä­ten gut un­ter­schei­den. Zudem kau­fen sie be­reits heute eu­ro­päi­sche Pro­duk­te jen­seits der Gren­ze. Eine Aus­höh­lung des Cas­sis-de-Dijon-Prin­zips wäre vor dem Hin­ter­grund die­ses Ein­kaufs­tou­ris­mus un­sin­nig. Sie ver­hin­dert nur den Ein­kauf in der Schweiz und schickt die Käu­fer über die Gren­ze.

Nun liegt es am Na­tio­nal­rat, die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve an­ders als seine vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on ab­zu­leh­nen. Eine Ein­schrän­kung des Cas­sis-de-Dijon-Prin­zips würde die ak­tu­el­le Ab­schot­tungs­po­li­tik des Par­la­ments zwar wun­der­bar fort­set­zen – der Ab­bruch der Ver­hand­lun­gen zu den Agrar­frei­han­dels­ab­kom­men und die Wie­der­ein­füh­rung der Buch­preis­bin­dung sind nur zwei Bei­spie­le. Aber sie ist der fal­sche Weg, sie führt die Schweiz nicht in eine er­folg­rei­che Zu­kunft!