SNB

Die SNB darf nicht zum Spiel­ball der Po­li­tik wer­den

Die Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bank (SNB) hat einen kla­ren Auf­trag: Sie ge­währ­leis­tet die Preis­sta­bi­li­tät, einen wich­ti­gen Fak­tor un­se­res Wohl­stan­des. Dabei ist es von zen­tra­ler Be­deu­tung, dass sie un­ab­hän­gig von po­li­ti­schen In­ter­es­sen han­deln kann. Trotz­dem gibt es im Par­la­ment immer wie­der Vor­stös­se, wel­che diese Un­ab­hän­gig­keit ein­schrän­ken möch­ten. Zwei Bei­spie­le dafür wur­den ge­ra­de im Par­la­ment be­han­delt. Einer wurde in der UREK-N sogar gut­ge­heis­sen. Dies muss kor­ri­giert wer­den.

Die Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bank (SNB) hat einen kla­ren Auf­trag, der im Na­tio­nal­bank­ge­setz ver­an­kert ist: Sie führt die Geld- und Wäh­rungs­po­li­tik im Ge­samt­in­ter­es­se des Lan­des. Sie ge­währ­leis­tet die Preis­sta­bi­li­tät und trägt dabei der kon­junk­tu­rel­len Ent­wick­lung Rech­nung. Das Ge­setz schreibt aus­ser­dem vor, dass die SNB in der Er­fül­lung die­ses Auf­trags po­li­tisch un­ab­hän­gig ist. Die Po­li­tik muss von der SNB re­gel­mäs­sig über die Wirt­schafts­la­ge und die Geld- und Wäh­rungs­po­li­tik in­for­miert wer­den.

Die Un­ab­hän­gig­keit einer Na­tio­nal­bank ist für eine glaub­wür­di­ge Geld­po­li­tik es­sen­zi­ell. Den­noch gibt es immer wie­der Vor­stös­se im Par­la­ment, mit dem Ziel geld­po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen zu be­ein­flus­sen. So for­der­ten Ver­tre­ter der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben des Na­tio­nal­rats (WAK-N) jüngst, dass die SNB in der Füh­rung ihrer Geld- und Wäh­rungs­po­li­tik auch Klima- und Um­welt­ri­si­ken be­rück­sich­tigt. Das Na­tio­nal­bank­ge­setz soll­te zu die­sem Zweck ent­spre­chend er­gänzt wer­den. Wei­ter for­der­ten Ver­tre­ter der Kom­mis­si­on für Um­welt, En­er­gie und Raum­pla­nung (UREK-N), dass die im re­vi­dier­ten CO2-Ge­setz vom Bun­des­rat ver­lang­ten Be­rich­te der SNB, die sich mit den kli­ma­be­ding­ten fi­nan­zi­el­len Ri­si­ken be­fas­sen, um all­fäl­li­ge Mass­nah­men er­gänzt wer­den müs­sen.

Er­gän­zun­gen wür­den die Un­ab­hän­gig­keit der SNB rit­zen

Die SNB hat die Preis­sta­bi­li­tät si­cher zu stel­len. Davon pro­fi­tie­ren alle. Würde der ge­setz­li­che Auf­trag mit zu­sätz­li­chen An­for­de­run­gen er­gänzt, droht die SNB zum Spiel­ball der Po­li­tik zu wer­den. Dies gilt ge­ra­de auch für die ge­nann­ten Klima- und Um­welt­ri­si­ken. Ers­tens las­sen sich diese kaum in ein­fa­chen und quan­ti­fi­zier­ba­ren Kri­te­ri­en fest­ma­chen. Zwei­tens wäre die Be­ur­tei­lung, ob diese Ri­si­ken ge­nü­gend be­ach­tet wer­den, selbst bei kla­ren Kri­te­ri­en immer noch sub­jek­tiv. Es ist zu er­war­ten, dass in der Po­li­tik wie­der­keh­rend dar­über dis­ku­tiert würde, ob die SNB die Klima- und Um­welt­ri­si­ken ge­nü­gend in ihre Ent­schei­de ein­flies­sen lässt. Dar­un­ter würde die Un­ab­hän­gig­keit der Na­tio­nal­bank lei­den. Viele Bei­spie­le aus dem Aus­land zei­gen, dass wenn die Zen­tral­bank stär­ker in den Ein­fluss­be­reich der Po­li­tik gerät, die Preis­sta­bi­li­tät ge­fähr­det ist. Dies darf der Schweiz nicht pas­sie­ren.

Klima- und Um­welt­ri­si­ken wer­den be­reits be­rück­sich­tigt

Schliess­lich er­re­gen die ge­for­der­ten Er­gän­zun­gen den Ein­druck, dass die SNB zum heu­ti­gen Zeit­punkt Klima- und Um­welt­ri­si­ken nicht be­rück­sich­tigt. Die­ser Ein­druck ent­spricht nicht der Rea­li­tät. Die Wah­rung der Preis­sta­bi­li­tät be­dingt eine stän­di­ge Be­ob­ach­tung der na­tio­na­len und glo­ba­len Wirt­schafts­la­ge. Ent­wick­lun­gen und Ri­si­ken, die für die Geld­po­li­tik re­le­vant sind, wer­den von der SNB lau­fend über­wacht und flies­sen in die geld­po­li­ti­sche La­ge­be­ur­tei­lung ein. Das gilt auch für Klima- und Um­welt­ri­si­ken.

Mit der in der WAK-N ge­for­der­ten Er­gän­zung würde sug­ge­riert, dass an­de­re Ri­si­ken, die im Ge­setz auch nicht ex­pli­zit ge­nannt wer­den (wie z.B. po­li­ti­sche Ri­si­ken), von der SNB eben­falls nicht be­rück­sich­tigt wür­den. Wenn die Po­li­tik be­ginnt, be­stimm­te Ri­si­ken ex­pli­zit ins Ge­setz zu schrei­ben, müss­te sie die­sen Ri­si­ko­ka­ta­log stän­dig er­wei­tern. Glei­ches gilt auch für die Vor­schlä­ge im re­vi­dier­ten CO2-Ge­setz: Die kli­ma­be­ding­ten fi­nan­zi­el­len Ri­si­ken wer­den von der SNB be­reits be­rück­sich­tigt. Und die SNB hat eine In­for­ma­ti­ons­pflicht ge­gen­über Bun­des­rat, Par­la­ment und der Öf­fent­lich­keit. Es ist also nicht nötig, für ein­zel­ne Ris­ken eine se­pa­ra­te Be­richt­er­stat­tung zu ver­lan­gen. Und erst recht nicht not­wen­dig und sogar ge­fähr­lich ist es, in die­sen Be­rich­ten die all­fäl­li­gen Mass­nah­men dar­zu­le­gen. Po­li­ti­ker wür­den als Re­ak­ti­on auf die Be­rich­te for­dern, dass die be­schrie­be­nen Mass­nah­men von der SNB um­ge­setzt wer­den sol­len. Letzt­lich füh­ren diese Vor­schlä­ge alle zu einer zu­neh­men­den Po­li­ti­sie­rung der SNB.

Das Par­la­ment muss sol­chen For­de­run­gen Ein­halt ge­bie­ten

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass eine Mehr­heit der WAK-N die For­de­rung nach einer Er­gän­zung nicht un­ter­stützt. Ent­täuscht ist eco­no­mie­su­is­se da­ge­gen von der UREK-N, wo eine Mehr­heit nicht nur die zu­sätz­li­chen Be­rich­te zu Kli­ma­ri­si­ken un­ter­stützt, son­dern diese sogar um die all­fäl­li­gen Mass­nah­men er­wei­tern will. eco­no­mie­su­is­se er­ach­tet diese zu­neh­men­de Ein­fluss­nah­me auf die Na­tio­nal­bank durch die Po­li­tik als ge­fähr­lich. Das Par­la­ment ist gut be­ra­ten, die ge­nann­ten For­de­run­gen ab­zu­leh­nen. Der von einer Mehr­heit der UREK-N ge­for­der­te Kurs be­darf einer Kor­rek­tur. Die SNB soll sich auch wei­ter­hin auf die Wah­rung der Preis­sta­bi­li­tät fo­kus­sie­ren kön­nen. Sie soll dies auch künf­tig un­ab­hän­gig von der Po­li­tik und ba­sie­rend auf einer ei­ge­nen Ri­si­ko­ein­schät­zung ma­chen.