Darstellung eines Datennetzes

Hoch­breit­band: Ein smar­ter För­der­an­satz ist ge­fragt

Die Hoch­breit­band­ver­sor­gung in der Schweiz ist über­durch­schnitt­lich gut und flä­chen­de­ckend vor­han­den. Der Wett­be­werb funk­tio­niert. Bringt der Markt ver­ein­zelt den­noch nicht die ge­wünsch­te Leis­tung, soll in Zu­kunft eine punk­tu­el­le staat­li­che För­de­rung nach­hel­fen. Dabei gilt es, aus den Män­geln der heu­ti­gen Te­le­kom-Grund­ver­sor­gung zu ler­nen.

Zum Ende der Som­mer­ses­si­on be­han­delt das Par­la­ment noch­mals ein wich­ti­ges Zu­kunfts­the­ma: Die di­gi­ta­len In­fra­struk­tu­ren. Der Na­tio­nal­rat ent­schei­det am Don­ners­tag über ein Pos­tu­lat sei­ner Fern­mel­de­kom­mis­si­on, das vom Bun­des­rat eine neue Hoch­breit­band­stra­te­gie for­dert. Für die Wirt­schaft ist klar: Es braucht einen neuen För­der­an­satz, der bes­ser zum frei­en Te­le­kom­markt passt als die heu­ti­ge Grund­ver­sor­gung.

«Wei­ter wie bis­her» ist keine Op­ti­on

Wenn es um den Netz­aus­bau geht, wird in der Po­li­tik gerne der «di­gi­ta­le Gra­ben» zwi­schen Stadt und Land her­auf­be­schwo­ren. Hier die hoch­ge­rüs­te­ten Zen­tren mit mo­derns­ten In­fra­struk­tu­ren, dort die ver­nach­läs­sig­ten Berg­tä­ler, die den wirt­schaft­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen An­schluss ver­lie­ren. Zu­ge­schüt­tet wer­den soll­te der Gra­ben bis­her immer mit Hilfe der Te­le­kom-Grund­ver­sor­gung. Diese schreibt ga­ran­tier­te Min­dest­band­brei­ten und Prei­se vor, wel­che die Swiss­com als ein­zi­ge Grund­ver­sor­gungs­kon­zes­sio­nä­rin in allen Lan­des­tei­len zu er­brin­gen hat. Nach­dem das Par­la­ment erst vor kur­zem die Min­dest­band­brei­te in die­ser Grund­ver­sor­gung auf 10 Me­ga­bit pro Se­kun­de er­höht hat, steht nun sogar eine Ver­acht­fa­chung auf 80 Me­ga­bit pro Se­kun­de im Raum. Das Pro­blem dabei: Der An­spruch in der Grund­ver­sor­gung ist um­fas­send - er gilt immer und über­all, un­ab­hän­gig von den tat­säch­li­chen Nut­zungs­be­dürf­nis­sen oder von den lo­ka­len Ver­hält­nis­sen. Damit kann nicht auf die ef­fek­ti­ve Nach­fra­ge, alle ver­füg­ba­ren An­bie­te­rin­nen und Tech­no­lo­gi­en Rück­sicht ge­nom­men wer­den.

Nur punk­tu­el­le Un­ter­ver­sor­gung mit hohen Band­brei­ten

Die Ende der Neun­zi­ger­jah­re ge­schaf­fe­ne Te­le­kom-Grund­ver­sor­gung ver­folgt einen An­satz, der heute an der Markt­ent­wick­lung und an den rea­len Be­dürf­nis­sen vor­bei geht. Der «di­gi­ta­le Gra­ben» ist in Tat und Wahr­heit eher ein di­gi­ta­les Mo­sa­ik: Rund 400'000 An­schlüs­se in der Schweiz ver­fü­gen heute noch über Band­brei­ten von we­ni­ger als 80 Me­ga­bit pro Se­kun­de. Das sind nur noch rund 7 Pro­zent der Ge­samt­heit. Die «white spots» be­fin­den sich nicht nur in länd­li­chen Re­gio­nen, son­dern auch in Ag­glo­me­ra­tio­nen und sogar in Städ­ten. Es sind Ein­zel­fäl­le, die auch nach einer spe­zi­fi­schen Ein­zel­fall­be­trach­tung ver­lan­gen. Auch der Si­tua­ti­on auf der An­ge­bots­sei­te wird die Re­gu­lie­rung nicht mehr ge­recht: Nicht nur die Swiss­com ist ge­eig­net, die Res­ter­schlies­sun­gen vor­zu­neh­men, auch an­de­re Ver­sor­ge­rin­nen, z.B. lo­ka­le Ka­bel­net­ze sind wich­tig. Eben­so ist das Fest­netz heute nicht mehr die ein­zi­ge qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Tech­no­lo­gie, auch Mo­bil­funk und Sa­tel­lit könn­ten ver­mehrt ein­ge­setzt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen stim­men.

Wie ein neues För­der­mo­dell aus­se­hen könn­te

Die Mit­glie­der von eco­no­mie­su­is­se aus der Te­le­kom­bran­che en­ga­gie­ren sich täg­lich dafür, eine noch bes­se­re Ver­sor­gung in allen Lan­des­tei­len zu er­rei­chen. Geht es um mo­derns­te Te­le­kom­net­ze, soll der Staat nur sehr ge­zielt ein­grei­fen. Ein neuer För­der­an­satz muss nach­fra­ge­recht und wett­be­werbs­neu­tral sein sowie alle ver­füg­ba­ren Tech­no­lo­gi­en ein­be­zie­hen (insb. Mo­bil­funk und Sa­tel­lit). Denk­bar wäre ein drei­stu­fi­ges Mo­dell:

  • Dort, wo der Markt heute spielt und der pri­va­te Netz­aus­bau funk­tio­niert, be­nö­tigt es wei­ter­hin keine Ein­grif­fe.
  • Dort, wo eine wirt­schaft­li­che Er­schlies­sung mög­lich wäre, sich aber keine Te­le­kom-An­bie­te­rin zur Ver­fü­gung stellt, könn­te der Staat die Er­schlies­sung auf Kos­ten der Bran­che ver­fü­gen, so­fern von Nut­zer­sei­te ein Be­darf gel­tend ge­macht wird.
  • Dort, wo kein Markt spielt und die Er­schlies­sung un­wirt­schaft­lich ist, könn­te der Staat – auf An­trag einer Nut­zen­den und unter Be­rück­sich­ti­gung der lo­ka­len Ver­hält­nis­se – eine öf­fent­lich fi­nan­zier­te Er­schlies­sung ver­fü­gen. An­ders als in der heu­ti­gen Grund­ver­sor­gung wären dabei alle ge­eig­ne­ten An­bie­ter und Tech­no­lo­gi­en zu be­rück­sich­ti­gen.

Die­ser An­satz wäre ein rea­li­täts­nä­he­res und kos­ten­ef­fi­zi­en­te­res In­stru­ment, das dem funk­tio­nie­ren­den Te­le­kom­markt kei­nen Scha­den zu­fügt. Auch die Fi­nan­zie­rung einer sol­chen Aus­bau­för­de­rung könn­te über­zeu­gen­der ge­löst wer­den: In der heu­ti­gen Grund­ver­sor­gung be­stellt die Po­li­tik flä­chen­de­ckend Leis­tun­gen, wel­che die Markt­teil­neh­mer und letzt­lich die Kon­su­men­tin­nen be­zah­len. Di­rek­te staat­li­che Zu­schüs­se wären da­ge­gen trans­pa­ren­ter und ver­ur­sach­ten we­ni­ger Streu­scha­den. Für die staat­li­che Mit­fi­nan­zie­rung der Er­schlies­sun­gen könn­te auf be­ste­hen­de Ab­ga­ben im Te­le­kom­sek­tor zu­rück­ge­grif­fen wer­den – bei­spiels­wei­se auf die Er­lö­se der Mo­bil­funk-Fre­quenz­auk­tio­nen. Diese und an­de­re Op­tio­nen sind ein­ge­hen­der zu prü­fen.