Hurra: Das Ende der Ne­ga­tiv­zin­sen ist da!

92 Mo­na­te nach deren Ein­füh­rung hebt die Na­tio­nal­bank (SNB) die Ne­ga­tiv­zin­sen nun mit einem Zins­schritt von 0,75 Pro­zent­punk­ten wie­der auf. End­lich. Ne­ga­tiv­zin­sen mögen zwar nötig ge­we­sen sein, weil die ul­tra­ex­pan­si­ve Geld­po­li­tik der Eu­ro­päi­schen Zen­tral­bank (EZB) den Spiel­raum der SNB in den letz­ten Jah­ren ent­schie­den ein­ge­schränkt hatte. Hö­he­re Zin­sen in der Schweiz als im Euro-Raum hät­ten den lange Zeit stark über­be­wer­te­ten Fran­ken durch die Decke gehen las­sen. Doch öko­no­misch sind Ne­ga­tiv­zin­sen ein Un­sinn. Zin­sen sind der Preis für Geld. Und wenn man für ein Gut nichts zah­len muss, wird es über­nutzt und man geht lie­der­lich damit um. Mit den Zins­er­hö­hun­gen hat aber die Ver­trei­bung aus dem Schul­den­pa­ra­dies be­gon­nen. Wäh­rend in den USA und in der EU das bil­li­ge Geld die Fi­nanz­märk­te auf­ge­bläht und die Staats­ver­schul­dung stark er­höht hat, ist die Achil­les­fer­se der Schweiz der Im­mo­bi­li­en­markt.

Schul­den­ber­ge, wohin man auch blickt. Die Staa­ten, die Pri­va­ten und die Un­ter­neh­men haben sich an die lange Phase des Bil­lig­gel­des ge­wöhnt und ihre Ver­schul­dung aus­ge­dehnt. Welt­weit. Denn schein­bar konn­ten mit Geld alle Pro­ble­me weg­ge­kauft wer­den. Um das Mor­gen küm­mer­te man sich nicht. 14 Jahre ist es her, seit die Fi­nanz­markt­kri­se die Welt er­schüt­ter­te. Seit­her sind die Zin­sen tief. In der Schweiz führ­te die SNB auf den 22. Ja­nu­ar 2015 Ne­ga­tiv­zin­sen ein. Frü­her schon ex­pe­ri­men­tier­te die Dä­ni­sche Zen­tral­bank mit die­sem In­stru­ment. Die Ja­pa­ner und die EZB folg­ten spä­ter.

Unter Öko­no­men ist um­strit­ten, ob die Ne­ga­tiv­zin­sen den er­wünsch­ten Ef­fekt er­ziel­ten. Die Idee da­hin­ter: Ers­tens soll­ten die Ban­ken ver­an­lasst wer­den, Um­schich­tun­gen in lang­fris­ti­ge An­lei­hen wie Staats- oder Un­ter­neh­mens­an­lei­hen zu tä­ti­gen, womit der lang­fris­ti­ge Zins­satz ge­drückt würde. Zwei­tens soll­ten sie einen Teil ihrer Gel­der von der Zen­tral­bank ab­zie­hen und ver­mehrt Kre­di­te ver­ge­ben und die Wirt­schaft an­kur­beln. Im Falle der Schweiz war das er­klär­te Ziel der Ne­ga­tiv­zin­sen, eine noch stär­ke­re Auf­wer­tung des Fran­kens zu ver­hin­dern. Ob die Ne­ga­tiv­zin­sen oder die um­fang­rei­chen De­vi­sen­markt­in­ter­ven­tio­nen der SNB ef­fek­ti­ver waren, um den Fran­ken zu sta­bi­li­sie­ren, wer­den wir wohl nie er­fah­ren.

Das wohl gröss­te Pro­blem, das die lange Phase der tie­fen Zin­sen in der Schweiz ge­schaf­fen hat, ist die Im­mo­bi­li­en­preis­ent­wick­lung. Die Ab­bil­dung zeigt ein­drück­lich, dass es in die­sem Be­reich rund um die Fi­nanz­markt­kri­se 2008/09 zu einem star­ken Preis­an­stieg (real, d.h. in­fla­ti­ons­be­rei­nigt) ge­kom­men ist. Da­mals senk­te die SNB die kurz­fris­ti­gen Zin­sen in ra­scher Folge von 2,75 auf 0,5 Pro­zent. Im Ver­gleich zu 2000 kos­tet ein Haus in der Schweiz heute im Durch­schnitt real 76 Pro­zent mehr. Mit sol­chen star­ken Im­mo­bi­li­en­preis­stei­ge­run­gen be­fin­det sich die Schweiz üb­ri­gens in «guter» Ge­sell­schaft: Auch in Deutsch­land und an­de­ren eu­ro­päi­schen Län­dern zogen die Im­mo­bi­li­en­prei­se in den letz­ten Jah­ren stark an. In den USA, dem Mut­ter­land der gi­gan­ti­schen Im­mo­bi­li­en­kri­se, wel­che die Fi­nanz­märk­te so durch­ge­schüt­telt hatte, haben die Im­mo­bi­li­en­prei­se mitt­ler­wei­le den Gip­fel von 2007 über­schrit­ten. Ob die Im­mo­bi­li­en­prei­se in der Schweiz oder an­ders­wo aber eine ei­gent­li­che Blase dar­stel­len oder nicht, kann erst dann be­ur­teilt wer­den, wenn sie platzt. Doch die Zei­chen dafür ste­hen «gut».

Das Fazit: Bil­li­ges Geld führt zu Ver­zer­run­gen. Doch das Schul­den­pa­ra­dies währt nicht ewig. Ak­tu­ell haben wir in der Schweiz le­dig­lich wie­der das Zins­ni­veau von 2008 er­reicht. Eine wei­te­re Nor­ma­li­sie­rung steht also noch an. Doch im­mer­hin sind die Ne­ga­tiv­zin­sen nun Ge­schich­te. Hof­fent­lich für immer.