Glasgow Flussbeet

Klei­ne, aber wich­ti­ge Er­fol­ge an der Kli­ma­kon­fe­renz

Nach dem Ende der Kli­ma­kon­fe­renz in Glas­gow zie­hen alle Be­tei­lig­ten Bi­lanz zum Ver­hand­lungs­er­geb­nis. Die gros­sen Würfe sind aus­ge­blie­ben und in vie­len Be­rei­chen wird die Po­li­tik von in­no­va­ti­ven Un­ter­neh­mern über­holt. Der Weg der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit bleibt an­spruchs­voll, aber die Kon­fe­renz mit ihren rund 40'000 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern hat die Wich­tig­keit des Kli­ma­the­mas und die Not­wen­dig­keit der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit ein­mal mehr klar un­ter­stri­chen. Im Be­reich der bi- und mul­ti­la­te­ra­len Zu­sam­men­ar­beit konn­ten zudem Fort­schrit­te er­zielt wer­den.

Die Vor­ga­ben für die 26. Kli­ma­kon­fe­renz (COP26) waren klar: Das Über­ein­kom­men von Paris er­for­dert von allen Staa­ten ab 2020 kon­kre­te Schrit­te zur Ver­min­de­rung ihrer Treib­haus­gas­emis­sio­nen, um die welt­wei­te Er­wär­mung auf 1,5 Grad zu be­gren­zen. Die­sem Ziel ist man nur wenig nä­her­ge­kom­men. Viele Er­eig­nis­se, An­kün­di­gun­gen und Ne­ben­schau­plät­ze ver­wäs­sern aber die wich­ti­gen Re­sul­ta­te, die in den zähen Ver­hand­lun­gen zwi­schen den De­le­gier­ten der 197 Un­ter­zeich­ner­staa­ten der UNO-Kli­ma­kon­ven­ti­on er­zielt wer­den konn­ten. Ge­ra­de für die Schweiz wur­den dabei wich­ti­ge Fort­schrit­te er­zielt.

Grif­fi­ge Re­geln für in­ter­na­tio­na­le Emis­si­ons­ver­min­de­run­gen

Die Schweiz ist Pio­nie­rin im Be­reich von bi­la­te­ra­len Kli­ma­ab­kom­men mit an­de­ren Staa­ten. Des­halb war es ein An­lie­gen der Schwei­zer De­le­ga­ti­on, eine Lö­sung für die Ver­mei­dung von Dop­pel­zäh­lun­gen von Emis­si­ons­ein­spa­run­gen zu fin­den. Die Schweiz konn­te an der Kon­fe­renz an­hand ihrer bi­la­te­ra­len Kli­ma­schutz­ab­kom­men er­folg­reich auf­zei­gen, dass eine sol­che Re­ge­lung mög­lich ist. An der Kon­fe­renz wur­den Re­geln ver­ab­schie­det, wel­che die Basis für wei­te­re bi- und mul­ti­la­te­ra­le Ver­ein­ba­run­gen legen. Damit wird der Weg für in­ter­na­tio­na­le Ko­ope­ra­tio­nen wei­ter ge­eb­net und eine Er­gän­zung zu einem rein na­tio­na­len oder zu einem von allen Ver­trags­staa­ten ge­tra­ge­nen Re­gel­werk ge­schaf­fen. Mit die­sen Re­geln kön­nen nun Emis­si­ons­re­duk­tio­nen im Aus­land kor­rekt an­ge­rech­net wer­den, was für die Fle­xi­bi­li­tät zur Ziel­er­rei­chung wich­tig ist.

Mehr Trans­pa­renz

Eine wich­ti­ge Grund­la­ge für die zu­neh­men­de Ein­fluss­nah­me auf die Emis­si­ons­ent­wick­lung ist die Schaf­fung von Trans­pa­renz und die Ver­gleich­bar­keit der Be­richt­er­stat­tung der ver­schie­de­nen Län­der. Die Teil­neh­mer­staa­ten konn­ten sich in Glas­gow nun dar­auf ei­ni­gen, wie sie künf­tig über ihre Emis­si­ons­ver­min­de­run­gen Be­richt er­stat­ten und die Un­ter­stüt­zung, die sie dafür sel­ber er­hal­ten oder in an­de­ren Län­dern aus­wei­sen. Dabei dür­fen Län­der, wel­che die Ka­pa­zi­tät zur Be­richt­er­stat­tung nicht haben, we­ni­ger um­fang­reich be­rich­ten. Für die Schweiz ist das gut, da diese Trans­pa­renz­re­geln ent­schei­dend für das Ver­trau­en zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en sind.

We­ni­ger Kohle

Eines der ehr­gei­zi­gen Ziele an der COP26 lag darin, den Aus­stieg aus der Kohle ein­zu­lei­ten. Statt von einem Aus­stieg (phase-out) ist auf Druck der stark von Kohle ab­hän­gi­gen Staa­ten China und In­di­en nun je­doch nur noch von einem schritt­wei­sen Abbau (phase-down) die Rede. Mit dem zum Ab­schluss der Kon­fe­renz ver­ab­schie­de­ten Text ver­pflich­ten sich die Teil­neh­mer­staa­ten, Koh­le­ener­gie, deren Emis­sio­nen nicht tech­nisch ab­ge­fan­gen wer­den, und in­ef­fi­zi­en­te Sub­ven­tio­nen für fos­si­le En­er­gi­en wie Öl und Gas ab­zu­bau­en. Die Schweiz be­grüss­te diese Stoss­rich­tung, ob­wohl sie sich für den voll­stän­di­gen Abbau der Sub­ven­tio­nen ein­ge­setzt hatte.

Um­gang mit kli­ma­be­ding­ten Schä­den

Nicht nur für die Ver­si­che­rungs­bran­che von Be­deu­tung ist die Frage nach dem Um­gang mit Schä­den und Ver­lus­ten, die in den Län­dern als Folge des Kli­ma­wan­dels ent­ste­hen (z.B. Über­schwem­mun­gen, Ern­te­aus­fäl­le). Dies­be­züg­lich wurde be­schlos­sen, dass die In­dus­trie­län­der bis 2025 die Gel­der ver­dop­peln, die sie für Mass­nah­men zur An­pas­sung an den Kli­ma­wan­del in Ent­wick­lungs­län­dern be­reit­stel­len. Ver­zich­tet wird hin­ge­gen auf einen neuen Fonds für die tech­ni­sche Un­ter­stüt­zung nach kli­ma­be­ding­ten Scha­dens­er­eig­nis­sen.

Er­freu­lich ist auch, dass die bei­den welt­gröss­ten Volks­wirt­schaf­ten und Ver­ur­sa­cher von Treib­haus­gas­emis­sio­nen, die USA und China, ihre Zu­sam­men­ar­beit im Kampf gegen die Erd­er­wär­mung aus­bau­en wol­len. In einer ge­mein­sa­men Er­klä­rung haben sie sich «auf einen grund­le­gen­den Rah­men für die Zu­sam­men­ar­beit» ge­ei­nigt. Das ist zwar noch weit ent­fernt von einer kon­kre­ten ge­mein­sa­men Um­set­zung, aber auch das zeigt, dass Kli­ma­po­li­tik ernst ge­nom­men wird. Die nächs­te Welt­kli­ma­kon­fe­renz COP27 tagt im No­vem­ber 2022 in Ägyp­ten – bis da bleibt noch viel zu tun.