Zu­wan­de­rungs­pro­ble­me jetzt an­pa­cken

Die Schwei­zer Be­völ­ke­rung will, dass die Schwei­zer Wirt­schaft wei­ter wach­sen kann. Fast nie­mand will die dafür not­wen­di­ge Zu­wan­de­rung ab­wür­gen. Doch wie das Chan­cen­ba­ro­me­ter 2024 zeigt, for­dern die Men­schen in die­sem Land von der Po­li­tik Lö­sun­gen bei den Fol­gen des Be­völ­ke­rungs­wachs­tums.

Das Chan­cen­ba­ro­me­ter 2024 zeigt ein dif­fe­ren­zier­tes Bild: Die Be­völ­ke­rung sieht Chan­cen und Her­aus­for­de­run­gen in zen­tra­len Be­rei­chen wie der Fi­nan­zie­rung des Ge­sund­heits­we­sens, der Al­ters­vor­sor­ge und der En­er­gie­ver­sor­gung. Be­son­ders deut­lich wird der Wunsch, die gros­sen Her­aus­for­de­run­gen jetzt an­zu­ge­hen, statt sie wei­ter auf­zu­schie­ben.

Auch bei der Zu­wan­de­rung, dem dies­jäh­ri­gen Schwer­punkt­the­ma des Chan­cen­ba­ro­me­ters, sieht die Be­völ­ke­rung Hand­lungs­be­darf. Sie sieht die po­si­ti­ven Ef­fek­te auf das Wirt­schafts­wachs­tum und lehnt ein Ver­bot der Zu­wan­de­rung klar ab. Trotz­dem for­dert die Be­völ­ke­rung von der Po­li­tik jetzt Mass­nah­men, um die un­er­wünsch­ten Fol­gen des Be­völ­ke­rungs­wachs­tums zu be­gren­zen.

Die Wirt­schaft ist und wird auf­grund der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung auch in Zu­kunft auf Ar­beits­kräf­te aus dem Aus­land an­ge­wie­sen sein. Die­ser Fakt ist in der Be­völ­ke­rung un­be­strit­ten. Al­ler­dings ver­langt sie un­miss­ver­ständ­lich Mass­nah­men, um Eng­päs­se zu be­he­ben, die durch das Be­völ­ke­rungs­wachs­tum ent­ste­hen. Der Hand­lungs­be­darf ist auch für die Wirt­schaft of­fen­sicht­lich. Mehr noch: Die Wirt­schaft ar­bei­tet aktiv daran, damit grif­fi­ge Mass­nah­men in den er­wähn­ten Be­rei­chen um­ge­setzt wer­den.

Bei­spiel 1: Woh­nungs­knapp­heit

In der Schweiz wird zu wenig Wohn­raum ge­baut. Wäh­rend die Nach­fra­ge durch Be­völ­ke­rungs­wachs­tum und Wohl­stand steigt, hinkt das An­ge­bot, be­son­ders in ur­ba­nen Ge­bie­ten, hin­ter­her. Lang­wie­ri­ge Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren und zahl­rei­che Ein­spruchs­mög­lich­kei­ten ver­zö­gern Bau­pro­jek­te. Zudem brem­sen star­re Vor­ga­ben in der Raum­pla­nung die not­wen­di­ge Ver­dich­tung. Hier müs­sen drin­gend Lö­sun­gen her. Die Wirt­schaft lehnt hin­ge­gen Ein­grif­fe wie eine Miet­preis­brem­se ab, da diese das Pro­blem nur wei­ter ver­schär­fen.

Bei­spiel 2: Ver­kehrs­in­fra­struk­tur

Die Ver­kehrs­in­fra­struk­tur muss drin­gend aus­ge­baut wer­den. Be­völ­ke­rungs­wachs­tum und stei­gen­der Wohl­stand füh­ren zu einer hö­he­ren Nach­fra­ge, auf die die Schweiz bis­her nicht aus­rei­chend re­agiert hat. Die Be­völ­ke­rung for­dert des­halb kon­kre­te Mass­nah­men zur Be­he­bung der Eng­päs­se, eben­so wie die Wirt­schaft, die auf eine funk­tio­nie­ren­de In­fra­struk­tur an­ge­wie­sen ist. Wäh­rend der Aus­bau des öf­fent­li­chen Ver­kehrs brei­te Un­ter­stüt­zung fin­det, be­tont die Wirt­schaft die Not­wen­dig­keit, auch die Stras­sen­in­fra­struk­tur zu er­wei­tern, da hier der Gross­teil des Per­so­nen- und Gü­ter­trans­ports statt­fin­det.

Bei­spiel 3: In­län­di­sches Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al nut­zen

Das in­län­di­sche Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al muss bes­ser aus­ge­schöpft wer­den. Trotz guter Be­tei­li­gung im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich gibt es un­ge­nutz­te Re­ser­ven. Be­son­ders bei Frau­en, die oft Teil­zeit ar­bei­ten, weil es zu we­ni­ge be­zahl­ba­re Be­treu­ungs­an­ge­bo­te gibt oder die Zu­satz­ar­beit sich kaum lohnt. Es braucht mehr po­li­ti­sche Mass­nah­men zur bes­se­ren Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Beruf. Dafür müs­sen auch die rich­ti­gen An­rei­ze ge­setzt wer­den. Die Ein­füh­rung der In­di­vi­du­al­be­steue­rung ist über­fäl­lig, und das Ar­bei­ten über das Ren­ten­al­ter hin­aus soll­te at­trak­ti­ver ge­stal­tet wer­den.

Die Wirt­schaft er­kennt die Fol­gen des mit der Zu­wan­de­rung ein­her­ge­hen­den Be­völ­ke­rungs­wachs­tum an. Des­halb sind sich Be­völ­ke­rung und Wirt­schaft einig: Es braucht jetzt Lö­sun­gen, um diese ab­zu­fe­dern. Die Wirt­schaft ist be­reit, aktiv mit­zu­wir­ken und for­dert wirk­sa­me Mass­nah­men, die die Pro­ble­me tat­säch­lich an­ge­hen. Kon­tra­pro­duk­ti­ve Mass­nah­men al­ler­dings, die die Pro­ble­me nur be­wirt­schaf­ten, lehnt sie de­zi­diert ab.