Mann füllt Steuererklärung aus

Juso-In­itia­ti­ve – 5 Fak­ten zum Steu­er­sys­tem

Die 99%-In­itia­ti­ve, über die wir am 26. Sep­tem­ber ab­stim­men, will «Ka­pi­tal­ein­kom­men» höher be­steu­ern. Der Ab­stim­mungs­kampf trägt bunte Blü­ten, vor­ge­brach­te Ar­gu­men­te ba­sie­ren auf einem Zerr­bild der Steu­er­land­schaft. Die Fak­ten zei­gen, dass das Schwei­zer Steu­er­sys­tem aus­ge­wo­gen ist: Hohe Ein­kom­men wer­den stär­ker be­las­tet, un­ter­schied­li­che Ein­kom­mens­ar­ten dabei aber gleich­be­han­delt. Die Juso will das Sys­tem auf den Kopf stel­len.

1. Staa­ten, die Ka­pi­tal­ge­win­ne be­steu­ern, ken­nen keine Ver­mö­gens­steu­er

Juso-Prä­si­den­tin Ronja Jan­sen be­haup­tet, der Blick in an­de­re Län­der zeige, dass die Ka­pi­tal­ge­winn­steu­er kein Schre­ckens­sze­na­rio sei. Was sie dabei un­ter­schlägt: Diese Län­der ken­nen keine Ver­mö­gens­steu­er. In der Schweiz ver­steu­ern Fir­men­be­sit­zer fak­tisch be­reits heute ein pau­scha­les Ka­pi­tal­ein­kom­men. 7 Mil­li­ar­den Fran­ken bringt die Ver­mö­gens­steu­er jähr­lich ein. Wären künf­tig zu­sätz­lich auch noch die Wert­stei­ge­run­gen auf dem Fir­men­ver­mö­gen voll als Ka­pi­tal­ge­win­ne zu ver­steu­ern (ab einem Schwel­len­wert sogar noch fik­tiv über­höht), wäre das ist für viele Un­ter­neh­me­rin­nen und Un­ter­neh­mer de­fi­ni­tiv ein in­ter­na­tio­nal bei­spiel­lo­ses Schre­ckens­sze­na­rio.

2. Ar­beits- und Ka­pi­tal­ein­kom­men wer­den heute gleich be­steu­ert

Die Prä­mis­se der Juso, dass Ka­pi­tal­ein­kom­men steu­er­lich pri­vi­le­giert sind, ist schlicht falsch. Ein Un­ter­neh­mer, der mit sei­nem KMU einen Ge­winn er­zielt, leis­tet zu­nächst ein­mal die Ge­winn­steu­er. Was übrig bleibt und als Di­vi­den­de aus­ge­schüt­tet wird, un­ter­liegt der Ein­kom­mens­steu­er. Es ist in­ter­na­tio­nal ab­so­lut üb­lich, diese Dop­pel­be­las­tung von Un­ter­neh­mer­ein­kom­men zu mil­dern. Mit der Teil­be­steue­rung von Di­vi­den­den (70% beim Bund, min­des­tens 50% in den Kan­to­nen), wird le­dig­lich die Gleich­be­hand­lung mit Er­werbs­ein­kom­men si­cher­ge­stellt.

Im Un­ter­schied zu zahl­rei­chen an­de­ren Staa­ten, die Ka­pi­tal­ein­kom­men se­pa­rat mit einem tie­fe­ren pro­por­tio­na­len Steu­er­satz be­las­ten (be­grün­det mit der hö­he­ren Mo­bi­li­tät von Ka­pi­tal), be­steu­ert die Schweiz Ka­pi­tal­er­trä­ge glei­cher­mas­sen pro­gres­siv wie Er­werbs­ein­kom­men.

3. Auch Un­ter­neh­me­rin­nen be­zah­len die Mehr­wert­steu­er

Dop­pel­be­las­tun­gen sind nichts Be­son­de­res und tref­fen auch Lohn­emp­fän­ger, die neben Ein­kom­mens- auch Mehr­wert­steu­ern be­zah­len, heisst es oft. Letz­te­re be­las­tet al­ler­dings aus­nahms­los alle: die Rent­ne­rin, den selbst­stän­dig Er­werbs­tä­ti­gen ge­nau­so wie die Un­ter­neh­me­rin. Jede und jeder be­zahlt die Mehr­wert­steu­er auf dem ei­ge­nen Kon­sum. Das än­dert nichts an der wirt­schaft­li­chen Dop­pel­be­las­tung von KMU-In­ha­bern, die auf ihren Er­trä­gen neben der Ein­kom­mens- zu­sätz­lich auch die Ge­winn­steu­er be­rap­pen.

In Eu­ro­pa lie­gen die all­ge­mei­nen Mehr­wert­steu­er­sät­ze zwi­schen 17 und 27% und damit deut­lich höher als in der Schweiz (7.7%). Wäh­rend un­se­re Nach­bar­staa­ten sich also ver­stärkt über Kon­sum­steu­ern fi­nan­zie­ren, die auch die un­te­ren Ein­kom­mens­schich­ten be­las­ten, setzt die Schweiz viel stär­ker auf pro­gres­siv wir­ken­de di­rek­te Steu­ern.

4. Ka­pi­tal­ein­kom­men be­grün­den keine So­zi­al­leis­tun­gen

So­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge fal­len nur auf Er­werbs­ein­kom­men an. Das macht Sinn, sind es doch auch nur Er­werbs­ein­kom­men, die damit ab­ge­si­chert wer­den im Alter, bei Ar­beits­lo­sig­keit, Un­fäl­len oder In­va­li­di­tät. Auf Ka­pi­tal­ein­kom­men wer­den keine Bei­trä­ge er­ho­ben, sie be­grün­den aber auch keine So­zi­al­leis­tun­gen. Es ist nicht nach­voll­zieh­bar, wie die Be­für­wor­ter hier von Pri­vi­le­gi­en spre­chen kön­nen.

Das Ver­si­che­rungs­prin­zip wird nur bei hohen Löh­nen durch­bro­chen. Ab einer be­stimm­ten Ein­kom­mens­schwel­le sind AHV-Bei­trä­ge nicht mehr ren­ten­bil­dend und wir­ken damit wie eine «Hoch­lohn­steu­er». Kaum ein an­de­res Land kennt ein sol­ches zu­sätz­li­ches Pro­gres­si­ons­ele­ment in der Al­ters­vor­sor­ge.

5. Eine KMU scho­nen­de Um­set­zung die­ser Steu­er­initia­ti­ve ist il­lu­so­risch

Die Of­fen­heit des In­itia­tiv­tex­tes lasse eine ver­nünf­ti­ge Um­set­zung zu, be­haup­ten die Be­für­wor­ter. Man würde Rück­sicht neh­men auf KMU und Start-ups. Das ist in­ter­es­sant, ist die Juso doch bis­her durch eine ra­di­ka­le Aus­le­gung der In­itia­ti­ve auf­ge­fal­len. Letzt­lich ist es ganz ein­fach: für eine KMU-freund­li­che Um­set­zung wäre die gleich­zei­ti­ge Ab­schaf­fung der Ver­mö­gens­steu­er zwin­gend. Alles an­de­re führt zu einer kla­ren Dop­pel­be­las­tung der Fir­men­sub­stanz. Für den Fis­kus wäre die In­itia­ti­ve damit si­cher­lich ein Ne­ga­tiv­ge­schäft. We­ni­ger statt mehr Um­ver­tei­lung wäre die Folge. Das ist de­fi­ni­tiv nicht im Sinne des Er­fin­ders.

Wei­te­re Fak­ten zur Juso-Steu­er­initia­ti­ve:

Fak­ten­blatt: Will­kür­li­che Steu­er­er­hö­hung im Wi­der­spruch zur Ver­fas­sung

Fak­ten­blatt: Klas­sen­kampf im Land der guten Löhne

Fak­ten­blatt: An­griff auf die KMU-Sub­stanz ver­schärft die Krise

Fak­ten­blatt: Steu­er­initia­ti­ve zer­stört den Star­t­up-Stand­ort Schweiz ​